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aberger dazu und ergänzt „Aber die vie-

len Informationen machen den Patien-

ten wirklich oft Angst.“ Was dazu führt, 

dass das Urvertrauen zu Medizinern und 

Pflegepersonal ein Stück verloren geht. 

Schweighofer weiß: „Patienten, die sich 

online vorinformieren, fehlt oft das um-

fassende Wissen, um ihre gesamte Situ-

ation erfassen zu können. Medizinische 

Fachleute können vielfach besser beurtei-

len, was in den einzelnen Fällen sinnvoll 

ist oder nicht.“ Wissensmanagement sei 

hier gefragt. „Die Informationen sollen 

mit Experten besprochen und abgewo-

gen werden. Patienten konfrontieren 

Fachpersonal oft mit Wissen aus unse-

riösen Quellen aus dem Internet. Ge-

meinsam wird dann die eigene Situation 

besprochen und über die optimale Ver-

sorgung informiert“, sagt Schütz. In der 

Pflegeausbildung spielt Wissensmanage-

ment eine zunehmende Rolle: „Gesund-

heitssysteme, Therapien und Angebote 

sind vielfältig und komplex geworden. 

Vor allem in der Ausbildung für diplo-

mierte Gesundheits- und Krankenpfle-

ger wird wissenschaftliche Kompetenz 

intensiv vermittelt: Pflegekräfte müssen 

heute recherchieren, kritisch denken und 

aus unterschiedlichen Informationen für 

den Patienten das Optimale anbieten 

können“, erklärt Schweighofer. 

Der Arzt gibt Entwarnung. Stefan möch-

te aber auf Nummer sicher gehen und 

ein EKG machen lassen. Und einen Blut-

test, es könnte sich ja um einen unter-

drückten viralen Infekt oder eine bakte-

rielle Entzündung handeln. Oder steckt 

er schon mitten in einem Burnout? Der 

Arzt versucht, Stefan zu beruhigen. Doch 

dieser ist verwirrt. Um Gewissheit zu ha-

ben, wird ein medizinischer Von-Kopf-

bis-Fuß-Check-up-Termin vereinbart. 

So bald wie möglich.

#Generation Technologie 

und Zeitdruck

Neben dem Internet spielen Techno-

logie und Zeitdruck eine große Rolle 

für Patienten. „Durch das Wissen über 

den technologischen Fortschritt in der 

Medizin werden bei Beschwerden heute 

etwa schneller bildgebende Verfahren 

gefordert“, erklärt Schütz. Das sei zwar 

noch nicht die Regel, aber Unruhe und 

Ungeduld hätten in den letzten Jahren 

zugenommen: „Das ist ein gesellschaft-

licher Trend. Früher konnten die Leu-

te länger warten und waren entspann-

ter dabei. Heute sind viele Menschen 

sehr unter Zeitdruck. Als Privatklinik 

mit kurzen Wartezeiten profitieren wir 

davon.“ Der Entwicklung hin zur Ge-

sundheitsgesellschaft durch die Zunah-

me von Check-ups und Self-Tracking 

blickt Schütz positiv entgegen: „Es wird 

von vielen die Gesundheit im Auge 

behalten. Regelmäßige Vorsorgeunter-

suchungen, Fitnessapps und Pulsuhren 

machen hier erst den Anfang“, meint 

der Klinikleiter. Voraberger weiß: „Das 

Machbare steht heute im Vordergrund. 

Der Patient weiß über neue Entwick-

lungen in der Medizin bestens Bescheid. 

Grenzen werden hier manchmal nicht 

akzeptiert, vor allem wenn es um chro-

nische Erkrankungen oder um das The-

ma Sterben geht.“ Aufklärungsarbeit, 

Unterstützung und Coaching durch 

medizinisches Fachpersonal sei hier be-

sonders gefragt. „Natürlich kann heute 

der Computer die Diagnostik schneller 

übernehmen als ein Arzt, der sich das 

Bild ansieht. Aber was der Computer 

nicht kann: den Patienten in seiner ei-

„Wir müssen Patienten und

 

Angehörige in alle Prozesse

 

mitintegrieren.

Andrea Vor

aberger

Pflegedir

ektorin,  

Klinikum W

els-Grieskir

chen

Packliste 

Pflegekraft

#Hirn: Wissen und

 

Professionalität

#Herz: sozial-kommunikative

 

Kompetenzen, Gespür

#Hand: praktische Fertigkeiten

#Humor: positives Denken

 

und ein Stück Resilienz