139
1969.
Der US-Wissenschaftler
Milton Friedman entwickelt die
Idee des „Helikopter-Geldes“.
Jeder Bürger bekommt zum Anschub
von Konjunktur sowie Inflation eine
Geldspritze. In jüngster Vergangenheit
wurde die Aktion immer wieder einmal
genannt. Was halten Sie davon?
Ecker
_Die Geldpolitik über die EZB
ist ausgeschöpft. Wenn man jetzt kon-
junkturbelebende Maßnahmen setzen
möchte, kommt man am Anschub des
privaten Konsums nicht vorbei. Dafür
gibt es unterschiedliche Zuwendungen:
Direkte werden in größeren Gesellschaf-
ten schwieriger werden, daher läuft es
wahrscheinlich über steuerliche Anreize
oder Förderprogramme – aber das sind im
Prinzip auch direkte Zuwendungen. Die
Kunst dabei ist, sie sozial gerecht und fair
zu machen. Die Notenbanken haben ihr
Pulver verschossen – mit Ausnahme der
amerikanischen, diese zeigen uns, wie es
geht.
Pirkelbauer
_Wir haben über staatliche
Förderungen de facto schon ein Heli-
kopter-Geld. Ich bezweifle, dass es Sinn
macht, wenn jeder gleich viel bekommt.
Grundsätzlich gilt: Je stärker der Auf-
schwung ist, desto mehr muss sich die
Fiskal- und Förderpolitik zurücknehmen.
Im Zeitalter der Globalität funktioniert
das Modell aber anders – das sieht man
aktuell in Österreich: Für 2020 wird ein
leichtes Konjunkturwachstum von 1,5
Prozent prophezeit, wir haben einen re-
lativ starken privaten Konsum – das se-
hen wir auch bei der Kreditnachfrage in
unserem Kernsegment Privatpersonen
und Mittelstand recht gut. In der stark
exportabhängigen Industrie läuft es auf-
grund der Außenwirtschaft wegen der
ganzen Krisensituationen (Handelsstreit
mit Amerika, Brexit) nicht so gut und das
verflacht die gesamte Konjunktur. Diese
Themen kann man weder mit Geld noch
mit Fiskalpolitik beeinflussen.
1973.
Vorstand Pirkelbauer
kommt in die Schule.
Was war Ihr Traumberuf in
Kindheitstagen? Die Arbeit in der
Bankenbranche war schon einmal
beliebter, ist der Job noch zu
empfehlen?
Pirkelbauer
_Ich bin der Älteste von vier
Kindern und habe immer gesagt, dass ich
einmal zum Arbeiten irgendwohin auf
der Welt gehe – mein Bruder und meine
Schwestern haben davon nie etwas ge-
sagt. Ich bin von Freistadt bis Kirchdorf
gekommen und dann in Wels gelandet –
mein Bruder dagegen lebt in Amerika
(lacht). Unser Beruf ist nach wie vor at-
traktiv: Man hat mit unterschiedlichen
Personen zu tun, bekommt Einblicke in
viele Bereiche der Wirtschaft sowie Gesell-
schaft, ist in der Lage, mit dem, was man
tut, mitzugestalten und Veränderungen
zu begleiten. Für jeden Menschen ist eine
Entwicklung der Persönlichkeit sowie be-
ruflichen Laufbahn ganz wichtig und das
bietet auch eine Bank in unserer Größen-
struktur an. Viele Mitarbeiter haben bei
uns als Lehrlinge begonnen und sind jetzt
in Führungspositionen. Wir sind eine
Bank, die bereits eine große Entwick-
lung hinter sich und noch viel vor sich
hat.
1987.
Pirkelbauer beginnt
sein Jusstudium in Linz.
Mit einer kleinen Unterbrechung
bei der Sparkasse arbeiten Sie seit
dem Einstieg ins Berufsleben bei der
Volksbank. Wie sind Sie zum Job
in der Bank gekommen?
Pirkelbauer
_Ich wollte Richter werden
und war nach dem Studium ein halbes
Jahr am Bezirksgericht Linz. Da habe
ich bemerkt, dass das doch nicht mein
Traumberuf ist. Als die Welser Volksbank
einen Juristen gesucht hat, habe ich
mich beworben und bin so zum Banker
13. Jahrhundert.
Das Zeitalter
der Banken beginnt.
Seinen Ursprung hat das Bankwesen
im mittelalterlichen Italien, der Name
geht auf das italienische „Banchi“
zurück. Das waren die Tische oder
Bänke, auf denen die Geldwechsler
ihre Geschäfte abwickelten. Wie hat
sich die Funktion einer Bank in den
vergangenen Jahren verändert?
Pirkelbauer
_Grob skizziert: Es begann
mit dem Geldverleih, dann kam der
Transfer und später die Veranlagung dazu.
Das aktuelle Bankgeschäft ist massiv ge-
prägt von internationalen Vernetzungen
und Geschwindigkeit. Wir wollen den
Kunden dort Beratung liefern, wo sie die-
se brauchen, wie etwa bei Veranlagungen
und Finanzierungen. Standardbanking
kann man mittlerweile besser von der
Couch aus oder in den SB-Zonen erledi-
gen und in diesem Bereich versuchen wir
auch, unsere Manpower freizuspielen.
Ecker
_Das Geschäft hat sich total ge-
dreht: Früher hat man in den Filialen ge-
wartet, bis wer gekommen ist und dafür
auch Frequenzbringer – etwa Lotto/Toto –
reingeholt. Jetzt müssen wir aktiv werden,
Termine mit potentiellen Kunden ausma-
chen – wenn wir auf Kunden warten wür-
den, müssten wir lange warten.
1968.
Vorstand Ecker wird auf
einem Bauernhof geboren.
War die Übernahme des
Bauernhofs je ein Thema?
Ecker
_Nein, dafür war mein älterer
Bruder vorgesehen – schlussendlich hat
meine Schwester als Nachzüglerin den
Hof, der nicht mehr aktiv betrieben wird,
übernommen. Ich war zwar in der Land-
wirtschaftsschule in St. Florian, habe aber
schon bald bemerkt, dass mir Wirtschaft
mehr Spaß macht und daher Betriebs-
wirtschaftslehre studiert.
2003
1980