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Kinder vereinbar sein müssen, war für 

Pömer-Letzbor nie eine Frage: „Ich hatte 

keinen Plan B. Auch wenn das vielleicht 

für manche blöd klingt, aber die Firmen 

sind für mich auch Babys. Natürlich liegt 

die Priorität bei meinen Söhnen und 

wenn etwas passiert, lasse ich den Stift fal-

len und bin weg. Aber ich habe sehr viel 

Zeit, Geld, Nerven und Schweiß in den 

Firmenaufbau gesteckt und es war immer 

klar, dass ich beides haben will.“ Einfach 

sei die Vereinbarkeit nicht, aber mit ei-

nem guten Zeitplan und Unterstützung 

aus der Familie machbar. Pömer-Letzbors 

Gatte ist Gynäkologe, betreibt eine Praxis 

und arbeitet im Spital als Oberarzt. An-

gesprochen auf seinen demzufolge ebenso 

vollen Terminkalender, sagt sie schmun-

zelnd: „Wir sehen uns tatsächlich noch 

und haben uns noch immer sehr gern.“ 

Als Tipp für andere Frauen sagt die Un-

ternehmerin und zweifache Mutter: 

„Frauen sollten mehr Hilfe annehmen 

und nicht glauben, überall die Beste sein 

zu müssen.“ Wenn sich etwa die Omas 

bei der Kinderbetreuung einbringen 

möchten, sei das wunderbar und dann 

Ich bin meinem Vater sehr 

dankbar, dass ich die Chance 

bekommen habe, seine 

Bauträgerfirma zu 

übernehmen – aber genutzt 

habe ich die Chance selber. 

Anne Pömer-Letzbor

Geschäftsführerin, City 

Wohnbau Letzbor und Letzbor 

Hausverwaltung

Mein Geld investiere ich in_meine Kinder und Wohnungen – seit ich 

es mir leisten kann, kaufe ich mir in jedem unserer Projekte auch selbst 

Wohnungen. 

Meinen Kindern gebe ich mit auf ihren Lebensweg_Sie sollen 

irgendwas machen, was sie glücklich macht – das ist das einzig 

Wichtige.

Inspiration hole ich mir_bei Reisen, beim Lesen und durch den 

Austausch mit Freunden. Da mein Mann als Arzt in einem ganz anderen 

Bereich tätig ist, haben wir einen bunt gemischten Freundeskreis und 

das bringt einen wertvollen Perspektivenwechsel. 

Eine negative Eigenschaft von mir_Ich bin beruflich eine 

Perfektionistin – da ärgere ich sicher manchmal mein Team. 

... und eine positive_Ich treffe schnell Entscheidungen, die ich auch 

nicht mehr hinterfrage, und bin gut auf neue Situationen vorbereitet. 

Mich trifft sehr selten etwas unvorbereitet. 

Das Image der Immobilienbranche ist nicht unbedingt das beste, 

weil_einige zu schlecht ausgebildet sind, es sind keine speziellen 

Ausbildungen oder Prüfungen notwendig. Mir persönlich kommt es 

mit meiner guten Ausbildung sehr entgegen, dass es schwarze 

Schafe in der Branche gibt. Ich kann mich dadurch noch mehr 

hervorheben.

von Anne Pömer-Letzbor

dürfe man auch guten Gewissens Zeit 

zu zweit verbringen. Pömer-Letzbor war 

nicht in Karenz, sondern immer stunden-

weise im Büro. „Spaßig war das nicht“, so 

die Unternehmerin ganz ehrlich, „aber 

ich würde sonst jetzt zum Beispiel kei-

nen Bruckner Tower verkaufen können.“ 

Die Männerdominanz in der Baubranche 

hat Pömer-Letzbor nie gestört. „Ich habe 

bereits in der KPMG mit vielen Männern 

zusammengearbeitet. Ich bin nicht auf 

den Mund gefallen und nicht gleich be-

leidigt“, sagt die Unternehmerin lachend 

und fügt hinzu: „Die Arbeit mit Män-

nern ist vielleicht oft sogar angenehmer, 

weil da wird einmal ordentlich auf den 

Tisch gehauen und dann passt es wieder.“ 

Ein leises Mädchen würde es aber schwe-

rer haben. Denn wenn bei Projektbespre-

chungen vierzehn Männer diskutieren, 

müsste man als einzige Frau am Tisch 

schon einmal positiv die Stimme erhe-

ben und seine Expertise vortragen. „Man 

muss halt der Typ dafür sein – aber das 

ist bei jedem Job so. Ich habe für mich 

instinktiv den richtigen Job gewählt.“_