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Neben der Führungsetage muss also un-
bedingt auch das jeweilige Team beim
Verschlankungsprozess aktiv miteinbe-
zogen werden. Nur so kann ein ganzes
Unternehmen im Sinne dieses Ansatzes
funktionieren. Wenn die Führungskräfte
von der Methode des Lean-Managements
überzeugt sind und es ihnen gelingt, die-
ses Feuer auch bei den Mitarbeitern zu
entfachen, wird Veränderung möglich
werden. Eher skeptische Mitarbeiter se-
hen meist bald die Vorteile des neuen
Ansatzes.
Wodurch schafft Lean-Management
zufriedenere Kunden?
Krämer
_Märkte verändern sich rasant.
Unternehmen müssen finanziell gut ge-
rüstet in die Zukunft gehen. Kunden sind
heute topinformiert und können schnell
verloren gehen. Kundenloyalität ist damit
wichtiger denn je. Die kompromisslose
Orientierung an den Bedürfnissen des
Kunden und eine hohe Serviceorientie-
rung sind sehr wichtig. Prozesse müssen
im Hintergrund gut und stabil gestaltet
werden, um Kosten zu senken. Diese
Kostenersparnis kann zum Teil auch an
die Kunden weitergegeben werden. In
der Zusammenarbeit und der Kommuni-
kation mit dem Kunden wird mehr Zeit
für Beziehungspflege und gemeinsame
Entwicklungen bleiben. Die Bedürfnisse
der Kunden zu kennen und sie abzude-
cken, ist ein Schlüsselfaktor.
Wie wird sich Lean-Management in
den nächsten Jahren entwickeln und
in den Unternehmen etablieren?
Krämer
_Das Prinzip der Prozessopti-
mierung gibt es schon sehr lange, es hat
sich aber in den letzten Jahren zuneh-
mend intensiviert und dieser Trend wird
sich fortsetzen. Es werden immer öfter
eigene Lean-Manager in Unternehmen
eingestellt. Fortschreitende Globalisie-
rung, intensiver Wettbewerb, der hohe
Informationsstand fordern neben Inno-
vation auch ein Überdenken vorhandener
Prozesse. Die „Generation Y“ ist in den
Führungsetagen längst angekommen und
das Hinterfragen von Abläufen liegt in
deren Genen. Lean-Management kommt
der Bequemlichkeit der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter entgegen: Klar definierte,
überlegte Prozesse geben Sicherheit und
reduzieren lästige Reklamationen._
KRITISCHE
STIMMEN
Lean-Management ist nicht für alle Unternehmensbereiche und -typen
geeignet, da es ursprünglich aus der Produktion stammt.
Krämer
_Ein „Eins zu eins“-Umlegen von der Produktion auf andere Unter-
nehmensbereiche wird nicht zum gewünschten Erfolg führen. Das große
Ziel ist langfristig der zufriedene Kunde. Der Trend der vergangenen Jahre
hat gezeigt, dass das Konzept weder automobilbranchen- noch produkti-
onsspezifisch ist: Viele Unternehmen haben ihren eigenen Optimierungs-
ansatz entwickelt. Und hier ist es egal, ob ich ein Ein-Personen-Unterneh-
men bin, in der Geschäftsführung sitze oder als Vertriebsleiter tätig bin:
Überall, wo es Prozesse gibt, kann ich es anwenden und dadurch den
Deckungsbeitrag, die Kunden- und die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen.
Ein zu stark optimierter Ablauf ist besonders störanfällig: Wenn etwa
nur eine Kleinigkeit nicht funktioniert, gerät alles durcheinander.
Krämer
_Störfaktoren kann es immer wieder einmal geben. Ich habe erlebt,
dass sie mit zunehmender Strukturiertheit der Prozesse weniger werden.
Und tritt dieser Fall einer Störung auf, kommt deswegen der Prozess nicht
gleich durcheinander, sondern er wird vielleicht gestoppt, analysiert, op-
timiert und damit stabilisiert. Im Lean-Management wird der Fehler daher
auch als „Freund“ bezeichnet und das finde ich toll! Also nur keine Angst
vor Störungen und Fehlern. Sie gehören dazu und bringen uns weiter!
Eine strenge Planung gibt wenig Freiraum für Innovationen und neue
Methoden.
Krämer
_Ich glaube, dass das Gegenteil der Fall ist: Klare Richtlinien und
eine Struktur geben den Prozessbeteiligten inklusive dem Umfeld Sicher-
heit und schaffen damit Freiraum für Innovationen. Wenn ich etwa meine
Zeit in weniger Reklamationen stecken muss, habe ich viel gewonnen.
Wenn ich einen Prozess „lean“ gestalte, bin ich dabei schneller und finde
Zeit für Innovationen. Standards sind die Grundlage für Verbesserung.
Die Methoden des Lean-Managements haben ihren Ursprung in der Mitte des
20. Jahrhunderts beim japanischen Automobilhersteller Toyota. Anders als in
der westlichen Massenproduktion orientierte man sich bei Toyota auf die Opti-
mierung der Produktionsprozesse beziehungsweise von Material- und Informa-
tionsströmen. Heutzutage findet das Lean-Management weltweite Anwendung
in fast allen Branchen und viele bekannte Unternehmen nutzen Lean-Projekte
und Produktionssysteme, deren Vorbild nach wie vor das Toyota-Production-
System darstellt. Lean-Management ist eng mit den Ansätzen Total-Quality-
Management und Kaizen verflochten, welche die bestmögliche Wert-
schöpfung vor allem durch Kombination der verschiedenen Tools erreichen.
Geschichte Lean-Management
Es geht darum, sämtliche
Prozesse und Aktivitäten
im Unternehmen optimal
zu strukturieren.
Markus Krämer
Lean-Management
Berater