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machen. Natürlich habe ich auch Zweifel. Ich
wünsche mir, dass ich in drei, sechs oder zwölf
Monaten sage, dass dieser Weg die richtige
Entscheidung war.
Du hast vor kurzem dein Buch
„So läuft Start-up“ veröffentlicht, in
dem du über die Stationen deines
Unternehmerdaseins schreibst.
Was willst du damit bewirken?
Gschwandtner_Auf der einen Seite woll-
te ich immer ein Buch herausgebracht haben,
wenn ich 35 bin. Ich dachte lange, dass sich
das nicht ausgehen wird, aber gemeinsam
mit einem Ghostwriter hat es schließlich
geklappt. Auf der anderen Seite will ich
mit dem Buch als Multiplikator noch mehr
Menschen motivieren – viele sind in den ver-
gangenen Jahren auf mich zugekommen und
haben mir erzählt, dass sie sich durch unsere
Erfolgsgeschichte getraut haben, zu gründen.
Es wäre für den Standort gut, wenn es noch
viele andere Runtastics geben würde, und ich
will ja auch meine Gedanken und Erfahrun-
gen zum Unternehmertum weitergeben.
Welche Erfahrungen sind
dabei besonders wichtig?
Gschwandtner_Das Buch erzählt auch die
Story, dass unser Erfolg alles andere als selbst-
verständlich war. Recht viel mehr „Neins“ als
wir in der Anfangsphase gehört haben, gehen
schon fast nicht mehr, von Investoren bis hin
zu früheren Chefs. Jedes „Nein“ war aber eine
große Motivation, weiterzumachen. Ich glau-
be, das sind die wichtigsten Schlüsselelemente,
die wir Menschen mit einer Idee vermitteln
müssen: Die Idee macht fünf Prozent aus, die
Umsetzung den Rest. Glück ist natürlich auch
ein Faktor, aber ein bisschen kann man das
auch erzwingen.
Trotz allen „Neins“ hast du nur ein
einziges Mal am Erfolg von Runtastic
gezweifelt – diesen Moment
beschreibst du im Buch.
Gschwandtner_Das war kurz nach der
Gründung im Winter, mein altes Auto hat-
te einen Motorschaden. Ich bin bei hohem
Schnee mit meinem alten Mountainbike ins
Büro gefahren, unter einer Brücke in einer
Kurve hat es mich total aufgelegt, ich bin
auf meinen linken Ellenbogen gefallen. Es
ist halb sechs morgens, saukalt, du liegst mit
Schmerzen im Matsch, die Leute, die vorbei-
fahren, sehen dich mitleidig an. Da dachte
ich mir: Warum tust du dir das an? Du hast
zwei Masterstudien, bist kein Volltrottel, ist
das wirklich richtig, was du hier tust? Nach
fünf bis zehn Minuten war der Moment aber
wieder vorbei und es wurde wieder gehackelt.
Generell beschreibst du die Anfänge
von Runtastic als sehr entbehrungs-
reich – besonders finanziell.
Gschwandtner_Weil uns alle Investoren
abgesagt haben, mussten wir selbst Geld ver-
dienen, um das Unternehmen zu finanzieren –
wir haben alles was ging in Runtastic gesteckt.
Das durchschnittliche Mittagessen durfte
2,90 Euro kosten – ein Käse-Schinken-We-
ckerl aus dem Supermarkt. Wenn man aber
nach Optionen sucht, findet man Lösungen.
Natürlich kann man auch sagen, my life sucks,
aber das hilft nicht. Wie viele E-Mails wir
geschrieben haben, wie viele Veranstaltungen
wir besucht haben – wir haben kontinuierlich
mehr gemacht als die meisten anderen. Das
macht sich bezahlt. Nicht zwei Wochen später,
aber Jahre später dann. Diese Zeit musst du
durchhalten, die meisten geben auf, die meis-
ten suchen sich Ausreden, warum sie arm sind.
Waren sich in dieser Zeit immer alle
vier Gründer einig, das ganze Geld in
das Unternehmen zu stecken?
