63
Warum sie zwar die Aufgaben und Positionen, aber nie das Unter-
nehmen gewechselt habe? „Weil sich immer spannende Möglichkei-
ten in der Firma für mich ergeben haben – wenn man hier engagiert
ist, bekommt man das zurückgespiegelt.“ Bevor sie allerdings eine
neue Stelle übernommen hat, stellte sie sich immer drei Fragen: Was
ist mein Gestaltungsspielraum? Was kann ich verändern? Und: Wer
ist mein Chef? „Gerade wenn man eine Führungskarriere anstrebt,
braucht man Menschen, die enem Perspektiven vermitteln, fachlich
wie persönlich. Und das kann ich fix sagen: Meine Chefs haben mich
auf jeden Fall geprägt, ich durfte sehr viel von ihnen lernen.“
Und damit konnte sie andere Bewerber wohl ausstechen. „Man kennt
mich gut, weiß über meine nachhaltige Arbeit Bescheid, dass ich Din-
ge, die ich in Angriff nehme, stets zum Ziel führe und dass ich mit
meiner Erfahrung sehr viele Bereiche abdecken kann“, erzählt Strübl.
Wichtig sei auch ihre
Marktkenntnis und ihr oberösterreichisches
Netzwerk und nicht zuletzt wollte man sicher auch einer Frau die
Chance geben, sagt sie weiter. Das sei aber definitiv nicht der ein-
zige Grund. „Wenn man so eine Position einnimmt, bekommt man
natürlich nicht nur Freunde, sehr viele sehen es kritisch, wenn eine
Frau und junge Mutter im Geschäftsleben Verantwortung übernimmt.
Aber es spornt mich höchstens an, zu zeigen, dass das eine Frau auch
kann“, sagt sie und schmunzelt.
Eine Führungskraft sollte_Menschenorientierung,
Vorbildwirkung, Umsetzungskraft, Zielstrebigkeit
und Handschlagqualität haben.
Laut werde ich_nur im Auto, wenn ich Musik höre
und mitsinge.
Das Schwierigste an meinem Job ist_dass ich
mein Kind nicht gleichzeitig sehen kann und dass
man gerecht gegenüber seinen Mitarbeitern bleibt.
Lebensmotto_Das Leben ist keine Generalprobe.
Später soll mir einmal nachgesagt werden_dass
ich eine gewisse Vorbildwirkung für Frauen in der
Automobilbranche hatte und dass ich eine gute,
prägende und motivierende Führungskraft war.
„Ich ermuntere meine
Mitarbeiter dazu, out
of the box zu denken.“
Norbert Draskovits liebt Herausforderungen. Und das ist gut so. Denn seit
Mai ist der gebürtige Burgenländer verantwortlich dafür, dass der Linzer
Flughafen abhebt. Was nicht einfach sein wird, denn die Situation ist eine
ganz spezielle: Die Flughäfen in Wien, München und Salzburg sind starke
Konkurrenten in unmittelbarer Nähe, hinzu kommt, dass auch das Inco-
ming-Charteraufkommen überschaubar und die Zahl der zivilen Linien-
flüge klein ist. „Das ist natürlich eine große Herausforderung, aber ich sehe
sie mit Optimismus. Ich bin ein analytischer Mensch, der sich die Dinge
erst einmal anschaut und dann für große Probleme große Lösungen sucht.“
Um die zu finden, müsse man offen denken,
eingetretene Pfade ver-
lassen und so zu neuen Lösungsansätzen kommen. „Im Konkreten wird
es bei uns darum gehen, dass wir unseren Markt und den Flughafen besser
im Ausland verkaufen. Man muss die Region bei den Airlines in die Köpfe
reinbringen und ihnen zeigen, was normale Marktforschung nicht zeigt:
Nämlich dass es einen großen Passagierabfluss von Oberösterreich zu den
umliegenden Flughäfen gibt, das Potential aber hier ist.“ Vereinfacht aus-
gedrückt: Er muss die Verantwortlichen bei den Airlines überzeugen, dass
Linz Potential für sie hat. Draskovits großer Vorteil: Er weiß, wie Airline-
manager ticken und wie sie den Markt analysieren.
Das war wohl auch der Grund, warum sich der 58-Jährige gegen 46 höchst-
qualifizierte Mitbewerber für die Stelle des Flughafendirektors durchge-
setzt hat. Er kennt nicht nur die Branche von allen Seiten, sondern auch
die handelnden Personen. „Ich war zehn Jahre bei der AUA, dann dreizehn
Jahre im Verkehrsbüro, dort war ich drei Vorstandsperioden für drei unter-
schiedliche Bereiche zuständig und bin dann wieder zur Airline. Ich habe
NORBERT DRASKOVITS
Direktor, Flughafen Linz
Ausbildung und Karriere_studierte an der WU
Wien, war Route Manager und Sales Director bei
Austrian Airlines bis 1997, danach Vorstandsdirek-
tor der Verkehrsbüro AG, bis 2013 Geschäftsführer
von BCD Travel, Globaler Vertriebschef bei Air
Berlin und bis 2016 Vice President Commercial bei
FlyNiki.