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Die Verarbeitung macht’s
Als Hilda Gruber 1995 mit einem kleinen Bio-Betrieb in Bad Zell mit
der Verarbeitung von Kräutern, Gemüse und Früchten aus dem eigenen
Garten begann, musste sie noch intensive Aufklärungsarbeit in Bezug
auf Bio leisten. Gruber übernahm gemeinsam mit ihrem Gatten die klei-
ne elterliche Landwirtschaft und bekam von der Mutter sehr viel Wis-
sen über Kräuter vermittelt. Schnell war man sich einig, dass man auf
einen Bio-Betrieb umstellt und mehr mit Kräutern arbeitet. Es entstand
ein Garten mit Kräuterstern, Küchenkräuter-Hausgarten, Gemüsean-
bau, Bienenschaustock sowie Barfußweg. Gruber beschäftigt sich mit
Hildegard-Kräutern und hat Pflanzenraritäten in ihrem Garten, die man
aktuell nicht mehr in der freien Natur findet. Schuld daran sei auch die
intensive Landwirtschaft. Der österreichweit tätige Verein FNL, der altes
Kräuterwissen weitergeben will, zeichnete ihren Garten zum Schau- und
Lehrgarten aus. Es finden immer wieder Seminare und Vorträge statt
und Busreisen kommen nach Bad Zell in „Hedwigs Gartl“.
Jüngere Generation
Gruber verarbeitet Kräuter und Gemüse aus dem eigenen Garten und
aus der Region zu Säften, Pestos, Marmeladen, Chutneys, Kräutergelees
und trinkfertigen Kräuterlimonaden. Die Produkte werden über den
eigenen Bioladen, regionale Märkte und andere Hofläden vertrieben:
„Mittlerweile kommen die Leute auch schon selbst auf mich zu.“ Ver-
kaufszahlen verrät Gruber nicht. Die Produktion habe sich gesteigert, es
kommen auch immer wieder neue Produkte dazu.
Kunden seien häufig junge Familien, die ihren Kindern wertvolle Le-
bensmittel geben wollen. Überhaupt würde eher die jüngere Generation
Bio bevorzugen: „Die älteren können damit noch weniger anfangen.“
Immer häufiger werde auch für Geschenke zu regionalen Produkten
gegriffen und Leute beginnen bei gesundheitlichen Beschwerden ihren
Lebensmittelkonsum zu überdenken. Unabhängig vom Trend zu Regi-
onal und Bio empfiehlt Gruber den Konsumenten, dass sie immer auf
die Verarbeitung der Produkte schauen sollen. Bei Bio gebe es hohe
Qualitätsunterschiede beim Vergleich von Produkten aus industrieller
Erzeugung und von kleinen regionalen Produzenten. Es müsse immer
jeder Mensch selbst entscheiden, zu welchen Lebensmitteln er greift.
Das Preisargument lässt Gruber aber nicht gelten: „Wenn man seinen
Speiseplan ein wenig umstellt, kann sich jeder regelmäßig wertvolle regi-
onale Lebensmitteln leisten.“
#regional
„Das sind Spezialitäten, die es in
einer bestimmten Region gibt und
daher ist auch das Genussland-
Regal in den Supermärkten so
wertvoll, weil dafür Spezialitäten
aus ganz Oberösterreich
zusammengetragen werden.“
Hilda Gruber_Eigentümerin, Hedwigs Gartl