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Ihr Bruder, Reinhold Mitterlehner,
bekleidete als Vizekanzler eines
der höchsten politischen Ämter
Österreichs. Einer Ihrer jüngeren
Brüder, Gottfried Mitterlehner, ist
Chef des Landeskriminalamtes für
Oberösterreich. Angesichts dieser
Machtfülle wird immer wieder vom
Mitterlehner-Clan gesprochen …
Von Clan oder Machtfülle zu sprechen ist
ein Nonsens – warum und wieso sollte da
irgendwo eine Machtkonzentration dahinter
stehen? Wir sind eine große Familie, ich
habe fünf Geschwister, und zur damaligen
Zeit war das nicht untypisch. Wenn heute
mehr Kinder studieren, ist es wiederum nicht
untypisch, dass ein jeder sich irgendwo gut
entwickelt und da bringt man dann eher
diese Zufälligkeit in Verbindung.
Welche Rolle spielten Leistung
und Ehrgeiz in der Erziehung
Ihrer Eltern?
Nachdem mein Vater als Polizist überschau-
bar viel verdient hat, waren meine persön-
liche Entwicklung eine vernünftige Schul-
bildung und – wie in jeder anderen Familie
auch – eine gute Erziehung entscheidend.
Mir wurde auch rechtzeitig anerzogen, dass
man auf eigenen Füßen stehen und sich sein
Geld selber verdienen muss.
Hat sich der ältere Bruder während
seiner Zeit als Politiker von Ihnen
als jüngerer Bruder Ratschläge
geholt?
Nein, denn erstens holt sich ein älterer
Bruder sowieso selten vom jüngeren Rat und
zweitens hat er diese Position für sich selber
entschieden und entsprechend definiert
und hat meine Ratschläge daher auch nicht
gebraucht. Genauso habe auch ich mich
eigenständig gut zurechtgefunden und mich
nicht großartig aus der Familie beraten lassen.
Wir gehen alle unsere Wege, ohne dass wir
uns großartig Ratschläge vom anderen holen
oder irgendwo in Abhängigkeit stehen. Dieses
Familiennetzwerk, das gerne in den Medien
dargestellt wird, gibt es nicht. Es ist bei uns so
wie in vielen Familien, wir haben einen guten,
aber keinen solch intensiven, familiären Kon-
takt. Man ist durchaus öfter mit Freunden als
mit seinen Geschwistern zusammen.
Ihre Gattin, Michaela
Keplinger-Mitterlehner, ist
Generaldirektor-Stellvertreterin
in der Raiffeisenlandesbank
Oberösterreich. Wie häufig ist
die Bankenwelt zu Hause ein
Gesprächsthema?
Natürlich unterhält man sich sehr intensiv –
mit Einschränkungen durch das Bankge-
heimnis – über das Berufsleben. Wir haben
gegenseitig großes Verständnis für den jeweils
anderen, weil wir ähnlichen Herausforde-
rungen, Erfolgen oder auch Belastungen aus-
gesetzt sind. Wir machen unsere Jobs schon
lange, sind auch schon lange zusammen und
konnten uns immer gut mental sowie im
Sinne von Ratschlägen unterstützen.
Sie arbeiten laut eigenen Aussagen
rund 60 Stunden in der Woche. Was
machen Sie als Ausgleich zum
beruflichen Alltag?
Mein Ausgleich besteht darin, dass man hin
und wieder am Abend gemeinsam zu Hause
ist und sich beim Kochen oder Abendessen
entspannen kann. Ich versuche auch Sport
zu betreiben, indem ich zumindest an den
Wochenenden auf das Laufband steige.
Wir unternehmen darüber hinaus gerne
gemeinsam lange Spaziergänge, fahren in den
Urlaub oder bekommen am Wochenende
in Familien- und Freundesrunden – auch
einmal bei einer Tarock-Runde – Abstand
vom Bankengeschäft._
und werde mit höchster Wahrscheinlichkeit
als Banker in Pension gehen.
Was waren die größten
Herausforderungen in Ihrem
bisherigen Bankerleben?
Die erste Herausforderung war sicherlich
der soeben geschilderte Start, wo ich mich
erst einmal durchbeißen musste. Die nächste
Herausforderung war der Sprung von der
operativen Ebene in das Management und
darüber hinaus gibt es dann immer wieder
Situationen, in denen man dann auch einen
sehr starken Druck spürt, wie etwa das Prob-
lem mit der Hypo Alpe Adria. Damals haben
wir durch den ähnlichen Namen permanent
klarstellen müssen, dass wir damit überhaupt
nichts zu tun haben und sogar das genaue
Gegenteil sind: Die Hypo Oberösterreich ist
die Bank in Österreich mit den geringsten
Kreditrisiken.
Wie beschreiben Sie
Ihren Führungsstil?
Zukunftsorientiert, konsequent, einfordernd –
aber auch unterstützend.
Erste-Chef Andreas Treichl
sprach sich kürzlich für eine
Erbschaftssteuer aus. Wie
stehen Sie zur Erbschaftssteuer?
In Summe gibt es für mich durchaus gute
Argumente, warum eine Erbschaftssteuer dis-
kussionswürdig ist. Man kann ihr durchaus
positive Aspekte abgewinnen, weil es einfach
für viele nicht verständlich ist, warum
jemand ohne Leistung ein großes Vermögen
bekommt und sich ein anderer das erarbeiten
und versteuern muss.