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Jugendliche für MINT-Ausbildungen von
der Lehre bis zur Hochschule zu gewin-
nen. Gleichzeitig gehe es aber zunehmend
vom Fachkräfte- zum Arbeitskräftemangel.
„Während wir früher nur schwer geeignete
Fachkräfte und Akademiker gefunden ha-
ben, ist es nun auch eine Herausforderung,
Hilfskräfte zu finden“, sagt TCG Unitech-
Geschäftsführer Wienerroither. Feuerhu-
ber, CEO bei Glass-Inspiration, pflichtet
dem bei und sagt, dass die Mitarbeitersu-
che für kleinere Unternehmen noch ein-
mal schwieriger ist: „Die großen Firmen
rund um uns ziehen alle guten Leute
vom Markt ab.“ Diese könnten etwa mit
Schichtarbeit höhere Löhne bezahlen und
auch sonst mehr Zusatzleistungen bieten.
Feuerhuber könne als Zuckerl Umsatz-
beteiligungen an gewonnenen Aufträgen
oder auch flexible Arbeitszeiten anbieten.
Höherer Aufwand
Bei den größeren Unternehmen wird die
Aussage von Feuerhuber indirekt bestätigt,
es wird betont, dass bereits seit längerem
auf das Thema reagiert wird und die Mit-
arbeiter daher mit höherem Aufwand im
Personalbereich schon noch gefunden
werden. Es werden mehr Lehrlinge auf-
genommen und es fällt immer wieder das
Stichwort „Employer Branding“. „Wir
spüren die gesellschaftlichen Veränderun-
gen, aber wir jammern grundsätzlich auf
sehr hohem Niveau. Unsere Lehrlingsaus-
bildung macht sich bezahlt“, sagt Helmut
Schwingenschuh, Josko-Bereichsleiter für
Produktion und Versand. Wienerroither:
„Das Geld ist die Basis, aber daneben
spielen viele andere Faktoren eine immer
wichtigere Rolle.“ Die Firmen bieten
mittlerweile eine beträchtliche Anzahl an
Sozialleistungen, von der Kantine über die
Krabbelstube bis hin zu Workouts und
speziellen Teamevents ist alles dabei und
das Angebot wird ständig noch verbessert.
So verkündete Fronius kürzlich, dass man
die beste Betriebsgastronomie Österreichs
anbieten möchte. Familienunternehmen
betonen, dass man besonders mit einer
familiären Atmosphäre mit einem guten
Betriebsklima punkten könne.
Man ist sich einig, dass die Mitarbeiter-
suche zukünftig noch schwieriger werde,
aber gleichzeitig betont eine Reihe von
Unternehmen, dass man als attraktiver
Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern et-
was bietet, auch zukünftig nicht das große
Problem haben werde. Bieten müsste man
den Mitarbeitern in allen Regionen das
Gleiche, sagt Internorm-Miteigentümerin
Klinger: „Es geht im Wesentlichen um die
Unternehmenskultur, die Bezahlung und
einen fairen Umgang mit Mitarbeitern.“
Schwaighofer von Aspöck Systems fasst
zusammen: „Die Mitarbeiter müssen sich
im Unternehmen wohlfühlen.“ Klinger
hat mit einem Produktionswerk in Traun
im Zentralraum und einem in Sarleinsbach
im Oberen Mühlviertel einen guten Ver-
gleich. Als Unterschied nennt Klinger, dass
man im Zentralraum auf einen größeren
Pool an Mitarbeitern zurückgreifen könne,
allerdings sei die Fluktuation höher. Beim
Wettbewerb um die Fachkräfte nach Regio-
nen werden laut Franz Josef Wiener, Mayr
Schulmöbel-Geschäftsführer, diejenigen
gewinnen, bei denen das gesamte Umfeld,
von leistbarem Wohnraum bis hin zu aus-
reichend Freizeitmöglichkeiten, passe.
Kreative Ideen
Einen großen Vorteil hätten Firmen, die
ihre Produktionsstandorte verteilt ha-
ben, wie etwa Fronius, Stiwa oder FACC.
