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Karin
Reiter
Landesgeschäftsführerin
Junge Wirtschaft,
Frau in der Wirtschaft und
Wirtschaftskammer OÖ
„Drei Monate werde ich stillen, dann gebe
ich ihr das Flascherl und bin wieder ganz
flexibel.“ Das war der Plan. Bevor Vikto-
ria vor gut zweieinhalb Jahren auf die Welt
gekommen ist. Aus den drei Monaten
Stillzeit sind elf geworden. Karin Reiter er-
innert sich an eine Geschäftsführerklausur,
bei der ihr Papa mit seiner Enkeltochter
zwei Tage lang mit dabei war. „In den Pau-
sen habe ich sie gestillt.“ Für Geplänkel
zwischendurch hat sie keine Zeit. „Man ist
als berufstätige Mutter immer am Sprung“,
sagt sie, findet das aber nicht weiter
schlimm. „Eine gewisse Zeit lang nimmt
man sich eben ein bisschen zurück, macht
nicht jeden Karrieresprung mit, aber nach
den ersten Jahren ändert sich das ja wie-
der.“ Was aber keineswegs immer leicht sei.
„Es gibt Nächte, da schläft dein Kind nicht
und du musst aber trotzdem am nächsten
Tag deine Arbeit machen“, erzählt Reiter.
Seit einem halben Jahr besucht Viktoria
nun die Krabbelstube. Ohne Familie, die
sie bei der Betreuung unterstützt, wenn
Reiter arbeitet, geht’s aber nicht.
Bei Margit Angerlehner ist die Kleinkind-
zeit ihrer beiden Söhne schon einige Jahre
her. Jetzt sind sie Anfang 20 und längst
ausgezogen. 2001 gründete Angerlehner
ihre Damen-Maßschneiderei „Mode im
Maß der Zeit“ im eigenen Haus – auch
deshalb, weil sie zwar für ihre Kinder da
sein, aber trotzdem nicht auf ihren Be-
ruf verzichten wollte. Mut habe ihr dazu
aber keiner gemacht. „Im Gegenteil, die
meisten sagten: ‚Du wirst dich schon noch
anschauen, wenn du selbstständig und für
alles selbst zuständig bist und dann auch
noch Kind und Haushalt zu schupfen
hast.‘“ Davon ließ sich Angerlehner nicht
beirren. „Ich liebe meinen Beruf und für
mich war klar, dass man in einer sich so
schnell wandelnden Branche wie der Mo-
debranche dranbleiben muss, sonst bist
du weg.“ Einfach war’s nicht immer, er-
innert sie sich, die Rahmenbedingungen
seien damals noch viel schlechter gewesen.
Wohl auch deshalb will sie jetzt als Lan-
desvorsitzende von Frau in der Wirtschaft
Oberösterreich Rahmenbedingungen wie
flexiblere Kinderbetreuungszeiten voran-
treiben. Und auch Bewusstsein schaffen.
Zum Beispiel dafür, dass „verheiratet sein
keine Altersvorsorge ist“. „Ich weiß, das
klingt irgendwie böse, aber man denkt in
jungen Jahren gar nicht daran, dass man
durch einige Jahre Teilzeitarbeit oder Kin-
derbetreuungszeit kaum etwas für seine
Altersvorsorge beigetragen hat.“
Ist es einfacher, Beruf und Familie
zu vereinbaren, wenn man
selbstständig ist?
Angerlehner
_Für mich war’s definitiv
einfacher, weil damit eine sehr flexible
Zeiteinteilung möglich war. Du arbeitest
halt, wenn die Kinder schlafen, im Kin-
dergarten sind oder wenn die Oma mit
ihnen zum Spielplatz geht. Ich konnte
mir schön langsam mein Geschäft auf-
bauen und trotzdem die erste Bezugsper-
son für meine Kinder sein. In einem nor-
malen Arbeitsverhältnis hätte ich mich
nicht gleichzeitig um die Firma und mei-
ne Kinder kümmern können.
Reiter
_Aktuell sind es 25 Stunden, die
ich für meine drei Bereiche JW, Frau
in der Wirtschaft und EPU arbeite. Ich
muss relativ flexibel sein und das schaffe
ich nur, weil mich meine Eltern, mei-
ne Schwiegereltern und natürlich mein
Mann unterstützen. Und auch, weil mir
mein Arbeitgeber immenses Vertrauen
entgegenbringt. Ich bin schon lange in
der Wirtschaftskammer und daher weiß
man da, wie ich arbeite. Ich bin drei Tage
im Büro, den Rest mache ich im Home-
office. Viele wollen die strikte Trennung
von Privatem und Beruf, für mich ver-
schwimmen die beiden Bereiche, weil
mir die Arbeit auch sehr viel Spaß macht.
Man wird natürlich schon sehr effizient,
vieles mache ich auch am Weg zwischen-
durch. Hinzu kommt, dass ich ein super
Team habe, auf das ich mich verlassen
kann. Und eine Schwiegermama, die im-
mer bereit ist – wenn ich um sechs am
Abend zu einem Termin muss, hilft mir
keine Kinderbetreuungseinrichtung.
„
Für mich
verschwimmt
Berufliches mit
Privatem
.
“
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