92
Johannes Artmayr wollte immer Unter-
nehmer werden. „Ich musste in meiner
Karrierelaufbahn viele Entscheidungen
hinnehmen, mit denen ich nicht einver-
standen war und hatte dann zwei Mög-
lichkeiten: Weiterhin das tun, was andere
sagen, oder zu schauen, dass ich irgendwo
zeigen kann, dass die eigenen Entschei-
dungen gar nicht so blöd sind.“ Artmayr
hat Zweiteres mit der Übernahme der
zuvor Pleite gegangenen Firma Strasser
Steine im Jahr 2005 gemacht und deutlich
gezeigt, dass die eigenen Entscheidungen
„gar nicht so blöd“ sind. Der Start-Umsatz
von elf Millionen Euro wurde auf 30,4
Millionen Euro im vergangenen Jahr ge-
steigert, das Unternehmen ist mittlerwei-
le laut eigenen Angaben Marktführer bei
Natursteinarbeitsplatten in Mitteleuropa.
Heuer werden rund 20.000 Küchen aus-
gestattet. Das Geschäftsfeld mache über
80 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Der
Rest wird mit der Bedienung des Baustoff-
handels mit Betonsteinplatten und einem
Grabmahlbereich erwirtschaftet. Letzterer
bringe seit vielen Jahren einen stabilen
Umsatz, bei den Betonsteinplatten müsse
man sich die Entwicklung in den nächsten
Jahren erst anschauen. Großes Wachstums-
potential hingegen sieht Artmayr bei den
Küchenarbeitsplatten. Die Konzentration
auf ein Hauptprodukt sei auch ein we-
sentlicher Faktor für die erfolgreiche Un-
ternehmenssanierung gewesen: „Damit
bekommt man ein Profil und wird zur
Marke.“
Mitarbeiter
mit Charakter
Der Produktionsstandort St. Martin im
Mühlkreis ist nie in Frage gestanden:
„Die Region hat eine großartige Steinkul-
tur, früher waren in der Branche mehrere
tausend Leute beschäftigt. Eine Abwan-
derung wäre genauso absurd, als wenn
man die Kulturlandschaft Wachau wo-
anders hinpflanzen würde“, sagt Artmayr.
Die Beschäftigten aus der Region hätten
Bezug zum Stein und seien stolz, dass
dieser nun wieder vom Mühlviertel aus
in die Welt exportiert wird. Überhaupt
sind die Mühlviertler „unglaublich tolle
Mitarbeiter“, sie seien loyal, einsatzbereit
und hätten Charakter. „Das entschädigt
vieles“, sagt Artmayr und meint dabei die
Verkehrsinfrastruktur. „Die B127 (Rohr-
bacher Bundesstraße) ist die meistver-
wendete Zahl beim Ö3-Verkehrsfunk “,
sagt Artmayr über die vielen Staus auf der
2004 war die Firma Strasser die größte Insolvenz in Österreich. 2005 übernahm ein
Bieterkonsortium unter der Führung von Johannes Artmayr den Betrieb. Bei einem Besuch
in St. Martin im Mühlkreis erzählt er, wie die Sanierung zum mittlerweilen
Marktführer bei
Natursteinarbeitsplatten
in Mitteleuropa gelungen ist und was die Wachau und das
Mühlviertel gemeinsam haben.
WIE MAN ERFOLG IN STEIN MEISSELT
Verbindungsstrecke des Produktionsun-
ternehmens in Richtung Linz. Außerdem
wäre eine bessere Fluganbindung wün-
schenswert: „Oberösterreich ist das Wirt-
schaftsindustriebundesland Nummer eins,
aber internationale Kunden können nicht
einmal direkt zu uns fliegen. Wer will in
der heutigen Zeit von Zürich zuerst nach
Frankfurt und dann nach Linz fliegen?“
Grundsätzlich ist Artmayr aber mit dem
Wirtschaftsstandort Oberösterreich sehr
zufrieden. In den vergangenen Jahren sei-
en viele Schritte für eine gute Entwicklung
gesetzt worden. Vertretungen der Unter-
nehmen wie etwa der Wirtschaftsbund
Oberösterreich würden da auch helfen,
Anliegen zu sammeln und an die Politik
heranzutragen. Was die Entwicklung von
Strasser Steine anbelangt, ist Artmayr
ebenfalls zuversichtlich: Bis 2022/2023
soll die 40 Millionen Euro-Umsatzgrenze
geknackt werden. Bereits im nächsten Jahr
soll mit dem Bau eines Kompetenzzent-
rums für Naturstein- und Keramikarbeits-
platten sowie einer Kantine für Mitarbeiter
gestartet werden. Man reagiert damit un-
ter anderem auf den starken Wettbewerb
um gute Arbeitskräfte: Die Mitarbeiter
sollen dann ihre Pausen beim bereits be-
GESTALTEN
ZUKUNFT.
WIRTSCHAFTSBUND
OBERÖSTERREICH
WiR
Wirtschaft in der Region
www.WiRunternehmen.jetzt
WiR
79.200 Unternehmen und
470.000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
schaffen Lebensqualität
in den Regionen.
WiR_gestaltenZukunft_210x99_Macher.indd 1
11.09.18 12:51
Redaktion_Sabrina Kainrad
Kreativdirektion_Alexandra Auböck
Fotografie_Mario Riener
Produktions-
standort OÖ