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Gebäude gehören zu den größten CO
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-Treibern, tragen zur Bodenversiegelung bei und
verbrauchen etwa ein Drittel des weltweiten Energieverbrauchs. Ist nachhaltiges Bauen
überhaupt möglich? Und wie lassen sich die
Auswirkungen auf die Umwelt minimieren
?
NACHHALTIG BAUEN – GEHT DAS?
tation davon einige Meter zurückversetzt
neu bauen. „Der entstandene Platz öffnet
sich als urbanes Ortsteilzentrum der ge-
meinsamen öffentlichen und privaten
Nutzung“, sagt Meinhart. Ein Gegen-
entwurf zur allgegenwertigen Zersiede-
lung in Österreich. „Die Landschaft wird
durch die herkömmlichen Bauformen
der Einfamilienhäuser verbraucht und
verschandelt“, kritisiert er, „das Einfami-
lienhaus ist die Konkurrenz der nachhal-
tigen Bodenbewirtschaftung.“
Nachhaltigkeit kommt für ihn von
selbst durch die Beachtung der Natur
des Menschen – wer sich an einem Ort
wohlfühlt, muss nicht ständig auf der
Suche nach Ausgleich mit dem Auto ir-
gendwo hinfahren. Manchmal macht
schon ein Baum und eine Sitzbank den
Unterschied aus. Meinhart: „Als Archi-
tekt kann man Raum schaffen, der dem
Wohlbefinden möglichst förderlich ist
und wo sich der Mensch in seiner Natur
aufgehoben fühlt.“ Nicht nur Architekt
Meinhart macht sich über Nachhaltigkeit
in der Baubranche Gedanken: Etwa ein
Drittel des Energieverbrauchs und ein
Fünftel des weltweiten Treibhausgasaus-
stoßes ist auf Gebäude zurückzuführen,
rechnet der UN-Weltklimarat IPCC
vor. Entsprechend groß ist der Druck,
neue Formen des Bauens und Wohnens
zu finden, die sowohl ökologisch, so-
zial und auch ökonomisch zukunftsfä-
hig sind. Für Meinhart ist es besonders
wichtig, langfristig zu planen. „Baut man
auf kurzfristige Sicht, fallen wesentliche
Wertmaßstäbe für naturgerechtes Bauen
durch den Rost und man hat bald kei-
ne Freude mehr daran. Wer will so etwas
dann noch nutzen? Das ist sicher nicht
nachhaltig – durch lange Nutzungsdauer
steigt die Nachhaltigkeit.“
Die Nutzungsdauer von Gebäuden zu
verlängern, ist ein Teil des Geschäftsmo-
dells von Internorm – der Türen- und
Redaktion_Valentin Lischka,
Bernhard Lichtenberger
Fotografie_Mario Riener,
Internorm, Habau Gruppe,
Held & Francke, Rohrdorfer
Transportbeton GmbH
Illustration_Gettyimages
Nachhaltigkeit
Siegfried Meinhart blickt über den Alm-
fluss in Scharnstein zum restaurierten
Herrenhaus der ehemaligen Hammer-
werke. Dort hat er seine Vision des nach-
haltigen Bauens realisiert: die denkmalge-
schützte Residenz Geyerhammer wurde
zu Wohnungen und Büros umgebaut.
„Meine Intention war es, mit der Restau-
rierung und Projektentwicklung den Ort
wieder zum Leben zu erwecken“, sagt
Meinhart. Das Ensemble hat seinen his-
torischen Ursprung im Jahr 1585, damals
wurden naturgegeben emissionsfreie rein
ökologische Baumaterialien verwendet:
Naturstein, Lehmziegel, Kalkputz und
Holz. Für Meinhart sind diese Materiali-
en der „wertvolle Schatz des historischen
Bestandes“. „Diesen Schatz wollte ich frei
legen und im Kontext des baukulturellen
Erbes nachhaltigen, modernen Lebens-
raum schaffen“, sagt er. Das alte Herren-
haus wurde durch ein ehemaliges Kanti-
nengebäude verdeckt. Der Architekt ließ
es abbrechen und eine moderne Interpre-