114

Vergleiche man den 

heimischen Immobilienmarkt

 mit anderen in Europa, würden wir 

in einem gelobten Land leben. Gleichzeitig gebe es aber auch bei uns noch einiges an 

Verbesserungspotential, sind sich Real360-Immobilien-Geschäftsführer Achim Harrer, 

Konsumentenschützerin Ulrike Weiß und Mario Zoidl, Geschäftsführer VKB-Immobilien 

und Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Oberösterreichs, 

einig. Und auch bei den vorgeschlagenen Maßnahmen ist man gar nicht so weit 

auseinander, wie man das vielleicht erwarten würde. 

„WIR SIND 

GEWOHNHEITS-MENSCHEN UND 

WOLLEN KEINE VERÄNDERUNGEN

Wie beurteilen Sie den aktuellen 

Immobilienmarkt?

Zoidl

_Der österreichische Immobilien-

markt ist in Bezug auf Eigentum gut auf-

gestellt. Er hat sich seit der Finanzkrise 

sehr intensiv entwickelt, viele Investoren 

und Privatanleger haben in Immobilien 

investiert. Die Zinsen sind am Boden, 

wenn man ein bisschen ein Vermögen 

zur Verfügung hat, gibt es das starke Be-

streben, einen Teil in Immobilien anzule-

gen – das geht von der Großmutter bis 

zu größeren Investoren. In jüngster Zeit 

hat der Trend ein bisschen nachgelassen – 

das hängt sicherlich auch mit den starken 

Baukostensteigerungen zusammen, seit 

2005 gab es ein Plus von um die 36 Pro-

zent. Die gewerblichen Geldgeber sind im 

Bereich Wohnimmobilie schon deutlich 

verhaltener.

Harrer

_Das sehe ich nicht so, die Nach-

frage ist ungebremst. Aktuell kommen 

etwa viele institutionelle Investoren aus 

Süddeutschland und Wien, um bei uns in 

Linz zu investieren.

Zoidl

_Wir spüren eine gewisse Sättigung. 

Die goldenen Zeiten, in denen alles in 

kürzester Zeit verkauft worden ist, sind 

vorbei – beim Verkauf des letzten Drittels 

einer Immobilie wird es häufig zäh. Anle-

ger und Investoren haben früher ein gan-

zes Paket gekauft – jetzt ist das nicht mehr 

Redaktion_Sabrina Kainrad

Fotografie_Martin Anderl

so, die Renditeaussichten sind nicht mehr 

so gut. Der klassische Investor geht auch 

nicht in die Wohnungsmiete, sondern ins 

Eigentum.

Weiß

_Ja, wir stehen im Bereich Kauf 

nicht schlecht da, aber wir könnten noch 

sehr viel mehr leistbare Mietwohnungen 

brauchen. Leistbarer Wohnraum wird in 

zentralen Lagen zunehmend knapp. Die 

Durchschnittsmieten steigen seit Jahren. 

Was kann man dagegen tun?

Weiß

_Garant für leistbares Wohnen ist 

der gemeinnützige Wohnbau – das sieht 

man auch in anderen Ländern, in denen 

man diesen Weg nicht mehr beschritten 

hat. Deutschland ist ein gutes Beispiel, 

wie es nicht funktioniert, das zeigt auch 

die aktuelle Diskussion in Berlin. Die 

Preistreiber in Österreich sind die stark 

steigenden Baukosten und daneben vor 

allem die hohen Grundstückspreise. We-

gen Letzteren kann in manchen Berei-

chen in Linz und auch in anderen Städten 

nicht mehr gefördert gebaut werden.

Harrer

_Weiters sind auch noch die vie-

len Regulatoren bezüglich Nebenflächen 

ein Preistreiber. Ein Architekt hat mir 

kürzlich erklärt, dass man bereits 30 

Prozent nicht vermietbare oder verkauf-

bare Nebenflächen rechnen muss – da-

mit hat man eine effektive Nutzfläche 

von nur noch 70 Prozent, mit der man 

wirklich Einnahmen als Investor erzielen  

kann.

Zoidl

_Ich könnte mich nicht erinnern, 

dass Wohnen irgendwann einmal günstig 

war. Natürlich kann es nie genug Woh-

nungen geben, aber wir sind in Oberös-

terreich auch im Bereich Miete sehr gut 

unterwegs. Der soziale Wohnbau muss 

von der Gemeinnützigkeit oder den Ge-

meinden kommen, da muss wirklich sozi-

aler Wohnbau geschaffen werden und das 

muss nicht in so einer Güte passieren, wie 

es jetzt der Fall ist. Wir haben einen Stan-

dard bei der Ausstattung erreicht – von 

den Raffstores hin zur Dreifachvergla-

sung, der Klimatisierung bis zur Wohn-

raumbelüftung –, der einfach nicht mehr 

funktioniert. Alles ist aus Edelstahl, es 

gibt Tiefgaragen, bereits ab dem dritten 

Stock muss ein Lift her – das sind Preis-

treiber. Und da rede ich noch gar nicht 

von den Nebenkosten, bei denen ich 

mich als Vermieter jedes Mal selber schre-

cke, wenn ich die Gemeindeabrechnung  

bekomme. 

Weiß

_Die Baukosten sind ein Thema, 

besonders im innerstädtischen Bereich 

haben die Gemeinnützigen mittlerweile 

viele Vorgaben. Grundsätzlich halte ich 

viele davon für gut, da sich sonst un-

terschiedliche Immobilienklassen ent-

Bauen & Wohnen