17
Die Junge Wirtschaft (JW) bietet seinen Mitgliedern ein Netzwerk,
durch das sich Gleichgesinnte austauschen, voneinander lernen
und Kontakte knüpfen können – auch schon vor oder während der
Gründung. Das soll Mut geben. Das aktuelle Motto: „Trau di“.
01
ÜBERMUT
„Neben der Vernetzung unserer Mitglieder ist es uns auch sehr wichtig, Gründer
und Jungunternehmer sichtbar zu machen, wir wollen aufzeigen, was sie für unse-
ren Wirtschaftsstandort leisten“, sagt JW-Landesvorsitzender Bernhard Aichinger,
„Mit dem Jungunternehmerpreis holen wir jährlich außergewöhnliche Wirtschafts-
treibende vor den Vorhang.“ So soll auch das Gefühlsleben eines Jungunterneh-
mers und Gründers nach außen transportiert werden, um der Bevölkerung zu
zeigen, dass Jungunternehmer viel Mut aufbringen, hart arbeiten und mit ihren
Impulsen den Wirtschaftsstandort beleben. „Wir möchten Gründer und auch
jene, die noch nicht gegründet haben, ermutigen, ihren Weg zu gehen. Mut kann
man nicht kaufen, aber fühlen“, erklärt Aichinger. Das Motto des heurigen und
der nächsten Jahre: „Trau di“.
Aichinger gründete mit 21 Jahren selbst, sein Unternehmen E-Conomix ist auf das
Erstellen von Webseiten und Online-Shops für Firmenkunden spezialisiert. Ihm
sei schon immer klar gewesen, dass ihn sein Weg in die Selbstständigkeit führen
würde. In dieser Selbstständigkeit sieht Aichinger heute gänzlich neue Herausfor-
derungen, mit denen Gründer konfrontiert werden. „In unserer heutigen, schnell-
lebigen Zeit ist die Veränderung unser bester Freund, aber auch unser größter
Feind“, sagt er. Geschäftsmodelle würden sich viel schneller ändern, als es noch vor
einigen Jahren der Fall war. „Man kann sich da nicht auf seinen Lorbeeren ausru-
hen und muss aufpassen, dass man nicht von anderen überholt wird.“ Wichtig sei
es dabei, internationaler zu denken, weil die Kunden dasselbe tun würden. Gene-
rell sei „lifelong learning“ ein wesentliches Stichwort. Aichinger: „Wenn man nicht
die Bereitschaft aufbringt, sich stets weiterzuentwickeln, und an alten Strukturen
festhält, ist man schnell weg vom Fenster.“
Diese Weiterentwicklung fördert die JW mit Veranstaltungen wie dem „Next
step“. „In diesem exklusiven Workshop unterstützen wir Jungunternehmer, aber
auch Unternehmen, die bereits seit ein paar Jahren am Markt bestehen“, sagt Ai-
chinger. Highlight 2019 soll der JW-Summit vom 27. bis 28. September werden.
„Der Kongress für etwa 2.000 junge Unternehmer und Führungskräfte soll jedem
Teilnehmer zeigen, wie sich der Schritt in die Selbstständigkeit anfühlt“, sagt Ai-
chinger. Geplant sind Referenten, zahlreiche Workshops – und auch die ein oder
andere Mutprobe für die Teilnehmer.
#01 Selbstüberschätzung
Selbstüberschätzung ist menschlich –
sie betrifft auch Gründer. „Manche muten
sich zu viel zu, planen etwa ein, 40
Beratungen pro Woche zu machen“,
sagt Alexander Stockinger.
#02 Keine Hilfe holen
„Ich erlebe oft, dass Gründer neben ihrem
Kerngeschäft alles andere nebenbei
alleine erledigen wollen – Buchhaltung,
Marketing, Rechtliches. Experten können
helfen, kosten zwar Geld, aber oft ist es
sinnvoll, Themen auszulagern.
#03 Anfangszeit unterschätzen
Bis man wirklich vom neu gegründeten
Unternehmen leben kann, können Monate
oder Jahre vergehen. „Viele Neugründer
unterschätzen diese schwierige Anfangs-
zeit, in der Folge gehen ihnen die finanzi-
ellen Mittel aus“, sagt Stockinger.
#04 Von den eigenen Interessen
auf den Markt schließen
Videotheken sind Relikte aus einer Zeit
vor der Digitalisierung, österreichweit gibt
es nur noch einige wenige, die nach und
nach schließen. „Wir hatten trotzdem je-
manden hier, der eine Videothek gründen
wollte, weil sie ihm einfach getaugt haben
und er so etwas gerne wieder hätte“,
erinnert sich Stockinger. Vom eigenen
Interesse auf Marktinteressen schließen,
kann ein fataler Fehler sein.
#05 Objektive Beratung und
professionelles Feedback
suchen
„Und dann habe ich meine Freunde ge-
fragt, was sie von der Idee halten“ – nicht
selten hört man im Gespräch mit Grün-
dern diesen Spruch. Dabei birgt genau
diese Vorgehensweise eine Gefahr: „Im
Freundes- und Bekanntenkreis gibt es
selten ehrliche, fundierte Antworten“, sagt
Stockinger, „daher ist es wichtig, sich an
objektive Stellen und Experten zu wen-
den.“
#06 Das verflixte 3. Jahr?
Die Nachzahlung an die Sozialversi-
cherung der gewerblichen Wirtschaft
(SVA) sind ein berühmter Stolperstein für
Gründer – angeblich. „Diesen Klassiker
möchte ich etwas entmystifizieren – wer
als Gründer mit offenen Augen durch das
Leben geht, bekommt mit, dass im dritten
Jahr eine Nachzahlung fällig werden
kann“, sagt Stockinger.
Gefahren und
Gründungsmythen
Bernhard
Aichinger
Vostitzender,
JW OÖ
Alexander
Stockinger
Gründerservice,
WKOÖ