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habe man Ideen für Österreich auch etwa aus
Holland übernommen, wobei man dabei aber
auf die speziellen regionalen Bedürfnisse ach-
te. Ein bestimmtes Budget gibt es bei vielen
Unternehmen nicht, einzelne Maßnahmen
bekommen je nach Sinnhaftigkeit Geldmit-
tel. Bei kleineren Unternehmen funktioniert
Employer Branding mit einem entsprechend
geringerem Budget anders. Dazu Stephan
Preishuber vom Automatisierungs- und Elek-
trotechniker Preishuber aus Pöndorf mit 20
Mitarbeitern: „Bei uns ist weder die Zeit
noch das Budget da, um in öffentlichen Me-
dien etwas zu schalten.“ Kinospots oder Pla-
kate seien schlichtweg zu teuer, daher laufe
sehr viel über Mundpropaganda.
#Bewertungs-
plattformen
Die Bandbreite der Aussagen und Bewertun-
gen ist groß, anonym und reicht von „ausbeu-
terischem Unternehmen“ (1,0 Punkte) bis
„Top-Familienbetrieb mit Herz“ (5,0 Punkte)
– die Rede ist von Online-Bewertungsplatt-
formen für Unternehmen, die oft die kurio-
sesten Blüten treiben. Wenn (Ex-)Mitarbeiter
die besten Markenbotschafter sind, wie sehr
lassen solche Bewertungen dann einen seriö-
sen Rückschluss auf die Wirkung der von den
Unternehmen gesetzten Employer Branding-
„Sisyphus-Arbeit ist das Schlimmste“
Johannes Pracher, Geschäftsführer der Kepler Society
Das Gehalt ist heute nur mehr ein Hygienefaktor – aber wenn das Gehalt
nicht passt, denkt man über das andere gar nicht mehr nach, weiß Johan-
nes Pracher, Geschäftsführer der Kepler Society, dem Absolventenclub der
JKU: „Primärer Treiber ist die Sinnhaftigkeit. Der Spaß und der Mehrwert an
der Arbeit müssen vorhanden sein.“ Die Absolventen würden heute kaum
noch den Job wechseln, wenn sie woanders 100 Euro mehr kriegen würden,
aber in der Tätigkeit selbst keinen Sinn erkennen. „Eine sinnlose Tätigkeit
war schon bei den Griechen das Schlimmste, das man jemandem antun
konnte“, zieht Pracher den Vergleich mit Sisyphus, der täglich einen Stein
auf den Berg rollt, der anschließend wieder runterkugelt.
Das Um und Auf bei der Erarbeitung der Arbeitgebermarke sei es, individu-
elle Lösungen für die unterschiedlichen Bereiche und Mitarbeiter zu finden:
„Es ist komplett sinnlos, in eine Rutsche oder einen Wuzzler zu investieren,
wenn die Mitarbeiter eigentlich flexible Arbeitszeiten wollen. Wenn Arbeit-
nehmer aus dem Mühlviertel kommen und die Arbeitszeiten wegen des
Verkehrs nicht passen, ist ihnen ein Obstkorb komplett egal. Die Mitarbeiter
müssen auch nicht alle Freunde sein, das ist nicht notwendig.“
Maßnahmen zu? Die befragten Unterneh-
men sind sich weitgehend einig, dass man
die Bewertungen nicht außer Acht lassen
dürfe, gleichzeitig müsse man diese aber auch
mit Vorsicht genießen. Dazu Andreas Fill:
„Man schaut ja selbst auch drauf, wenn man
ein Zimmer bucht und sich informiert, wie
viele Sterne ein Hotel hat. Aber man sollte
die Qualität und Echtheit mancher Bewer-
tungen in Frage stellen, denn es gibt kein
Unternehmen, bei dem alles schlecht oder
alles gut ist.“ Als ein großes Problem wird
von den Firmen genannt, dass viel häufiger
von unzufriedenen als von zufriedenen Mit-
arbeitern Bewertungen abgegeben werden.
„Die meisten schlechten Bewertungen gibt
es, weil die Mitarbeiter enttäuscht sind, weil
ein Dienstverhältnis beendet wurde. Das er-
gibt oft ein verzerrtes Gesamtbild“, erklärt
Marketing und HR-Leiterin Julia Eder von
Haslinger / Nagele & Partner.
#Silicon Valley
Fitnessstudio, Rutsche, Hängematten – das
ist Arbeitsplatzgestaltung „made in America“.
Genauer gesagt kommen die Trends aus dem
kalifornischen Silicon Valley, der glitzernden
Welt der Start-ups, die in punkto Innovation
und Employer Branding häufig auch in Eu-
ropa als Paradebeispiel genannt werden. Bei
Flexible Arbeitszeiten
Gesponserte Freizeitak-
tivitäten, wie gemeinsa-
mes Skifahren, Berg-
touren, Wellnessen
Firmenauto
Enges Korsett des
Tagesablaufes (wenn
etwa Statusberichte
immer um dieselbe
Zeit geliefert werden
müssen)
Enge
Aufgabenverteilung
Keine Selbstentfal-
tung – keine Freiheiten,
keine eigene Ideenum-
setzung und nur nach
Vorschrift arbeiten zu
müssen
Automatisierungs-
und Elektrotechniker
Preishuber
Sitz_Pöndorf/Vöcklabruck
Mitarbeiter_20
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