„Unser Einzugsgebiet für unsere vier Fer-
tigungswerke zieht sich über die Bezirke
Ried, Grieskirchen, Vöcklabruck, Schär-
ding, Braunau und über den bayrischen
Raum“, sagt FACC-Vorstandschef Macht-
linger. In den vergangenen sieben Jahren
konnte FACC den Mitarbeiterstand von
1.600 auf 3.400 Mitarbeiter aufstocken
und man ist auch positiv gestimmt, dass
man die in den nächsten drei Jahren rund
800 neu benötigten Leute finden wird.
Möglicherweise müsse man aber das Ein-
zugsgebiet ein wenig erweitern und dafür
gibt es Ideen für Busservices, die zu einem
wesentlichen Teil vom Unternehmen be-
zahlt werden sollen. FACC ist dafür be-
reits mit AMS-Stellen und auch Ämtern
in Passau in Verbindung. Es wurde noch
nichts fixiert, aber in Österreich gibt es be-
reits konkretere Pläne und eine mögliche
erste Verbindung könnte ab Anfang 2019
in den Welser Raum gehen: „In Wels ist
die Nicht-Beschäftigtenquote fast doppelt
so hoch wie im Innviertel.“
Öffentlicher
Verkehr
Pendlermühen
„Der öffentliche Verkehr muss besser aus-
gebaut werden“, war ein häufig gehörter
Satz bei den Firmenbesuchen quer durch
Oberösterreich. Den meisten Firmen geht
es dabei vorwiegend um bessere Möglich-
keiten zum Pendeln für ihre Mitarbeiter.
Die öffentlichen Verkehrsverbindungen
passen nicht mit den Bedürfnissen der
Unternehmen zusammen oder es gibt gar
keine, wie etwa in Holzhausen bei der
Firma Schwingshandl Automation oder
bei den Fronius-Standorten in Pettenbach
und Sattledt. „Ein Mitarbeiter, der nicht
mobil ist, kann da nicht arbeiten“, sagt
Fronius-CTO Herndler.
Busse für Lehrlinge
Bei allen FACC-Werken im Innviertel
führt eine Zuglinie vorbei, aber die Tak-
tung der Züge passe nicht zu den Arbeits-
zeiten. „Wir sind bereits im Gespräch mit
dem zuständigen Ministerium, der ÖBB
und der Landesregierung. Aber es ist gar
nicht so einfach, da eine Lösung zu fin-
den“, sagt Vorstandsvorsitzender Macht-
linger. Positiv sei, dass die täglich 3.000
pendelnden Mitarbeiter zunehmend
mehr Fahrgemeinschaften mit ihren Au-
tos bilden würden. Diese hätten sich laut
Helmut Schwingenschuh, Josko-Bereichs-
leiter für Produktion und Versand, auch
bei Josko gut entwickelt, sodass der „ab-
gelegene Standort mitten im Sauwald mit
einer wirklich mangelhaften öffentlichen
Verkehrsanbindung“ kein großes Thema
sei. Für die weniger mobilen Lehrlinge
wird bereits seit vielen Jahren ein Bus or-
ganisiert, der diese von zu Hause abholt
und wieder zurückbringt: „Das ist eine
wichtige Maßnahme, damit wir unsere
Lehrlingsausbildung auf solch einem ho-
hen Niveau halten können.“
In Attnang-Puchheim gibt es mit dem
Bahnanschluss eine gute öffentliche Ver-
kehrsverbindung für Personen. „Beim Gü-
terverkehr wundern wir uns, warum die
Bahn so wenig wettbewerbsfähig ist und
hauptsächlich auf Lkw zurückgegriffen
wird“, sagt Spitz-Geschäftsführer Mayer.
Als einen weiteren Punkt beim Thema
„öffentlicher Verkehr“ nennt Mayer den
Linzer Flughafen: „Dieser verliert leider
zunehmend an Bedeutung. Da sollte man
sich schleunigst einigen, ob Linz oder
Salzburg stärker ausgebaut wird.“
Bürokratie
Fehlende Dynamik
„Behörden und Bürokratie sind in Oberös-
terreich und Salzburg im Vergleich zu al-