130
Internationalisierung
lautet die Devise im heimischen Tourismus: Während die klassischen
Herkunftsländer Österreich und Deutschland nur langsam wachsen, schnalzen bei den
Gästen aus Osteuropa und dem Fernen Osten die Zahlen nach oben. Gemeinsam mit dem
Flughafen Linz schnüren Veranstalter und Tourismus Paketangebote, um mehr Reisende nach
Oberösterreich zu locken.
IM OSTEN GEHT DIE HOFFNUNG AUF
Lässig brettern die sechs ergrauten Schau-
spieler mit dem Motorboot über den
Wolfgangsee, bevor sie am Gipfel des
Schafbergs mit dem Selfie-Stick herum-
feixen: Was auf den ersten Blick wie eine
alltägliche Urlaubsszene wirkt, ist ein Aus-
schnitt aus der beliebten südkoreanischen
Reality-Reiseshow „Grandpas over Flow-
ers“ und „hat dem ganzen Salzkammergut
einen kräftigen Schub gebracht“, freut
sich Andreas Winkelhofer, Geschäftsfüh-
rer von Oberösterreich Tourismus. „Die
Sehnsuchtsbilder von Bergen und Seen
haben eine magische Anziehungskraft in
China und Korea. Und das müssen wir
nutzen.“
Der oberösterreichische Tourismus kann
2018 wieder auf eine erfolgreiche Saison
zurückblicken: Sowohl die Zahl der Gäste
als auch der Übernachtungen sind stark
gestiegen – nicht zuletzt dank der geziel-
ten Kampagnen in Osteuropa und im
Fernen Osten. Mit maßgeschneiderten
Angebotspaketen will man hier noch mehr
Personen ansprechen. Und Flughafendi-
rektor Norbert Draskovits spielt dabei eine
federführende Rolle.
Hallstatt als Zugpferd
Bisher hat der Flughafen Linz für den
heimischen Tourismus eine untergeord-
nete Rolle gespielt: Gerade einmal zehn
Prozent der abgefertigten Passagiere wa-
ren „Incoming“, wie es im Fachjargon für
einreisende Fluggäste heißt. Für die meis-
ten Urlauber würde sich ein Anflug auch
gar nicht auszahlen: Mehr als die Hälfte
der 3,1 Millionen Gäste in Oberöster-
reich kommt aus Österreich, ein Fünftel
aus Deutschland, der Rest vor allem aus
dem benachbarten Ausland. Das soll
sich ändern: Neben den traditionellen
„Nahmärkten wie Österreich und Deutsch-
land“ wird mit der Tourismusstrategie
Redaktion_Bernhard Lichtenberger
Fotografie_gettyimages, Winkelhofer: Oberösterreich
Tourismus/FlorianVoggeneder, Ziegler: Reinhard Winkler
Illustration_Alexandra Auböck
2022 der Fokus auf die osteuropäischen
Länder Tschechien, Slowakei und Polen
sowie die „Potentialmärkte“ China und
Südkorea gesetzt.
Schon jetzt sind bei diesen Ländern jähr-
liche Zuwachsraten im zweistelligen Be-
reich zu beobachten – für Tourismus-Chef
Winkelhofer nicht überraschend: „Vor
drei Jahren haben wir eine internationale
Marktstudie gemacht, wo Oberösterreich
Potential hat.“ Neben den aufstrebenden
osteuropäischen Ländern ist dabei vor
allem die neue Mittelschicht im Fernen
Osten als zahlungskräftige Zielgruppe her-
vorgestochen. „Mit Hallstatt haben wir ein
absolutes Must-see für Reisende aus Chi-
na. Diese Bekanntheit wollen wir nutzen,
um Oberösterreich als Urlaubsdestination
auf die Bühne zu rücken“, erklärt Winkel-
hofer. Die Reiseströme sollen zu anderen
Zielen gelenkt werden, zum Beispiel zum
Traun- oder Wolfgangsee, nach Bad Ischl
Über Flieger