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Redaktion_Sebastian Luger Kreativ Direktion_Alexandra Auböck Fotografie_Mario Riener
Vor rund zweieinhalb Jahren hat Georgia Rohrhofer-Meinhart, die Nichte von Firmengründer Walter
Meinhart, die Geschäfte beim
österreichischen Marktführer für Kabeln und Leitungen
, Meinhart
Kabel aus St. Florian, übernommen. Gemeinsam erzählen Onkel und Nichte, warum man immer in
Oberösterreich geblieben ist, wie man als studierte Romanistin und Journalistin Geschäftsführerin
in der Kabelbranche wird und wie die Übergabe ablief.
„VERKAUFEN KAM NICHT IN FRAGE“
90 Prozent der Unternehmen in Oberöster-
reich sind Familienbetriebe, jede vierte Firma
wird bereits von einer nachfolgenden Generati-
on geführt, sagt der Oberösterreichische Wirt-
schaftsbund. So auch bei Meinhart Kabel aus
St. Florian, wo die Nichte Georgia Rohrhofer-
Meinhart den Familienbetrieb von ihrem On-
kel und Gründer Walter Meinhart übernahm.
Die beiden führen durch das beeindruckende
Kabellager, in dem mehr als 3.500 unterschied-
liche Kabeltypen auf über 110.000 Quadrat-
metern – inklusive Bürogebäude – lagern.
Es bleibt in der Familie
Meinhart wünschte sich einen Nachfolger aus
der Familie. „Ich habe zwei Söhne, die aber
nicht übernehmen wollten. Das Unternehmen
zu verkaufen kam für mich jedoch nicht in Fra-
ge.“ Also suchte er im erweiterten Familienum-
feld nach einem Nachfolger. „Da ist nur meine
Nichte Georgia in Frage gekommen.“ So über-
nahm die studierte Romanistin und Journalis-
tin schließlich sukzessive die Geschäftsführung
und wurde Mehrheitsbeteiligte. „Zwischen
meiner Ausbildung und dem Führen eines
Unternehmens gibt es wenige Verbindungen.
Aber ich bin in einer Familie groß geworden,
in der alle Unternehmer waren. Durch meinen
Onkel habe ich die Entwicklung des Unter-
nehmens schon sehr früh mitbekommen“, so
Rohrhofer-Meinhart. Es sei viel „Learning-
by-doing“ gewesen, ein organisches Wachsen
mit der Aufgabe. Meinhart sei froh, dass mit
seiner Nichte wieder frischer Wind in das
Unternehmen kommt: „Jeder Geschäftsführer
drückt dem Unternehmen seinen Stempel auf.
Sonst kommt man aus dem alten Fahrwasser
nicht heraus, und die Märkte ändern sich ja
trotzdem sehr schnell.“ Eines der Hauptziele
der neuen Geschäftsführerin sei, den direkten
Kontakt zum Kunden wieder mehr zu pflegen:
„Durch eine Kundenbefragung haben wir fest-
gestellt, dass wir zu wenig nah am Kunden sind,
da haben wir uns durch unsere Größe und das
relativ schnelle Wachstum etwas wegentwickelt.
Das ist einer der Punkte, wo ich in Zukunft
ansetzen möchte.“
Kapazitätsmäßig am Limit
1978 gründete Walter Meinhart das Unterneh-
men als Ein-Mann-Betrieb, zog dann weiter
nach Leonding. 1989 landet man schließlich
in St. Florian. Die Verbindung und das Com-
mitment zu Oberösterreich stellte Meinhart
als gebürtiger Oberösterreicher nie in Frage:
„Oberösterreich ist die wirtschaftlich stärkste
Region Österreichs mit ungefähr 25 Prozent
des Bruttoinlandsprodukts und wir haben hier
bedeutende Abnehmer.“ Daran werde sich
auch in den nächsten 40 Jahren nicht viel än-
dern, so Rohrhofer-Meinhart: „Es ist für uns
die ideale Lage, was das Umfeld, die Nähe zu
unseren Großkunden und die Transportwege
betrifft. Ich habe nicht vor, das in Zukunft zu
ändern. Sicher könnten wir woanders alleine
aufgrund der Lohnkosten billiger anbieten,
aber das ist für uns kein Thema. Egal, was pas-
siert: Wir werden diesen Standort behalten.“
Zudem will man in „unmittelbarer, nachbar-
schaftlicher“ Nähe noch weiterwachsen, da
man kapazitätsmäßig an seine Grenzen stoße.
Es sei bereits geplant, die 113.000 Quadrat-
meter zu erweitern.
Dass aus dem Spezialisten für Kabeln und Lei-
tungen eine fast vier Jahrzehnte währende Er-
folgsgeschichte wurde, war so nicht ganz abzu-
sehen, denn einen konkreten Businessplan gab
es anfangs nicht: „Ich hatte keinen Masterplan,
sondern wollte mich nur unbedingt selbststän-
dig machen. Die ersten Jahre waren gemessen
am Umsatz relativ bescheiden, dann trat aber
stetiges Wachstum ein und das ist mit kleinen
Unterbrechungen auch so geblieben.“ Mitt-
lerweile beschäftigt man in Oberösterreich
160 Mitarbeiter – mit den internationalen
Töchterunternehmen in Tschechien, Ungarn,
Rumänien und Kroatien sind es international