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Öko-Bilanzen für Produkte – und die 

Berechnung sollte ähnlich wie bei ISO-

Normen in anderen Bereichen nach strik-

ten Vorlagen erfolgen. „Erst wenn wir 

da standardisieren, können die Konsu-

menten abschätzen, welche Werkstofflö-

sung wirklich die umweltverträglichere  

ist.“ 

Ein Kilo Plastik schützt 

56 Kilo Produkt

Wiener Neudorf, Gewerbepark. In ei-

nem unscheinbaren Industriegebäude 

liegt hier das Headquarter von Schur 

Flexibles. Das Unternehmen ist einer 

der führenden Anbieter für flexible Ver-

packungen in Europa. „Kunststoff ist 

ein Wertstoff und kein Wegwerfprodukt 

unsere Aufgabe ist es, diesen Wertstoff 

zu erhalten“, sagt Schur-Flexibles-CEO, 

Michael Schernthaner. Dafür sei bei-

nahe das komplette Produktportfolio 

umgestellt worden. „Wir kratzen an der 

Schwelle von 60 Prozent an verkauften 

Produkten, die recycelbar sind“, sagt 

Schernthaner. Bis zu 90 Prozent aller 

Produkte sind schon heute recycelfähig –  

allerdings noch teurer in der Herstellung, 

sodass sich die Kunden teilweise für die 

billigere Variante entscheiden. Ein ei-

genes Sustainability-Team beschäftigt 

sich im Konzern nur mit Nachhaltigkeit 

und arbeitet daran, die gesamten Unter-

nehmensprozesse und ihre ökologischen 

Auswirkungen messbar zu machen. Um 

… ab 2029 nach neuer EU-Plastikrichtlinie 

90 Prozent der Kunststoffgetränkeflaschen 

durch Einführung eines Pfandsystems 

gesammelt werden sollen?

… Plastiksackerl 

nur 0,0016 Prozent 

des gesamten 

Plastikabfalls 

ausmachen?

… ein Kilo Plastik bis zu 56 Kilo 

andere Produkte verpacken kann? (Glas: 1:2)

… von 1950 bis 2015 

weltweit 8,3 Milliarden 

Tonnen Plastik produziert 

wurden?

… jährlich bis zu zwölf 

Millionen Tonnen Plastik 

 im Meer landen?

… etwa 30 

Prozent des 

Plastiks in Österreich 

recycelt werden?

… die Produktion 

von Plastik bis 2050 

auf 1,503 Milliarden 

Tonnen ansteigen wird? 

(2015: 381 Millionen Tonnen)

die Umweltbilanz zu verbessern, arbeitet 

man auch mit verschiedenen Organisati-

onen und externen Partnern zusammen –  

etwa mit dem Unternehmenskonsortium 

Ceflex. Dank Forschungs- und Entwick-

lungsarbeit hat Schur Flexibles den Ma-

terialeinsatz auf ein Minimum reduziert 

und produziert die weltweit dünnsten 

Folien. Produktionsabfälle aber auch 

Lösungsmittel werden in einem eigenen 

Kreislauf rückgewonnen. „Kunststoff-

unternehmen können sich zwar darum 

kümmern, die Materialien recycelfähig 

zu machen; um einen möglichst nachhal-

tigen Recyclingkreis zu schaffen, braucht 

es aber zusätzliche Faktoren“, sagt Schur 

Flexibles-CSO Friedrich Humer. „Wich-

tig wäre ein Priorisierungskatalog, da ist 

„Derzeit sind Recyclingmaterialien 

am Markt dem freien Preisspiel 

unterworfen und deswegen oft zu 

teuer – wir brauchen neue Gesetze, 

Förderungen und 

Anreize.“

 

 

Walter Friesenbichler

 

Leiter des Departments 

Kunstst

offtechnik,  

Montanuniv

ersität Leoben