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Christine
Haiden
Chefredakteurin der
Zeitschrift „Welt der
Frauen“, Präsidentin
des OÖ Presseclubs,
Buchautorin, Dozentin
Vielleicht hätte Christine Haiden nicht
vier jüngere Geschwister, wenn sie eine
Generation später geboren wäre. Damals
war klar: Ein Sohn muss her! Auch wenn
davor vier Mädchen geboren werden. Als
Älteste von vier Schwestern und einem
Bruder (der Jüngste, versteht sich) „war
ich in einer etwas privilegierteren Situa-
tion und bin in den Genuss einer höhe-
ren Ausbildung gekommen – das haben
meine Eltern sehr unterstützt“, erzählt
sie. Richterin hätte sie nach ihrem Jura-
studium werden sollen, wenn es nach ih-
rem Vater gegangen wäre. Aber Christine
Haiden ging nicht nach ihrem Vater. Sie
ging ihren eigenen Weg. Vorbild hatte sie
keines. Frauen in Führungspositionen
gab’s damals in etwa so viele wie Männer,
die erhobenen Hauptes Kinderwägen
schoben. Dafür ist sie jetzt wohl selbst
Vorbild für viele: Seit 1993 ist sie Chef-
redakteurin der katholischen Frauenzeit-
schrift „Welt der Frauen“, 2007 wurde
sie Präsidentin des Oberösterreichischen
Presseclubs, 2008 kürte die VKB-Bank
sie zur Managerin des Jahres. Und dann
ist sie noch im Vorstand der Freunde des
OK, Kolumnistin, Buch-Autorin und
war über viele Jahre Vizepräsidentin im
Vorstand des Kepler Salons.
Hätten Sie als Mann eine
andere Karriere gemacht?
Haiden
_Ja, bestimmt. Weil man ganz
anders einsteigt. Ich habe als Assisten-
tin des Verlagsleiters bei „Welt der Frau“
begonnen. Assistentin zu sein, war ein
typischer Job für Frauen. Aber ich muss
sagen, ich habe in meiner Generation
eher davon profitiert, dass viele Bereiche
sehr männlich besetzt waren und es dann
in Folge der Emanzipationsbewegung in
den späten 80er Jahren wichtig war, auch
Frauen in Gremien und Organisationen
reinzubekommen. Ich bin da eigentlich
häufig als Quotenfrau zum Zug gekom-
men. Darum ist der Begriff für mich
nicht so negativ besetzt. Es ist ja immer
noch die Frage, was man daraus macht.
Um etwas daraus machen zu können,
muss man sich als einzige Frau unter
vielen Männern erst mal behaupten.
Wie ist Ihnen das gelungen?
Haiden
_Wenn man in einem Feld, das
einem noch unbekannt ist, etwas errei-
chen möchte, dann ist es immer klug, sich
mit den Spielregeln, die dort gelten, ver-
traut zu machen. Ich will dort ja etwas er-
reichen, etwas voranbringen. Manchmal
erlebe ich bei Frauen, dass sie emotional
und mit Befindlichkeiten argumentieren.
Emotion passt im Vier-Augen-Gespräch,
in der großen Runde wird man damit
aber nicht ernst genommen. Diese emo-
tionale Kommunikation ist im familiären
Umfeld wichtig, weil hier Gefühle eine
starke Rolle spielen und notwendig sind.
Im wirtschaftlichen Bereich ist das die
falsche Kommunikationsebene.
Aber sind das nicht Spielregeln,
die Männer aufgestellt haben?
Haiden
_Stimmt. Aber es ist ja nicht so,
dass sie nicht funktioniert hätten. Die
Ökonomie hat viel erreicht in der Ge-
sellschaft, das muss man auch wertschät-
zen. Ich würde nicht mit dem Anspruch
herangehen und sagen: „Die Spielregeln
mag ich nicht, ich mache neue.“ Dann
wird man ziemlich sicher nicht mitspie-