Gschwandtner_2010 haben wir den Preis
für die beste App des Landes gewonnen. Von
den 50.000 Euro haben wir uns 1.000 aus-
gezahlt, die restlichen 49.000 in die Firma
gesteckt. Wir waren uns eigentlich immer
in allen Belangen einig, auch wenn uns pro-
phezeit wurde, dass wir uns sicher zerstreiten
werden. Alles wurde immer fair aufgeteilt, ich
zum Beispiel war teilweise sehr viel unterwegs,
was anstrengend war, dafür durfte ich aber
auch mehr Leute kennen lernen. Selbst nach
mehr als neun Jahren sind wir immer noch su-
per gute Freunde, wir haben zwei gemeinsame
Wohnungen, in Kitzbühel und auf Mallorca.
Apropos viel unterwegs: Du hast in den
vergangenen Jahren unzählige Dienst-
reisen unternommen – besonders in
die USA. Runtastic hat sich aber immer
zum Standort in Pasching bekannt. Wie
nimmst du Österreich als Gründer-
Standort wahr?
Gschwandtner_Umso mehr ich reise,
umso mehr schätze ich das Land. Vor kur-
zem habe ich wieder unseren Standort in San
Francisco besucht. Eine wunderschöne Stadt,
gleichzeitig aber auch sehr dreckig und mit
einem enorm hohen Anteil an Obdachlosen.
Dieses Bild wiederholt sich: Der neue Face-
book-Campus in Kalifornien ist extrem cool,
der Kreisverkehr davor ist mit Müll übersät.
Auch im Silicon Valley gibt es viele Schat-
tenseiten. In Österreich haben wir eine gute
Kombination aus Stadt und Land, gerade im
Sommer geht einem da wenig ab. Das Land,
die Menschen und das Bildungssystem geben
viel her. Viele intelligente Menschen leben
hier, wir stehen der restlichen Welt um nichts
nach. Auch die Stimmung in der Szene ist gut
– es gibt keinen Grund, wegzugehen. Einziger
Punkt: Mehr Selbstvertrauen und größer den-
ken – da müssen wir noch aufholen.
Dieses mangelnde Selbstvertrauen
verhindert oft den Weg in die Selbst-
ständigkeit. Was kannst du all jenen
empfehlen, die überlegen, ob sie
gründen sollen?
Gschwandtner_Grundsätzlich ist jetzt
eine gute Zeit zum Gründen. Der Wirtschaft
geht es gut, es gibt Geld, mehr Leute als vor
einigen Jahren sind sich bewusst, dass man
auch in Start-ups und junge Menschen in-
vestieren kann. Die meisten haben auch nicht
viel zu verlieren, ich selbst hatte damals außer
meiner Studentenwohnung und dem alten
Auto nicht viel, darum auch niedrige Fixkos-
ten. Es kann außerdem ratsam sein, nicht mit
zu vielen Leuten über das Vorhaben zu re-
den. Wenn du 25 Stimmen hast, ist das nicht
immer sinnvoll und kann auch abschrecken.
Man sollte sich auch nicht davon abhalten las-
sen, wenn es manche Dinge schon gibt. Man
kann auch etwas Bestehendes verbessern und
damit Erfolg haben. Es muss nicht immer al-
les neu erfunden werden. Natürlich sind gera-
de bei Start-ups die Chancen auf einen Erfolg
eher klein als groß. Die Lernphase ist dafür
unglaublich spannend – man nimmt enorm
viel Know-how mit._
„So läuft Start-up“
Florian Gschwandtner über seinen
anderen, eigenen Weg – von der
Kindheit am elterlichen Hof in
Strengberg bis zum lukrativsten
Exit der österreichischen Start-up–
Geschichte. Der Entrepreneur gibt
sein Wissen weiter, schreibt über
Erfolgsstrategien und wie er sein
Wissen nutzt.
Florian Gschwandtner / Ecowin
ISBN-13 9783711001771