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„Irgendwann wollte
ich nicht mehr mit
hochgezüchteten
Getreidesorten
arbeiten und habe
mich selbstständig
gemacht.“
Karl Mayer
Name_Karl Mayer
Ort_Schardenberg
Produkt_Brot ohne Mehl
Innviertel, Schardenberg, Ortsteil Gattern.
Etwas irritiert stehen wir vor einem ganz
normalen Einfamilienhaus. Eigentlich su-
chen wir eine Bäckerei. Nach genauerem
Herumstierln weist uns ein kleines Schild
den Weg ums Hauseck. Unsicher stecken
wir den Kopf durch eine Garagentür. „Ich
suche einen Karl Mayer“ „Ja, so einen ham
ma. Kaaaaarrl!“
Seit 2008 bäckt Karl Mayer Brot ohne
Mehl. Stattdessen verwendet er Dinkel-
keimlinge, also Körner, aus denen eigent-
lich junge Dinkelpflanzen wachsen. Die
Körner lagern in einer großen „Badewan-
ne“ und werden mit Wasser besprenkelt.
Luft, Licht und Wärme tun ihr Übriges,
bis aus den Körndln ein kleiner zarter
Spross wächst. Drei Tage dauert das, erst
dann kann überhaupt mit dem Backvor-
gang begonnen werden.
Aber warum dieser ganze Aufwand? „Ein
Brot ist nur dann wirklich bekömmlich,
wenn seine Inhaltsstoffe leicht verdau-
lich sind. Pflanzen geben ihre wertvollen
Inhaltsstoffe aber nur ungern her. Alle
Mineralstoffe des Dinkels sind an die
Phytinsäure gebunden. Wenn diese nicht
aufgespalten wird, kommt der Mensch
auch nicht an die Vitamine und Minerali-
en. Beginnen die Dinkelkörner zu keimen,
spaltet sich die Phytinsäure von ganz allei-
ne, um die neu heranwachsende Pflanze
zu versorgen. In genau diesem Stadium
entnehmen wir die Keimlinge und backen
mit ihnen Brot. Das heißt, die ganzen Mi-
neralstoffe liegen, im Gegensatz zu norma-
lem Brot, frei vor und können vom Körper
optimal verstoffwechselt werden.“ Neben
den Keimlingen ist in Mayers Brot nur
Wasser und Steinsalz.
Aber wie kommt man als gelernter Bäcker
überhaupt auf die Idee, gerade das Mehl
wegzulassen? Jene Zutat, die sinnbildlich
für die Bäckerzunft steht. „Ich habe lange
in einer großen Bäckerei gearbeitet und je-
den Scheißdreck mitgemacht. Irgendwann
wollte ich nicht mehr mit hochgezüch-
teten Getreidesorten arbeiten und habe
mich selbstständig gemacht. Von meiner
Idee vom Brot ohne Mehl war ich abso-
lut überzeugt. Ich wusste, in einer Zeit des
Bäckersterbens wird es nicht einfach, im
Markt fußzufassen, doch wir haben es
geschafft.“ Von einer Krise seines Berufs-
standes merkt Mayer übrigens nichts. „Ich
habe keine Probleme, Lehrlinge zu finden,
und gleich zwei meiner Kinder wollen den
Betrieb übernehmen.“ Vieles hänge davon
ab, was man den Kindern vorlebt. „Wenn
man immer nur jammert, was für ein
Depp man ist, weil man diesen Beruf ge-
lernt hat, dann ist es nur logisch, dass die
Kinder nichts damit zu tun haben wollen.“
Name_Gregor Mittermayr
Ort_Gallneukirchen
Produkt_Bohnenkas
Wie vom Himmel gefallen wirkt der weit-
läufige Vierkanthof von Gregor Mittermayr.
Eine ländliche Oase im Gallneukirchner
Stadtgebiet. „Früher war dieser Stadtteil
hier eine eigene Ortschaft. Das bäuerliche
Oberndorf ist mittlerweile fast verschwun-
den und mit Gallneukirchen verwachsen.
Umliegende Gebäude wurden abgerissen,
unser Ackerlhof ist geblieben." Wie im
Mühlviertel üblich, führten Mittermayrs
Eltern eine Milchviehwirtschaft, „haben sie
aber schon Anfang der 80er Jahre als eine
der ersten auf Bio umgestellt“. Seit 2015
gehört der Hof dem Junior, die Eltern ste-
hen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite.
„Rund um die Übergabe stellte sich auch die
Frage, wie es mit dem Hof weitergeht." Die
Milchviehwirtschaft schien wenig attraktiv.
Der Preisdruck ist enorm, für einen kleinen
Bauern schaut kaum was raus. „Soja haben
wir damals schon als Futtermittel angebaut.
Gekäst haben wir auch schon immer. Und
so habe ich eines Tages eben versucht Tofu –
auf Mühlviertlerisch Bohnenkas – zu ma-
chen. Schon nach den ersten Versuchen war
klar – das wird’s.“ Kühe hält Mittermayr
seitdem keine mehr. Stattdessen werkt er in
seiner kleinen, hofeigenen „Sojarei“. „Die
Sojabohnen werden über Nacht in Wasser
eingeweicht, gewaschen, gemahlen und das
Sojamus danach aufgekocht. Durch das
Filtern erhält man Sojamilch. Der abgesetz-
te feste Anteil nennt sich Okara und kann
frisch verkocht oder verfüttert werden. Die
Sojamilch wird ähnlich der Käseherstellung
nur mit Nigari, einem Meersalzextrakt,
ausgeflockt. So schmeckt der Bohnenkas
am besten. Das Eiweiß gerinnt und durch