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der Newsadoo ‚Custom Skill‘ kann Alexa 

außerdem mit dem Newsadoo-Account ver-

bunden werden und so personalisierte News 

vorlesen.“

Europaweite 

Überzeugungsarbeit

Und so tingelt das Newsadoo-Team von 

Konferenz zu Konferenz und wird von den 

großen Verlagsverbänden wie der INMA 

(International News Media Association), 

WAN-IFRA (World Association of Newspa-

pers) oder BDZV (Bundesverband deutscher 

Zeitungsverleger) für Keynotes eingeladen. 

Berlin, London, Lissabon, Madrid, Helsin-

ki, München sind nur einige der laufenden 

Stationen. Das Linzer Start-up ist in Europa 

angekommen. Schon mehr als 300 Zeitungen 

und Zeitschriften haben sich dem Projekt als 

Partner angeschlossen. So international wie 

der Markt ist auch das Team. Newsadoo scou-

tet auf der ganzen Welt und hat bereits Top-

Entwickler aus Schweden, Indien und Mexiko 

nach Linz geholt.

Selbstlernendes System

Interessant ist auch, wie die App überhaupt 

funktioniert. Mittels Natural Language Pro-

cessing extrahiert Newsadoo aus Newsartikeln 

automatisiert alle möglichen Informationen 

wie beispielsweise Tags, Locations oder Ei-

genschaften und auch deren Gewichtung und 

Zusammenhänge. All diese Informationen 

werden anschließend in einem mathemati-

schen Vektor dargestellt und so objektiviert. 

Durch Vergleichen dieser Vektoren können 

dann gleichartige Artikel aus unterschiedli-

chen Quellen zusammengebündelt, Channels 

für spezielle Themen generiert oder auch die 

ganz persönliche Artikel-Timeline für jeden 

User errechnet werden. Der User beeinflusst 

durch seine Interaktionen permanent das 

Echtzeit-Matching, wodurch das System ei-

genständig lernen kann. Aus der Technologie 

heraus können auch spannende Business-

Services an das System angebunden werden. 

Und das Matchen von Werbung zu Usern ist 

ebenso zielgenau möglich wie das Matchen 

der Artikel.

Verschiedene Quellen anbieten zu können, ist 

für Newsadoo essentiell. „Wir setzen seit dem 

Beginn auf Kooperation und Kollaboration 

und haben uns als ‚European Initiative‘ po-

sitioniert. Es geht darum, den Verlagen einen 

Ausweg aus der Abhängigkeit von Google 

und Facebook zu bieten – ein gemeinsames 

europäisches System im Sinne aller.“ Mit ei-

ner noch besseren User-Experience für den 

täglichen digitalen Newskonsum einerseits 

und der Schaffung eines für die Verlage funk-

tionierenden digitalen Newsmarkts in Europa 

andererseits sollen sich die Verlage gegen die 

großen amerikanischen Konzerne behaupten 

können. Ein ambitioniertes Projekt. Und eine 

beeindruckende Entwicklung. 

Raus aus der Abhängigkeit

Gedruckte Tageszeitungen waren lange ein 

Riesengeschäft. Aber dadurch, dass immer 

mehr Menschen News online konsumieren, 

sind die hohen Fixkosten im Druck und der 

Verteilung schwieriger zu decken. Neue Player 

sind in den Newsmarkt eingestiegen. Und sie 

heißen – wie könnte es anders sein – Google, 

Apple, Facebook. Die amerikanischen Gigan-

ten mischen mit ihren Newsanwendungen 

den Markt auch in Europa kräftig auf – immer 

auf der Jagd nach noch mehr Daten und noch 

mehr Werbeerlösen. Die Abhängigkeit von 

Google und Facebook ist für Verlage eines der 

größten Probleme im digitalen Bereich. Das 

Team des Linzer Start-ups Newsadoo nimmt 

sich dieses Problems an. 

Personalisierte Nachrichten

„Wir sind das ‚Spotify für Nachrichten‘ und 

bieten europäischen Verlagen eine Plattform, 

mit der sie von Facebook und Google unab-

hängiger werden“, erklärt Gründer David 

Böhm. Das Ganze funktioniert so: Nutzer 

können in der Newsadoo-App allen teilneh-

menden Medien folgen und erhalten so ihren 

persönlichen Newsfeed. Die Inhalte werden 

über diverse Geräte synchron gehalten. Ne-

ben der iOS-App hat Newsadoo auch seine 

ersten Alexa Skills vorgestellt: Über das „dai-

ly briefing“ werden die Top-Nachrichten der 

wichtigsten Quellen in eigenen Versionen für 

Österreich und Deutschland vorgelesen. „Mit 

Wir wollen europäischen 

Verlagen eine Plattform bieten, 

mit der sie von Facebook und 

Google unabhängiger werden. 

 

David Böhm 

Gründer,  

Newsadoo

David Böhm (Zweiter von links) mit dem Newsadoo-Team, das am Tag des Shootings 

im Office war. Der Rest ist wohl gerade irgendwo in Europa unterwegs .