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Wenige Materialien haben in der 

Nachhaltigkeitsdebatte 

einen schlechteren Ruf als Plastik. 

Dabei schont Kunststoff das Klima – ohne ihn als Verpackungsmaterial würde der weltweite 

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-Ausstoß massiv ansteigen. Andererseits verursacht der Werkstoff jede Menge Müll und 

verschmutzt die Umwelt. Das müsste aber nicht sein, sind sich Experten einig. Die öffentliche 

Diskussion werde falsch geführt, es brauche eine völlige Neuorientierung. Heimische 

Unternehmen arbeiten an innovativen Lösungen für das Problem – ohne einen Schulterschluss 

von Wirtschaft und Politik und ein Umdenken der Konsumenten wird das aber nicht reichen.  

PLASTIK: TEIL DES PROBLEMS 

ODER TEIL DER LÖSUNG?

deren Studiengängen erfahre ich oft, dass 

sie eigentlich in den Kunststoffbereich 

gehen wollten, sich dann aber anders 

entschieden haben“, sagt Friesenbichler, 

„viele glauben, dass Kunststoffe keine Zu-

kunft haben und verboten werden." Er 

beklagt eine undifferenzierte öffentliche 

Debatte mit generalisierenden Aussagen. 

„Unser Lebensstandard ist ohne Kunst-

stoff nicht haltbar, wir müssten zurück 

in die 50er und 60er Jahre“, sagt Friesen-

bichler. 

Nicht Plastik selbst sei das Problem – 

sondern der falsche Umgang damit. „Wir 

Menschen müssen mehr Bereitschaft 

aufbringen, Müll zu trennen und Ab-

fälle als Wertstoffe zu sehen, die wieder 

in den Kreislauf zurückgeführt werden 

müssen“, erklärt er. Das würde nicht 

ohne eine staatliche Steuerung funkti-

onieren. Der ökologische Aspekt finde 

sich im Preis nicht wieder. „Durch eine 

verpflichtende Recyclingquote würde 

der Absatzmarkt für Recyclingmateriali-

en steigen.“ Durchschnittlich werden in 

Österreich etwa 30 Prozent des Plastiks 

recycelt, weltweit sind es nur vier Prozent. 

„Derzeit sind Recyclingmaterialien am 

Markt dem freien Preisspiel unterworfen 

und deswegen oft zu teuer – so kommt 

die Recyclingquote nicht vom Fleck. Da 

bräuchte es ähnlich wie beim Ausbau der 

Photovoltaik einen Stimulus durch neue 

Gesetze, Anreize oder Förderungen“, sagt 

Friesenbichler. Er wünscht sich außerdem 

Redaktion_Valentin Lischka

Fotografie_Gettyimages; Friesenbichler: Wilke; Humer: Mario Riener; Kühner: Greiner AG

Illustration_Gettyimages

Zwölf Millionen Tonnen Plastik landen 

jährlich im Meer. Geht das so weiter, 

wird es bis 2050 mehr Kunststoff als Fi-

sche in den Weltmeeren geben. Mikro-

plastik verschmutzt nicht nur die Natur, 

sondern landet auch im menschlichen 

Organismus. Geht es um Nachhaltigkeit, 

Umwelt- und Klimaschutz, hat Plastik in 

der öffentlichen Diskussion ein denkbar 

schlechtes Ansehen. Die Auswirkungen 

davon merkt Walter Friesenbichler, Lei-

ter des Departments Kunststofftechnik 

an der Montanuniversität Leoben, jeden 

Semesteranfang, wenn er in die Hörsä-

le blickt. Im Kunststoffbereich hätte es 

in den vergangenen Jahren dramatische 

Einbußen an Studierenden gegeben. „In 

Gesprächen mit Erstsemestrigen von an-

Nachhaltigkeit