135

hat. Seine Idee dahinter: ein spiritueller Weg 

mit zwölf Stationen, die jeweils einen Spruch 

zur Ermutigung, sich wieder auf sich selbst zu 

besinnen, zeigen. 

Bründlkapelle und Augenbründl

„Werde großzügig und strebe nicht 

gierig nach noch mehr.“

Satte Wiesenhügel, tiefe Wälder, scheinbar 

unberührte Felder, Granitfindlinge, Marterl, 

Kirchen und Bauernhöfe – sonst sieht man 

hier nichts. Und das, obwohl die Wanderer 

allesamt davon berichten, wie viel sie hier 

finden. Das mag wohl daran liegen, dass man 

diese Fundstücke weder sehen noch anfassen 

kann: Antworten auf Fragen, Entscheidungs-

hilfen, Gespräche, Dankbarkeit oder einfach 

Selbstverständliches, dessen man sich nicht 

mehr bewusst war. „Wenn man hier durch 

diese wunderschöne Natur wandert, dann 

besinnt man sich auf die wahren Werte und 

denkt über die wirklich wichtigen Dinge im 

Leben nach“, erzählt Josef Kinast aus eigener 

Erfahrung. Der Johannesweg sei der ideale 

Ausgleich zum stressigen Berufsalltag und ei-

ner immer schnelllebigeren Zeit, „die Wande-

rung mit den zwölf Stationen der Mühlviert-

ler Landschaft fördert die Besinnung und hilft 

sogar, Entscheidungen zu treffen“, sagt Kinast 

weiter, der sich über die Auszeichnung zum 

Ehrenmitglied der Mühlviertler Alm freut. 

„Und das, obwohl ich aus dem Mostviertel 

komme – dieses Miteinander ist eben typisch 

für die Region hier.“ Hans Holzmann, Ob-

mann der Leaderregion Mühlviertler Alm 

und Bürgermeister von Königswiesen, sieht 

das Miteinander überhaupt als Grundstein 

für die Idee des Johannesweges: „Dieses An-

einem-Strang-Ziehen hat bei uns schon lange 

Tradition, darauf konnten wir aufbauen, um 

gemeinsam die Idee des Weges zum Wachsen 

zu bringen.“ Der Johannesweg verbinde in 

einem Ausmaß, wie „wir es in der Vergangen-

heit noch nicht hatten“. Er habe eine hervor-

ragende Außenwirkung, man freue sich über 

viele Gäste. „Er hat aber auch eine nicht un-

bedeutende Innenwirkung ausgelöst. Bei vie-

len Einheimischen hat es zu einer Neu- oder 

Wiederentdeckung der eigenen Heimatregion 

geführt.“ 

Martha Schartlmüller kann das tagtäglich aus 

nächster Nähe beobachten. Sie führt in Pier-

bach das Gasthaus Populorum und ist Gast-

geberin für viele Pilger. „Ich glaube, die ganze 

Region profitiert davon. Nicht nur, weil die 

Gäste in den Betrieben konsumieren und ein-

kaufen, man erfährt so viele nette Geschich-

ten von den Leuten.“ Reinhard Honeder nickt 

zustimmend. Genau diese Gespräche mit den 

Einheimischen seien es, die den Johannesweg 

so besonders machen. „Klar hört man immer 

wieder, dass die Gegend so schön ist. Aber 

schöne Gegenden gibt es anderswo auch. Das 

Wertvollste sind die Begegnungen mit den 

Einheimischen – ein kurzes Gespräch mit 

dem Landwirt, der gerade draußen arbeitet, 

mit dem Bäcker oder wem auch immer.“ Ei-

nes der wichtigsten Dinge sei schließlich nach 

wie vor das Miteinander-Reden, das Zuhören, 

so Honeder, Eigentümer der gleichnamigen 

Mühlviertler Naturbackstube. Das funktio-

niert natürlich nur dann, wenn die potentiel-

len Gesprächspartner, die Einheimischen, den 

Pilgerweg als Bereicherung sehen. Und die 

Gäste nicht als Belästigung erleben, sondern 

willkommen heißen.

Wie das gelingen kann, wollen wir von Hans 

Hinterreiter, Geschäftsführer des Tourismus-

verbandes Bad Zell, wissen. „Indem wir den 

Menschen den Weg nicht aufgedrängt haben. 

Uns war von Anfang an bewusst, dass so etwas 

nur funktionieren kann, wenn wir’s gemein-

sam mit den Menschen, die am Weg arbeiten 

und leben, machen. Und genau das bekom-

men wir jetzt immer rückgemeldet: Dass die 

Leute hier so freundlich sind.“ Einfach so 

würde diese positive Grundstimmung aber 

nicht bleiben, ist Honeder überzeugt: „Dar-

auf müssen wir wirklich aufpassen. Für unsere 

Region können 100 Leute schon eine Masse 

sein.“ Auch Kinast plädiert für eine behutsa-

me Weiterentwicklung. „Man braucht nicht 

viele Investitionen, sondern die Menschen 

müssen dahinterstehen. Die Wanderer sollen 

sich angenommen fühlen, denn das ist die 

Einzigartigkeit des Johannesweges und die gilt 

es zu bewahren.“ 

Kammerer Kreuz: „Sei hilfsbereit 

und ein guter Gastgeber – es 

lohnt sich für beide Seiten.“

Riesige Hotels wolle man daher nicht bauen, 

es seien ohnehin die kleinen Bauernhäuser 

und familiären Unterkünfte, die den Charme 

ausmachen würden. „Wir brauchen noch 

ein paar Beherbergungsbetriebe und Näch-

tigungsmöglichkeiten direkt am Weg“, sagt 

„Ich glaube, die ganze

 

Region profitiert davon.“

Martha Schar

tlmüller

Gastwirtin, Gas

thaus 

Populorum

„Das Wandern durch die

 

wunderschöne Landschaft fördert

 

die Besinnung und hilft sogar

Entscheidungen zu treffen.“

Josef Kinast

Head of Siemens OÖ

„Das Wertvollste sind die

 

Begegnungen  

mit den Einheimischen.“

Reinhard Honeder

Eigentümer, Honeder 

Naturbackstube