25
„Die TU Graz misst mittels Eye-Tracking,
wo der Autofahrer hinsieht und wann
er aufgrund seines Blinzelverhaltens auf-
gefordert werden könnte, eine Pause zu
machen“, schildert er ein konkretes Bei-
spiel. Eine weitere Herausforderung sei
der hohe Energieverbrauch: „Bei einem
autonomen Elektroauto braucht der An-
trieb nur die Hälfte der Batterieleistung,
die andere Hälfte entfällt auf die Steue-
rung, die Sensorik und sämtliche damit
verbundenen Prozesse. Diesen Wert muss
man nach unten bringen.“
Hoch hinaus
Das gelte genauso für fliegende Vehikel:
Um sie im Feldversuch erproben zu kön-
nen, „brauchen die Fluggeräte viel Luft,
weil sie schnell fliegen und, wenn etwas
nicht ganz korrekt passiert, weiträumig
ausweichen müssen“, erklärt Instituts-
leiter Friehmelt die Idee hinter AIRlabs.
„Dafür braucht es einen reservierten Luft-
raum, damit man ausschließen kann, dass
man mit jemandem zusammenstößt.“
Gefördert vom BMVIT und der FFG,
koordiniert die FH Joanneum als Kon-
sortialführer die Zusammenarbeit der
Partnerunternehmen. „Aber wir haben
auch eigene Forschungsschwerpunkte,
zum Beispiel das Simulieren von leichten
Fluggeräten in Häuserschluchten, wo der
Wind ordentlich pfeift, oder in einem
Schneesturm.“ Mache man in diesem
Bereich seine Hausaufgaben, eröffnen
sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten,
novationsfelder. „Als Cluster forschen
wir nicht selbst, sondern schätzen uns
glücklich, dass wir viele Mitglieder haben,
die in vielen inhomogenen Bereichen for-
schen.“
Die Aufgaben des 1995 gegründeten Mo-
bilitätsclusters sieht er vielmehr im Auf-
spüren neuester Entwicklungen und im
Vernetzen: „Unsere Strategiegruppen mit
Vertretern der großen Unternehmen brin-
gen internationale Trends ins Netzwerk
hinein, auf die man aufspringen sollte. Im
nächsten Schritt schärfen wir diese The-
men durch Veranstaltungen oder durch
Studien, die wir in Auftrag geben. Und
dann bringen wir die richtigen Leute an
einen Tisch.“
Schau mir in
die Augen, Auto!
So ist es zum Beispiel bereits beim Pro-
jekt ALP-Lab gelungen: Im Rahmen der
„Austrian Light Vehicle Proving Region
for Automated Driving“, also der öster-
reichischen Testregion für autonome Pkw,
haben sich private Unternehmen der
Automobilbranche und öffentliche For-
schungseinrichtungen zusammengetan,
um die Sensoren und die Software für
selbstfahrende Autos weiterzuentwickeln.
„Während Oberösterreich als Testregion
auf Lkw setzt, geht es bei uns darum, dass
der klassische Pkw in der Lage ist, auto-
nom zu erkennen, wie er wo reagieren
muss“, beschreibt Reichsöllner die Ziele
des Projekts.
ist Friehmelt überzeugt. „Während des
Schneechaos heuer im Jänner konnten
Hubschrauber teilweise tagelang nicht
fliegen, weil man Gerät und Besatzung
nicht gefährden wollte. Unbemannte
Fluggeräte können bei der Lawinenspren-
gung oder der Suche nach verschütteten
Personen helfen.“ Auch beim Transport
von Spenderorganen vom Flughafen
zum Krankenhaus können Drohnen
ein sinnvoller Ersatz für Helikopter sein,
glaubt Friehmelt: „Wegen einer kleinen
Kühlbox mit vielleicht zehn Kilogramm
Gewicht lässt man einen Zwei-Tonnen-
Hubschrauber hin- und herfliegen, der
Treibstoff verbraucht, der nur mit Besat-
zung fliegen kann, der in dieser Zeit nicht
für Rettungseinsätze zur Verfügung steht.
Warum sollen wir uns nicht das Leben
einfacher, preiswerter und umweltscho-
nender machen, indem wir Drohnen ein-
setzen?“
Auch für autonome Lufttaxis sieht Frieh-
melt viel Potential als Ergänzung zu den
bestehenden Technologien: Für einen
Flug von einem städtischen Heliport zum
Flughafen rechnet er mittelfristig mit
Preisen, „die vielleicht das Doppelte oder
Dreifache einer Taxifahrt betragen“. Ge-
nerell sei es aber die große Herausforde-
rung der Forschung, Mobilität intelligen-
ter und umweltfreundlicher zu gestalten,
ist Friehmelt überzeugt. „Wir werden hier
technologische Lösungen bieten, wie das
in Zukunft gelingen kann.“_
Unsere Kunden denken nicht
mehr in Kategorien wie Straße,
Schiene oder Luft, sondern sie
denken in Mobilität.
Jakob Reichsöllner
Pressesprecher,
ACstyria
Warum sollen wir uns nicht das
Leben einfacher, preiswerter
und umweltschonender machen,
indem wir Drohnen einsetzen?
Holger Friehmelt
Institutsleiter Luftfahrt,
FH Joanneum