113

und trotzdem leistbar. „Wir können nicht 

nur ein Shopsystem, sondern gleich meh-

rere unterstützen und die Prozesse des 

Bestellvorgangs automatisiert abbilden. 

Wenn der Kunde bestellt, läuft alles voll-

automatisch im System und der Status 

der Bestellung wird laufend aktualisiert. 

Im Prinzip muss sich der Onlinehändler 

aktiv um nichts mehr kümmern.“ Beim 

Versand ist man mit verschiedensten An-

bietern wie etwa der Post oder DHL ver-

bunden, Versicherung und Haftung sind 

inkludiert.

Fahr nicht fort, kauf im Ort

Weitere Faktoren, um im Zuge der Digi-

talisierung des Handels erfolgreich zu sein, 

sind Nischenprodukte und besonderer 

Service. „Früher sagte man ‚Fahr nicht 

fort, kauf im Ort’. Alles, was in Richtung 

Patriotismus und Emotion geht, lässt sich 

auch heute super verkaufen. Je weiter 

man in die Zukunft schaut, desto mehr 

zusätzliches Service muss man aber anbie-

ten“, sagt Roth. So wie das etwa ein Ver-

bund aus Geschäften im oberösterreichi-

schen Gmunden macht, die gemeinsam 

einen Online-Marktplatz eröffnet haben. 

Das Besondere daran: Mitmachen kön-

nen nur stationäre Geschäfte mit fixen 

Öffnungszeiten. „Wir verstehen uns nicht 

als Onlinehändler und legen Wert darauf, 

dass unsere Geschäfte offen haben“, sagt 

Mitinitiator Andreas Paschinger von Le-

derbekleidung Paschinger. Der Mehrwert 

für die Kunden liege einerseits darin, dass 

tatsächlich existierende Geschäfte hinter 

der Plattform stünden und man somit für 

die Kunden viel greifbarer sei, als dies bei 

großen Internetanbietern der Fall ist. Und 

andererseits, dass Bestellungen bis 17 Uhr 

noch am selben Tag durch einen Gmund-

ner Taxiunternehmer geliefert werden.

Ein besonderes Service in der Nische 

der Industrieprodukte bietet Kaindl In-

dustriebedarf aus Leonding mit einem 

Onlineshop an. Eine radikale, digitale 

Innovation wollte man bei Kaindl aber 

bewusst nicht: „Wir sagen ganz klar: 

Wir sind Digitalisierung 1.0. 2005, als 

die ersten Onlineshops so richtig groß 

geworden sind, waren wir bei 20 Millio-

nen Euro Umsatz. Ende 2018 stehen wir 

bei etwa 50 Millionen Euro. Also haben 

wir nicht so viel falsch gemacht – noch 

dazu, wenn man bedenkt, dass dazwi-

schen eine Wirtschaftskrise war“, sagt 

Kaindl-Prokurist Engelbert Füreder. Der 

Onlineshop sei kein zweites Standbein, 

sondern ein besonderer Service für den 

Kunden. „Wir werden in den nächsten 

drei Jahren nicht einmal ein Prozent vom 

Umsatz damit lukrieren. Es geht uns aber 

auch nur um eine zusätzliche Dienstleis-

tung in einer Nische, in der wir Experten 

sind. Unsere Produktlebenszyklen sind 

so, dass unsere Produkte kaum aus dem 

Sortiment ausscheiden – die gibt es fast 

ewig, weil man sie in der Industrie immer 

wieder braucht.“ Der Kunde greift beim 

Durchstöbern oder Bestellen direkt auf 

das Warenwirtschaftssystem von Kaindl 

zu. Zudem gebe es sehr spezialisierte 

Möglichkeiten, sodass bestimmte Produk-

te nur für bestimmte Kunden angezeigt 

werden.

Let me entertain you

Ist man gerade beim Stöbern und Einkau-

fen in einem Webshop, gibt es laut dem 

Linzer Start-up Swiftlox häufig ein Prob-

lem: 35 Prozent der kaufbereiten Kunden 

würden wegen der letzten Formalität – 

der Accounterstellung – vom Kauf ab-

springen. „Das ist für einen Onlinehänd-

ler relativ bitter, denn er hat zuerst erfolg-

reich Werbung gemacht und die letzte 

Hürde lässt die Kunden dann absprin-

gen“, sagt Gründer Alexander Fried. Die 

Konsequenz sei, dass die Leute den Kauf 

abbrechen und zu einem Händler ge-

hen, wo sie bereits alles hinterlegt haben. 

Dieses Problem wolle man mit einem 

passwortlosen Anmeldesystem lösen – 

die Smartphone-App Swiftlox ersetzt 

Die Hochkonjunktur ist für den 

Handel trügerisch – dadurch 

widmet man sich der digitalen 

Revolution für das eigene 

Geschäft zu wenig.

Markus Roth

Fachgruppenobmann UBIT,  

WKOÖ