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Seit Mai 2018 ist Norbert Draskovits als Direktor des Flughafens Linz im Amt. Nach jahrelangem
Sinkflug bei den Passagierzahlen soll er das Steuer wieder nach oben reißen – und darf sich
über eine Reihe von Teilerfolgen freuen. Mit mehr Flugverbindungen und der Umgestaltung des
Passagierterminals will er den
Regionalflughafen
wieder auf Kurs bringen. Politik, Wirtschaft und
Tourismus setzen große Hoffnung in ihn.
„WILL ICH QUALITÄT VOR ORT HABEN,
MUSS ICH SIE AUCH NUTZEN
“
Warum sollte ich bei meinem nächsten
Urlaub ab Linz fliegen?
Draskovits_
Weil Sie schnell, auf kurzem
Weg, komfortabel von zu Hause zum Flie-
ger und wieder retour kommen. Es geht
auch um die regionale Verbundenheit: So
wie ich mit einem Einkauf beim Greißler,
Bäcker oder der Tankstelle im Ort die regi-
onale Versorgung sichere, so ist es auch mit
dem Regionalflughafen. Will ich Qualität
vor Ort haben, muss ich sie auch nutzen.
Vielen Passagieren ist der Preis wichti-
ger. Im Internet findet man Tickets um
19,99 Euro von Wien nach Palma de
Mallorca. Was ist der wahre Preis der
Billigtickets?
Draskovits_
Die Billigtickets stehen mit
ihrem Preis plakativ am Markt. Wenn
man alle Kosten – Anreise, Parkplatz, Ge-
tränke, Koffer – einrechnet, kommt man
sowieso auf ein Vielfaches. Was die Passa-
giere aber tatsächlich bezahlen, hat man
beim Flugchaos im vergangenen Sommer
gesehen. Da haben sich einige Fluggesell-
schaften völlig verplant. Jeder spricht nur
vom Kostenersatz, aber es geht ja auch da-
rum: Wieviel Zeit verbringe ich am Flug-
hafen, weil wieder ein Flug ausgefallen ist?
Es nützt mir nichts, wenn ich ein Ticket
um 19 Euro habe. Jedem Konsumenten
ist bewusst, dass das nicht kostendeckend
und nachhaltig sein kann. Da liegt es in
unserer Verantwortung als Branche gene-
rell und auch als Flughafen, dass wir Air-
lines zu uns bekommen, die gute Qualität
bieten und den Konsumenten keine Prob-
leme bescheren.
Sie waren jahrelang sowohl in der
Flug- als auch der Tourismusbranche.
Worauf schauen Passagiere bei der
Wahl ihres Fluges und Flughafens?
Draskovits_
Bei einem Geschäftsreisen-
den sind eindeutig die Flugzeiten und die
Gesamtreisezeit ausschlaggebend: Wie
lange braucht er von zu Hause oder vom
Büro zum Parkplatz des Flughafens, weiter
zum Terminal und zum Gate, durch die
Security Line zum Abflug bis hin zum je-
weiligen Bestimmungsort. Beim Endver-
braucher ist es eine Kombination aus Preis
und Leistung. Der oberösterreichische
Kunde ist bekannt dafür, dass er zahlungs-
kräftig ist und sich gerne gute Qualität
leistet. Die ganz Preissensiblen, die um
25 Euro nach Barcelona oder Stockholm
fliegen wollen, werden wir nie erwischen.
Billig-Carrier gehen lieber in die Ballungs-
räume zu den großen Flughäfen.
Die Fluggastzahlen in Linz haben
sich nach einem jahrelangen Sinkflug
zuletzt wieder positiv entwickelt: Es
gab ein Plus von 21,3 Prozent in den
ersten drei Quartalen 2018. Wie wollen
Sie die wichtige Wahrnehmungsgren-
ze von 500.000 Passagieren pro Jahr
erreichen?
Draskovits_
Die Zahl von 500.000 ist
notwendig, um eine durchgängige, qua-
litativ hohe Servicekette anbieten zu
können. Alles, was darunter ist, führt zu
Einsparungen im System, nicht nur beim
Airport selber, sondern auch bei den
Dienstleistern vor Ort, etwa den Trans-
portbetrieben wie Taxi oder öffentlicher
Bus, der Sicherheit, der Gastronomie,
et cetera. Wir haben im Jahr 2017 den
absoluten Tiefpunkt erreicht und uns in
zehn Jahren von 800.000 Passagieren auf
knapp 400.000 halbiert, aber jetzt geht es
hoffentlich stetig aufwärts. 2018 rechnen
wir mit 450.000 Passagieren und nächs-
tes Jahr mit über 500.000. Damit wären
wir durch die Talsohle durch und können
Redaktion_Bernhard Lichtenberger
Fotografie_Mario Riener
Illustration_Alexandra Auböck
ein ordentliches Investitionsprogramm
starten.
Vor dem Flughafen wird ja derzeit
schon gearbeitet – ein Vorbote der
Investitionen?
Draskovits_
Ja, wir haben im Herbst mit
dem Fassadenumbau begonnen, der über
den Winter abgeschlossen sein soll. Wir
haben eine attraktive Gebäudehülle, die
allerdings etwas in die Jahre gekommen ist.
Bis zum Frühjahr werden wir die Planun-
gen für den Umbau des Innenlebens des
Passagierterminals abschließen und diese
Pläne im nächsten Winter realisieren. Da
geht’s darum, die Wege zu verkürzen und
gleichzeitig den Komfort und die Qualität
zu erhöhen. Ungünstig gelegene Räum-
lichkeiten werden verlegt: Zum Beispiel ist
der Eingangsbereich in die Security Line
nur drei Meter breit. Da muss man für die
Passagiere mehr Raum schaffen und den
Platz für Verwaltung, Büros und derglei-
chen zurücknehmen.
Das allein wird allerdings nicht reichen,
um die Passagiere zurückzuholen.
Draskovits_
Ja, wir brauchen mehr Ange-
bot. Im Geschäftsbereich fehlt uns die An-
bindung an wichtige Strecken, zum Bei-
spiel zu den norddeutschen Städten oder
nach Asien. Bei den Ferienflügen wollen
wir eine Maschine fix in Linz stationieren,
mit allen Schwierigkeiten für die Airline,
aber auch allen Vorteilen für unsere Gäs-
te: Wenn eine Maschine hier stationiert
ist und über Nacht bleibt, dann fliegt sie
die erste Rotation des Tages von Linz. Der
Kunde ist dann zum Beispiel um acht Uhr
schon in Heraklion und um zehn Uhr
am Strand, gewinnt also einen Urlaubs-
tag. Und am letzten Tag fliegt er erst am
Abend wieder retour. Er kann also zu at-