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#Darstellung

 des Lisl-Geists

folgerung: „Wir sind als Arbeitgeber ge-

nauso gefordert wie alle anderen auch, 

die Rahmenbedingungen für unsere 

Mitarbeiter bestmöglich zu gestalten, 

und dürfen uns nicht darauf ausruhen, 

dass die Arbeit per se Sinn stiftend ist.“

Für die im Pflegebereich zunehmend 

schwierigere Suche nach neuen Mitarbei-

tern sei zu einem gewissen Teil auch das 

schlechte Image, das in den Medien trans-

portiert werde, schuld. Die Elisabethinen 

hätten aber einen sehr guten Arbeitge-

berruf und würden sich daher bei der 

Mitarbeitersuche leichter tun. Schwester 

M. Barbara Lehner, Generaloberin und 

Geschäftsführerin, führt das „auf eine ge-

wachsene Kultur“ zurück: „Ich höre von 

Mitarbeitern immer wieder, dass wir eine 

gute Atmosphäre im Haus haben. Mitar-

beiter fühlen sich nicht wie eine Nummer, 

sondern bekommen das Gefühl vermit-

telt, dass wir sie brauchen und sie jetzt 

zu uns gehören. Die Arbeitszone soll eine 

gute, wertvolle Lebenszone sein, wo man 

sich ein bisschen wie zu Hause fühlt.“ 

Hawel ergänzt: „Wir haben eine starke 

Wertebasis und dazu tragen auch die geist-

lichen Schwestern einen großen Teil bei. 

Wenn man durch die Gänge geht und ei-

ner Ordensschwester begegnet, wird man 

gefragt, wie es einem geht. Es ist schön, 

über das Berufliche hinaus wahrgenom-

men zu werden und vom Arbeitgeber das 

Gefühl vermittelt zu bekommen, dass er 

dir dankbar ist.“

Auf den Lorbeeren ausruhen könne man 

sich aber nicht, so Schwester Barbara Leh-

ner: „Wir müssen sehr viel tun, damit wir 

diese Atmosphäre und Kultur erhalten 

und weiterentwickeln.“ Daher wurde vor 

zwei Jahren ein Markenprozess gestaltet 

und als Ergebnis ein Markenrad mit den 

drei Werten „prophetisch“, „begleitend“ 

und „froh machend“ entwickelt. „Das 

war ganz wichtig, damit von außen sicht-

bar ist, wofür wir stehen und potentielle 

Mitarbeiter entscheiden können, ob das 

auch ihren Wertvorstellungen entspricht“, 

so Hawel. Man habe damit in gewisser 

Weise den „Lisl-Geist“ beschrieben. Im 

zweiten Schritt wurde 2019 die soge-

nannte „Elisabethinen-Führungs-DNA“ 

entwickelt. Dafür hat die Unternehmens-

leitung mit weltlichen und geistlichen 

Teammitgliedern die Werte und Haltun-

gen für Führungskräfte erarbeitet und in 

einem DNA-Strang bildlich dargestellt. 

Hintergrund dazu: Es zeige sich, dass der 

Fachkräftemangel in Bereichen mit tollen 

Führungskräften weniger dramatisch sei.

Die Arbeitszone soll eine gute, 

wertvolle Lebenszone sein,  

in der man sich ein bisschen  

wie zu Hause fühlt. 

Schwester M. Barbara Lehner

Generaloberin  

und Geschäftsführerin, 

Elisabethinen Linz-Wien

#Erfolgsrezept

: Mitarbeiter 

Der Linzer Fertigungssoftwarean-

bieter Industrie Informatik ist in den 

vergangenen Jahren rasant gewachsen. 

Das knapp 30 Jahre alte Unternehmen 

erwirtschaftete zuletzt dreizehn Millio-

nen Euro, in den vergangenen zweiein-

halb Jahren wuchs die Mitarbeiteran-

zahl von 77 auf 120. Auf die Frage nach 

dem Erfolgsrezept sagt Geschäftsführer 

Bernd Steinbrenner: „Ich weiß, das sa-

gen viele, aber ich mache das wirklich 

mit dem Brustton der Überzeugung: 

Unsere Mitarbeiter machen den Unter-

schied und damit den Erfolg aus.“ 

Man sehe sich als eine Familie, es gebe 

eine „unheimlich starke Community“ 

innerhalb des Unternehmens: „Bei uns 

menschelt es extrem.“ Industrie Infor-

matik habe viele langjährige Mitarbeiter 

und junge Kollegen schätzen am Unter-

nehmen, dass sie in relativ kurzer Zeit 

viel Verantwortung übertragen und je-

derzeit Unterstützung bekommen. „Wir 

reizen nicht die komplette Leistung un-

serer Mitarbeiter von Anfang an aus und 

verbrennen die Leute nicht.“ Es wurde 

ein Konzept für den Wissenstransfer im 

Unternehmen entwickelt. „Unsere Ent-

wicklungsabteilung stampft mit wenigen 

Leuten Unglaubliches raus – darauf dür-

fen wir wirklich stolz sein und dafür ist 

auch unser Betriebsklima ganz entschei-

dend.“ Das alles helfe bei der Mitarbei-

tersuche, aber in manchen Bereichen, 

wie etwa bei der Programmierung, sei 

die Suche trotzdem sehr schwierig. Dazu 

Steinbrenner: „Darum versehen wir uns 

jetzt auch mit Technologien, die kein Co-

ding-Wissen mehr brauchen, und diese 

stellen wir auch unseren Kunden zur Ver-

fügung. Diese haben genau das gleiche 

Problem und wir wollen uns ja nicht ge-

genseitig die Programmierer abluchsen.“  

Das Unternehmen ist laut eigenen An-

gaben in Österreich einer der führenden 

MES-Anbieter und gehört in Deutsch-

land zu den Top Ten. MES ist die Ab-

kürzung für Manufacturing Execution 

System, dieses ist ein Teil eines Ferti-

gungsmanagementsystems und für die 

Produktionssteuerung verantwortlich. 

„Unsere Kunden setzen unsere Software 

ein, um zu sehen, wo sie im Produkti-

onsprozess stehen und wo es noch Op-

Wir reizen nicht die komplette 

Leistung unserer Mitarbeiter  

von Anfang an aus und 

verbrennen die Leute nicht. 

Bernd Steinbrenner

CCO und Mitglied der 
Geschäftsführung,  
Industrie Informatik

timierungsbedarf gibt.“ Beispiele für 

Kunden sind etwa der Industriezulieferer 

Miba, der größte europäische Passagier-

schiffbauer Meyer Werft oder der nieder-

österreichische Metallverarbeiter Welser 

Profile.

Wenn Menschen immer stärker auf der 

Suche nach einer sinnstiftenden Arbeit 

sind, müsste die Arbeit im Sozial- und 

Gesundheitsbereich eigentlich zuneh-

mend beliebter werden. Dem ist aber 

nicht so, die Branche sucht händerin-

gend nach Mitarbeitern. Tina Hawel, 

Mitglied der Geschäftsleitung der 

Elisabethinen Linz-Wien mit 5.000 

Mitarbeitern, warnt vor dieser Schluss-