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in Oberösterreich gibt es zudem viele
Förderungen“, sagt Lettner, „da müssen
wir uns nicht verstecken.“ Wichtige An-
sprechpartner am US-Markt lassen sich
auch durch Dienstreisen erreichen, den
Standort muss man dafür nicht wech-
seln.
Ähnlich sieht das Gregor Pichler, einer
der Gründer des Digitalassistenten But-
leroy. „Ins Ausland gehen ist für uns nie
zur Debatte gestanden, erstens sind wir
eng in das Hagenberg-Umfeld einge-
bunden und zweitens haben wir keine
Vorteile gesehen“, sagt er. Die Butleroy-
Gründer kennen das Umfeld in den USA.
„Wir haben auf der SXSW gelaunched
und die Bedingungen im Silicon Valley
gesehen – die benötigten Ausgaben dort
sind deutlich höher.“ Linz habe für ihn
großes Potential – die Kombination aus
Bildungseinrichtungen und der Indust-
rie sei besonders reizvoll. „Es gibt eine
tolle Infrastruktur, sei es von Linz oder
Oberösterreich insgesamt, und eine tolle
Förderlandschaft“, sagt Pichler, „es wird
in Österreich zwar auch viel gejammert,
aber wenn man die Möglichkeiten voll
ausschöpft, kann man viel erreichen.“
Standorttreue Gründer
Den Standort noch attraktiver ma-
chen will man bei der Creative Regi-
on Linz & Upper Austria. Das Ziel
der Organisation ist es, die Krea-
tivwirtschaft bei der Professionalisie-
rung zu unterstützen, Linz soll weiter als
innovatives Zentrum etabliert werden.
Das funktioniert durch Beratung, Ver-
netzung und Unterstützungsangebote.
„Die Creative Region ist ein Netzwerk-
knoten innerhalb der Kreativwirtschaft,
die zusammenführt, vermittelt, die
Kreativwirtschaft nach außen sichtbar
macht und den Standort stärkt“, sagt
Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer, die
dem Aufsichtsrat der Creative Region
vorsitzt. Dass Fretello auf der South by
Southwest in Texas landete, wurde von
der Creative Region angebahnt. „Dieses
Festival wirkt auf den ersten Blick wie
eine gigantische Party, bietet jedoch im-
mensen Mehrwert für die Teilnehmer.
Nirgends sonst kommt man so nieder-
schwellig mit Entscheidungsträgern
relevanter Unternehmen in Kontakt –
deswegen ermöglichen wir seit Jah-
ren ausgewählten oberösterreichischen
Start-ups, diese Möglichkeit für sich zu
nutzen. Unsere Support-Pakete bein-
halten dabei stets finanzielle sowie vor-
bereitende Unterstützung im Rahmen
von Coachings und Pitch-Trainings“,
sagt Verena Kroupa, Projektmanagerin
bei der Creative Region. Auch Butle-
roy wurde zwei Mal von der Creative
Region auf das SXSW begleitet – nur
beim ersten Mal beim Launch reiste
das Gründerteam auf eigene Initiati-
ve an. Ein weiteres Start-up, das zur
SXSW begleitet wurde, ist Newsadoo –
erst vor kurzem investierte die Raiffei-
senlandesbank einen Millionenbetrag in
das Linzer Unternehmen (mehr dazu auf
Seite 60). Generell seien Start-ups wie
Fretello, die hier gegründet haben, sehr
standorttreu – Linz und Oberösterreich
hätten einen starken Identifikationswert
und auch eine gute Infrastruktur. „Spe-
ziell mit dem Institute of Technology
und dem Open Innovation Lab an der
JKU und der FH Hagenberg befindet
sich der Standort in einer Topposition“,
sagt Georg Tremetzberger, der ab 2020
Geschäftsführer der Creative Region ist.
Großes Thema sei allerdings der Fach-
kräftemangel – besonders Entwickler
würden händeringend gesucht. „Ein
Lösungsansatz, auf den immer mehr
Unternehmen zurückgreifen, ist Re-
mote Work“, sagt Kroupa. In diesem
neuen Arbeitsmodell arbeiten die Mit-
arbeiter unterwegs oder von zu Hause –
das auf der ganzen Welt verteilt sein
kann.
Mitarbeiter über die
Weltkugel verteilt
Auch Fretello arbeitet großteils „remo-
te“. „Uns ist relativ egal von wo aus ge-
arbeitet wird, Linz ist zwar der offizielle
Firmenstandort, die Location unserer
Mitarbeiter ist für uns aber komplett
irrelevant“, sagt Lettner. Nicht einmal
die Hälfte der Mitarbeiter sitzt in Linz,
die restlichen sind über die halbe Welt
verteilt. „Wenn jemand extrem smart ist
und nur deswegen nicht zu uns kommen
will, weil er keine Lust hat, von Delhi
nach Linz umzuziehen, dann wollen wir
nicht auf ihn verzichten“, erklärt Lett-
ner. Bei Butleroy hingegen gibt es zwar
noch keinen Mitarbeiter, der remote ar-
beitet. „Es wäre aber kein Problem für
uns“, sagt Pichler. Schwierig sei nur ein
zu großer Zeitunterschied, der die Ko-
ordinierung von Besprechungen schwie-
rig mache. „Ansonsten gibt es bei dieser
Arbeitsform wenig Limitierungen“, sagt
Pichler. Dasselbe gilt wohl auch für den
Standort Linz._
Speziell mit dem Institute of
Technology und dem Open
Innovation Lab an der JKU und
der FH Hagenberg befindet sich
der Standort in einer Topposition.
Georg Tremetzberger
ab 2020 Geschäftsführer,
Creative Region
Unsere Supportpakete
beinhalten stets finanzielle
sowie vorbereitende
Unterstützung im Rahmen
von Coachings und
Pitch-Trainings.
Verena Kroupa
Projektmanagerin, Creative Region