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liefern die Grundlagen, die das Potenti-
al für Innovationen haben“, beschreibt
Eichlseder die befruchtende Zusammen-
arbeit. „Zugleich dürfen wir nicht die
verlängerte Werkbank der Firmen sein
und nur den aktuellen Problemen in der
Wirtschaft nachlaufen, sondern müssen
bewusst die Grundlagen beachten.“
Enge Vernetzung
Das rege Interesse der Unternehmen liegt
sicher auch an den Forschungsschwer-
punkten der Montanuniversität, die seit
ihrer Gründung 1840 als Lehranstalt für
Berg- und Hüttenwesen, also Bergbau
und Metallverarbeitung, eng mit der stei-
rischen Wirtschaft verknüpft ist. Heute
umfasse die Forschung sämtliche Bereiche
rund um Werk- und Rohstoffe – von Ma-
schinenbau über Energietechnik bis hin
zu Recycling und Umwelttechnik. „Ener-
gie, Ernährung und Wasser sind große Zu-
kunftsthemen“, ist Eichlseder überzeugt.
Hier schaffe man mit der universitären
Forschung die Basis, auf der Unterneh-
men innovative Lösungen entwickeln
können.
Wie intensiv die Kooperation zwischen
den beiden Seiten sei, sehe man allein
schon an der Anzahl der Betriebe und
Forschungsstätten, die sich rund um die
Montanuniversität angesiedelt haben,
schildert Eichlseder. In den Comet-Zen-
tren (kurz für Competence Centers for
Excellent Technologies) forschen Uni-
versität und Unternehmen gemeinsam
zu Themen wie Kreislaufwirtschaft, Rest-
stoffverwertung oder Polymer-Chemie.
Hinzu kommen Stiftungsprofessuren:
Während es in Deutschland und der
Schweiz heftige Zweifel an der Freiheit
der Forschung gegeben hatte, wenn gro-
ße Unternehmen wie Audi, Nestlé oder
Syngenta Lehrstühle gesponsert haben,
teilen sich hierzulande die Privatwirt-
schaft und das Bundesministerium über
die Forschungsförderungsgesellschaft
FFG die Finanzierung. „So wird sicher-
gestellt, dass die Forschungsergebnisse
der Öffentlichkeit zugänglich sind“, un-
terstreicht Eichlseder die Vorteile des ös-
terreichischen Systems. „Die Universität
muss sich stets eine gewisse Unabhängig-
keit bewahren.“
Wer innovativer ist
Dass die Partnerschaft zwischen öffent-
licher und privatwirtschaftlicher For-
schung in und rund um Leoben so gut
funktioniert, liegt wohl auch daran, dass
Rektor Eichlseder beide Seiten aus ers-
ter Hand kennt: Nach seinem Maschi-
nenbaustudium an der TU Graz war er
jahrelang in der Forschungsabteilung
von Steyr-Daimler-Puch tätig, bevor er
als Professor an die Montanuniversität
berufen wurde. „Die Wirtschaft ist inno-
vativer, wenn es um die Umsetzung einer
Idee in ein Produkt oder eine Dienstleis-
tung geht. Kernaufgabe der Universitäten
ist aber Innovation in dem Sinn, flexibel
zu sein und disruptiv Erneuerung zu
schaffen. Da haben wir auch mehr Mög-
lichkeiten, weil wir Sachen ohne einen
wirtschaftlichen Hintergedanken verfol-
gen können, egal ob da jemals was da-
bei herauskommt. Es kommen auch bei
weitem nicht alle Ergebnisse der Unis zu
einer wirtschaftlichen Umsetzung.“
Auch der Zeithorizont sei ein anderer –
insbesondere in der Lehre: „Unsere Auf-
gabe ist es, deutlich weiter nach vorne zu
schauen als die Wirtschaft. Die Leute, die
wir heute ausbilden, entfalten erst in zehn
bis 20 Jahren ihre volkswirtschaftliche
Wirkung. Die müssen wir entsprechend
befähigen, neu zu denken, Ideen aufzu-
greifen und Probleme zu lösen, die heute
noch gar nicht gedacht werden können.“
Das Wissen der Zukunft
Dafür brauche es nicht so sehr aktuelle
Forschungsergebnisse, sondern solides
Grundlagenwissen: Neben den natur-
wissenschaftlich-technischen Disziplinen
wie Mathematik, Physik, Chemie und
Mechanik zählt Eichlseder überraschen-
derweise auch Ethik dazu. „Innovation
darf nicht zum Selbstzweck werden. Wir
müssen auch die technischen, soziolo-
gischen und politischen Auswirkungen
mitdenken.“ Die Vorlesungen zum The-
ma Ethik würden von den derzeit 4.000
Studierenden gerne besucht, freut sich
Eichlseder.
Wissenschaft habe genauso wie die Wirt-
schaft eine Verantwortung für das Wohl
aller Menschen, argumentiert Eichlseder
weiter: „Unseren heutigen Wohlstand
haben nicht wir geschaffen, sondern er
basiert darauf, dass frühere Generationen
bereit waren, dafür Geld in die Hand zu
nehmen. Wir sind die Nutznießer und
müssen unsererseits nun die Grundlagen
schaffen, dass die Menschen auch im Jahr
2500 noch gut leben können“, ist der
63-Jährige überzeugt. „Dazu brauchen
wir Neugier und ein gutes Bildungssys-
tem, damit wir Leute haben, die mit wis-
senschaftlichen Methoden neue Antwor-
ten finden. Da dürfen wir ruhig ein paar
Generationen vorausdenken.“_
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