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Anna

Norz

Architektin

Im Tischlereibetrieb Norz mit Haupt-

sitz in St. Georgen im Attergau ist vie-

les noch so, wie’s früher war. Die Möbel 

werden von Hand gemacht, die fünf-

zehn Tischler sind allesamt männlich, 

im Büro sitzen drei Damen, im Verkauf 

arbeiten drei Männer. Nur Anna Norz, 

die als Innenarchitektin in den Betrieb 

ihres Vaters eingestiegen ist, passt ir-

gendwie nicht ins Klischee. Aber das 

ist sie gewöhnt. Schon in der HTL für 

Möbelbau in Hallstatt waren Mädchen 

in der Minderzahl. Negativ habe sie das 

nie empfunden. 

Sind Sie gern eine Frau?

Norz

_Ja! Ich bin stolz darauf, eine Frau 

zu sein. Es ist wahnsinnig spannend. Und 

ich finde, das Weibliche tut der Welt gut.

Was meinen Sie mit „das Weibliche“?

Norz

_Ich glaube, ein großer Pluspunkt 

von Frauen ist ihr Einfühlungsvermögen. 

Frauen können straight sein, sie können 

sich aber auch sehr gut auf das Menschli-

che einlassen. 

Haben Sie sich als Frau in einer 

männerdominierten Branche je 

benachteiligt gefühlt?

Norz

_Während der Ausbildung über-

haupt nicht. Auf Baustellen merkt man 

dann natürlich schon Klischees. Man 

muss sich als Frau mehr behaupten als 

ein Mann, weil man schnell als naiv oder 

nicht kompetent genug eingeschätzt 

wird. Ich bin halt auch kein Mensch, der 

überaus selbstbewusst auftritt. Ich bin 

eher ruhig und zeige dann erst in Details, 

dass ich mich sehr wohl auskenne. Und 

das habe ich wahrscheinlich mit einigen 

Frauen gemeinsam – wir sind zurückhal-

tender als viele Männer, wir drängen uns 

nicht schnell in den Vordergrund. Aber 

das ist auch gleichzeitig eine wertvolle 

Qualität. Kunden merken dann, dass ich 

gut auf sie eingehen kann, dass ich sie an-

nehme und mich einfühlen kann. 

Sie haben in Wien studiert und 

leben jetzt wieder am Land. Ist die 

Emanzipation in der Stadt weiter 

vorangeschritten?

Norz

_Ja, da spürt man schon einen Un-

terschied. Das Rollenbild ist am Land 

noch viel klischeehafter. Hier fängt das 

Umdenken erst an. Man ist hier als Frau, 

die Karriere macht, ein bisschen allein. 

Das könnte auch daran 

liegen, dass am Land weniger 

Kinderbetreuungseinrichtungen 

vorhanden sind. Glauben Sie, dass 

Sie eines Tages eine Entweder-Oder-

Entscheidung treffen müssen? Also 

entweder Kinder oder Karriere?

Norz

_Ich glaube, dass es eine wahnsin-

nige Herausforderung sein würde, aber 

kein Entweder-oder sein muss. Da spielt 

der Partner natürlich eine große Rolle. 

Mein Mann ist auch selbstständig, wir 

müssten beide für das Kind da sein. Ich 

könnte nicht zwei Jahre lang weg vom 

Betrieb sein. 

Den Betrieb führen Sie gemeinsam 

mit Ihrem Vater. War das immer 

schon so geplant?

Norz

_Nein, gar nicht. Ich habe Archi-