111
erwirbt und die Klosterbrauerei reakti-
viert. Dieses für Gösser wichtige Jahr ist
heute noch auf den Etiketten vermerkt.
Aus der Verantwortung
heraus
Eine mühsame Arbeit war das Bierbrau-
en damals. Allein die Kühlung. Im Win-
ter schnitt man Blöcke aus dem Eis und
lagerte sie im Keller, um die Bierwürze
kalt zu halten. Während des Sommers,
von April bis September, wurde über-
haupt nicht gebraut. Auch heute noch
ist die Versorgung mit Energie für eine
Brauerei ein wichtiges Thema. „Wir sind
ein Industriebetrieb. Der Brauvorgang
erfordert oft hohe Temperaturen, aber
auch Kühlung. Wir sind uns bewusst,
dass wir eine große Verantwortung ge-
genüber Umwelt, Gesellschaft, Kunden,
Konsumenten und Mitarbeitern tragen.
Bier ist ein Naturprodukt. Es besteht
aus Rohstoffen, die eine intakte Umwelt
voraussetzen. Daher ist uns, neben unse-
rem Einsatz für Mitarbeiter und Gesell-
schaft, der Umwelt- und Klimaschutz
ein großes Anliegen“, betont Magne
Setnes, Vorstandsvorsitzender der Brau
Union Österreich, zu der auch Gösser
gehört. Man hat daher 2006 damit be-
gonnen, an der „Grünen Brauerei Göss“
zu arbeiten.
Startschuss für die
„Grüne Brauerei Göss“
„In einem ersten Schritt haben wir uns
die Frage gestellt, wo die ganze Energie
eigentlich hinfließt. Eine Brauerei be-
steht aus verschiedenen Teilen, es gibt
zum Beispiel das Sudhaus, die Flaschen-
waschanlage und die Abfüllung. Zudem
ist der Betrieb immer wieder gewachsen,
es wurden neue Gebäude drangebaut.
Keiner wusste so genau, welche Rohre
noch in Betrieb sind und welche nicht.
Es galt also, Daten zu sammeln“, erklärt
Christoph Brunner vom Institut für
Nachhaltige Technologien in Gleisdorf,
das die Planung der „Grünen Brauerei“
innehatte. Diese Daten seien schluss-
endlich Basis für die „Roadmap to suc-
cess“ gewesen. Jedes Unternehmen sei
anders, „das Energiekonzept für eine
Brauerei unterscheidet sich allein des-
halb schon von allen anderen Betrieben,
weil viele natürliche Rohstoffe anfallen,
die thermisch verwertet werden kön-
nen.“ Zum Beispiel der Biertreber, das
ist das, was im Brauprozess vom Malz
übrigbleibt.
Malzreste als Energielieferant
„Der Biertreber ist sehr eiweißreich. Frü-
her wurde er an die Bauern in der Umge-
bung verkauft, die ihn an die Tiere ver-
füttert haben. Das machen wir nach wie
vor, den Großteil nutzen wir aber zur
Energiegewinnung.“ Der Treber wird in
einer neu gebauten Anlage vergoren, das
dabei entstehende Biogas nützt man zur
Wärmegewinnung. Zwei große Türme
stehen daher auf dem Brauereiareal, in
denen der Gärprozess stattfindet und das
Gas schließlich gelagert wird. Keine ein-
hundert Meter davon entfernt, wohnen
die ersten Anrainer. Funktioniert das?
Biogasanlagen sind schließlich für Ge-
ruchsbelästigung bekannt. „Man riecht
die Anlage, das stimmt. Jetzt im Winter
sehr wenig, im Sommer mehr. Beschwer-
den gab es deswegen eigentlich keine,
eher Anregungen. Diese haben wir uns
zu Herzen genommen. So sind wir gera-
de dabei, einen Filter zu installieren, der
die Gerüche weiter reduziert. Durch spe-
zielle Schallschutzmaßnahmen gibt es
außerdem keine Lärmbelästigung. Eine
solche Anlage kann also durchaus am
Rande eines Wohngebiets funktionieren,
wenn alle Beteiligten vernünftig mitei-
nander reden“, so die Verantwortlichen
Bier besteht aus Rohstoffen,
die eine intakte Umwelt
voraussetzen. Daher ist
uns der Umwelt- und
Klimaschutz ein großes
Anliegen.
Magne Setnes
Vorstandsvorsitzender,
Brau Union Österreich
des Strombedarfs werden aus
erneuerbaren Quellen gedeckt,
gleichzeitig werden 90 % der
Abwärme aus dem Brauprozess
wiederverwendet.
des
Wärmebedarfs
werden durch
Biogas gedeckt
,
welches in der
neuen Biertreber-
vergärungsanlage
gewonnen wird.
Weitere rund 5 bis
10 % liefert Biogas
aus der Abwasser-
reinigungsanlage.
des Wärmebedarfs werden
aus der Abwärme eines
benachbarten Holzverarbei-
tungsbetriebes gedeckt.
Solarthermieanlagen
versorgen die Brauerei
zusätzlich mit umweltfreundlicher Solarenergie.