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Redaktion_Katharina Ecker
Fotografie_Mario Riener
Grafik_Martin Anderl, Bundesregierung
Bis 1.1.2020 sollen die bislang 21 Sozialversicherungen auf fünf Träger zusammengelegt
werden. Die 170 Seiten starke Mega-Reform der türkis-blauen Regierung sorgt für ordentlichen
Zündstoff. Ende Oktober wurde sie trotz Protesten in der Begutachtung fast unverändert
Richtung Parlament geschickt. Die Eckpunkte der Reform im Überblick und
Peter Niedermoser
,
Präsident der Ärztekammer Oberösterreich, darüber, warum Oberösterreich als Verlierer aus
der Reform rausgehen wird.
„ZENTRALISIERUNG
IST DER FALSCHE WEG
“
Gesundheit
Die Kassenfusion wird seitens der
Ärztekammer, des Österreichi-
schen Gewerkschaftsbundes und
der Krankenkassen nicht gerade
begrüßt. Wo sehen Sie die Nach-
teile in der geplanten Zusammen-
legung?
Niedermoser_
Ich bin davon über-
zeugt, dass die Zusammenlegung
keine Vorteile mit sich bringt. In
unserem Bundesland wurde zwi-
schen Landespolitik, Krankenkassen
und Ärztekammer als Triumvirat
sehr gut zusammengearbeitet. Wir
haben uns gemeinsam Projekte für
Oberösterreich überlegt, geplant und
gut umgesetzt. Die geplante Zentra-
lisierung ist wie ein großes, schweres
Schiff, das nicht mehr leicht lenkbar
ist. Es lässt regionale Lösungen ver-
schwinden. Ein Beispiel ist der haus-
ärztliche Notdienst – kurz HÄND –,
mit dem wir rund um die Uhr eine allge-
meinmedizinische Versorgung garantieren
können. Diese Versorgung gibt es nur in
Oberösterreich. Diese eine und alle anderen
Lösungen, die wir in einer guten Teamarbeit
gezielt für Oberösterreich entwickelt ha-
ben, sind durch den Zentralismus gefährdet.
Durch den Geldabfluss der Oberösterrei-
cher in die Zentrale wird es nicht mehr die
Möglichkeiten geben, regionale Leistungen
zu planen und erfolgreich umzusetzen. Ich
bin mir auch sicher, dass viele Kassenärzte
in den privaten Bereich abwandern werden,
wenn die medizinische Versorgung durch
Leistungskürzungen in unserem Bundesland
nicht mehr so gut ist.
Sie behaupten, dass die Kassenfusion kei-
ne Einsparungen mit sich bringen wird, so
wie von der Regierung errechnet, sondern
erhebliche Kosten nach sich ziehen wird.
Warum?
Niedermoser_
Ich sehe die „Patienten-
milliarde“ an Einsparungen als Fake-News.
Der Rechnungshof hat klar und deutlich
gesagt, dass das nie umsetzbar sein wird,
weil Fusionen immer Geld kosten. Die
Regierung dürfte hier nicht unbedingt
von Rechnungs- und Zahlenkompetenz
geschlagen sein. Einsparungen von einer
Milliarde ohne Leistungskürzungen sind
unrealistisch. Die Leistungen werden si-
cher nicht nach oben angeglichen und im
Durchschnitt – also wohl auch für Ober-
österreich – nach unten nivelliert werden.
Das bedeutet, dass unser Bundesland mit
Sicherheit zu den großen Verlierern zählen
wird. Die negativen wirtschaftlichen Ef-
fekte wurden auch durch ein Gutachten
des Ökonomen Friedrich Schneider kal-
kuliert: Er rechnet in einem „noch posi-
tiven“ Szenario mit einem Rückgang der
Wertschöpfung in Oberösterreich um 87
Millionen Euro.
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