68
Viel Geld und wenig Ergebnis
Das große Problem beim Begriff „Regionalität“ ist laut Florian Hip-
pesroither, Geschäftsführer des Leberkäseproduzenten Gourmetfein
in Michaelnbach im Hausruckviertel, die fehlende Definition. In der
Werbung könne man mit Begriffen, die nicht eindeutig klar sind, sehr
viel suggerieren. Der Begriff „Regionalität“ sei in den vergangenen Jah-
ren regelrecht „verbraucht“ worden: „Jeder gibt an, dass er regionale
Produkte hat.“ Produzenten und Händler würden zum Thema Regio-
nalität viel zu viel Geld in das Marketing anstatt in die Produktqualität
investieren. Es würden zwar einzelne Qualitätsschienen stark beworben
werden, aber am Ende des Tages würden diese hochwertigen Produkte
nur einen kleinen Teil des Geschäftes ausmachen und die Masse an ver-
kauften Artikeln sei gar nicht regional. „Das ist nicht wirklich ehrlich
gegenüber den Konsumenten“, ärgert sich Hippesroither. Bei Gour-
metfein würde man seit der Partnerschaft mit regionalen Bauern kein
einziges Kilo Fleisch mehr vom freien Markt dazukaufen: „Wir stehen
als Hersteller zu 100 Prozent dazu.“
Fehlende Wertschätzung
Die Vertragslandwirte von Gourmetfein produzieren gentechnikfrei
und verwenden auf den eigenen Feldern kein Glyphosat. Gourmetfein
produzierte laut eigenen Angaben als erstes österreichisches Unterneh-
men in der Branche zu 100 Prozent gentechnikfrei. Die Tiere werden
nach ethischen Grundsätzen gehalten, Gourmetfein hat Tierwohl-Re-
gelungen erarbeitet. Den Bauern wird dieser Mehraufwand mit zehn
Cent Aufschlag zum üblichen Preis an der Schweinebörse abgegolten.
So würde ein Vertragsbauer von Gourmetfein aktuell rund 195 Euro
für ein rund ein halbes Jahr altes Schwein mit 100 Kilo bekommen
im Vergleich zu 175 Euro laut Schweinebörse. Mit dem Mehraufschlag
könnten Bauern vernünftig wirtschaften und qualitativ hochwertige Le-
bensmittel erzeugen. „Bei Aktionspreisen im Handel von 2,99 Euro pro
Kilo für einen Schweineschopf frage ich mich immer, wie man so was
produzieren kann. Den Konsumenten muss klar sein, dass am Ende des
Tages der Preis bei den Bauern gedrückt wird“, sagt Hippesroither. Er
würde sich mehr Wertschätzung gegenüber den Landwirten und faire
Preise für deren Arbeit wünschen. Aktuell gehe es leider in die Richtung,
dass Bauern mit öffentlichen Geldern gefördert werden, um möglichst
billig Lebensmittel produzieren zu können.
Neben der Vorreiterrolle bei der gentechnikfreien Produktion war
Gourmetfein laut eigenen Angaben europaweit auch der Erste mit ei-
nem lückenlosen Rückverfolgungssystem bei verarbeiteten Produkten.
„Wir zeigen damit, dass jeder eine Herkunftsgarantie geben kann und
ein Qualitätsprogramm auch im großen Stil funktioniert“, widerspricht
Hippesroither der Fleischindustrie, wonach das nicht möglich wäre.
Gourmetfein verarbeitet 1.200 Schweine sowie 50 Rinder pro Woche
und produziert jährlich rund 3.000 Tonnen Leberkäse und Wurst. In
der Gastronomie gebe es den Vorwand, dass man neben den vielen
neuen Regelungen wie Registrierkasse oder Allergenverordnung jetzt
nicht auch noch eine Herkunftskennzeichnung einführen könne. Land-
wirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger habe das Thema aber wieder
aufgegriffen und eine neue Diskussion in der Fleischbranche eröffnet:
„Vielleicht tut sich dann ja doch einmal etwas.“
#regional
„Wir verwenden den Begriff
nicht mehr großartig, da er in
den vergangenen Jahren in der
Werbung oft missbräuchlich
eingesetzt wurde. Unsere
Hauptregion ist Oberösterreich,
von hier beziehen wir unser Rind-
und Schweinefleisch. Man muss
am Ende des Tages aber immer
schauen, wo Produkte hergestellt
werden und von wo deren Bezug
Sinn macht – daher beziehen wir
auch einen in Salzburg regional
hergestellten Heumilch-Emmentaler.“
Florian Hippesroither_
Geschäftsführer, Gourmetfein