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Mitarbeiter wünschen, die loyal zum Un-
ternehmen stehen, diesem vertrauen, fle-
xibel in ihren Arbeitszeiten und Einsatz-
gebieten sind sowie ihre Arbeit ordentlich
und verantwortungsbewusst erledigen.
Das sei aufgrund der Schnelligkeit der
Arbeitswelt und der zunehmenden Kurz-
fristigkeit, in der Unternehmen Personal
brauchen und suchen, gar nicht mehr
so leicht zu bekommen, so Ottradovetz.
Deshalb hätten auch viele Unternehmen
Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu
finden. Laut Manpower-Studie würde
das kleineren Unternehmen leichter fal-
len als großen Betrieben. Daher sei es be-
sonders wichtig, sich aus Unternehmens-
sicht zu überlegen, welche Mitarbeiter
mit welcher Qualifikation man für eine
ausgeschriebene Stelle wirklich benötige
und sich nicht nur von vorgefertigten
Berufsbildern (ver)leiten zu lassen. Die
Schwierigkeit der Unternehmen, geeig-
netes Personal zu finden, bestätigt auch
Ottradovetz, wobei er die Unternehmen
stark in der Pflicht sieht: „Unternehmen
sollten sich mehr Gedanken bei der Ein-
stellung von Mitarbeitern machen.“ Ein
Beispiel sei die Lohnverrechnung: Hier
würden viele Unternehmen nur einen
HAK-Absolventen wollen, „denn das
war schon immer so.“ Das habe sich aber
mittlerweile geändert, das könnten ande-
re Leute jetzt auch schon sehr gut. Ein
weiteres Beispiel sei die Buchhaltung. Da
sollte es nach den Vorstellungen vieler
Unternehmen ein HAK-Absolvent oder
Buchhalter/Bilanzbuchhalter sein. „Es
könnte aber beispielsweise auch jemand
mit einem BWL-Studium sein. Viele
Firmen machen sich insgesamt zu wenig
Gedanken darüber, was derjenige Mitar-
beiter, den sie einstellen, wirklich können
soll“, so Ottradovetz. Ein Weg, um dies
zu ändern, wäre das Berufsfeld entspre-
chend zu adaptieren und besser zu be-
schreiben und zu kommunizieren. „Da
kommen wir als Personaldienstleister ins
Spiel. Es ist unsere Aufgabe, den Unter-
nehmen beratend zur Seite zu stehen, um
es besser zu machen und alt eingesessene
Strukturen aufzubrechen. Wir helfen ih-
nen, sich über den Arbeitsplatz, den sie
anbieten, das Berufsprofil und die dahin-
terstehenden Prozesse mehr Gedanken zu
machen.“
Schritt 4
„Sich Zeit lassen“
Hat man sich einmal gefunden, sollte
man nichts überstürzen. Wichtig ist, ge-
nügend Zeit zum Entfalten und Einarbei-
ten zu geben. Oft genügt es dabei schon,
den Hausverstand einzuschalten. Denn
nicht nur für die Unternehmen habe
sich die Situation und die Arbeitswelt
verändert, sondern natürlich auch für die
Mitarbeiter. Darum müsse man den Mit-
arbeitern auch entsprechend Zeit geben,
sich einzugewöhnen, also eine adäquate
Vorlaufzeit zum Einarbeiten zugestehen.
Diese sei ein hohes Gut, „das heute al-
lerdings vielerorts nicht mehr gegeben ist.
Wenn ein 40-Jähriger, der wenig Technik-
kenntnisse für einen Beruf mitbringt, der
eigentlich Technikkenntnisse verlangen
würde, aber stattdessen mit sozialer Kom-
petenz und Fleiß und Eifer punktet so-
wie Arbeitswillen zeigt, dann sollte man
ihn das Fachliche nachlernen lassen. Das
bringt meist mehr als umgekehrt“, sagt
Ottradovetz. Außerdem käme folgender
Faktor hinzu: Je höher die Position ist,
die man besetzen will, desto mehr Zeit
braucht man. „Wenn ich etwa eine Füh-
rungskraft wie einen Human Ressource-
Leiter, CFO oder CEO nachbesetzen will,
dann braucht das Zeit und die sollte man
sich auch nehmen. Nicht nur, weil sich
der potentielle Nachfolger ordentlich
und über einen gewissen Zeitraum ein-
arbeiten muss, sondern auch, weil sich
die Mitarbeiter daran gewöhnen müssen.
Das sind aber alles Dinge, die Zeit brau-
chen. Denn sonst wird es so sein, dass
auch das Unternehmen selbst Probleme
bekommt, weil alles zu schnell gehen
muss. Manchmal scheint es so, dass die
dadurch entstehenden Kosten zu stark
gewichtet werden, anstatt langfristiger zu
denken.“_
Am wichtigsten ist nach
wie vor die Bezahlung.
Erich Pichorner
Geschäftsführer,
Manpower Group