82
genen Krankheitsbewältigung unter-
stützen und coachen“, erklärt die Pfle-
gedirektorin. „Hier sind wir gefordert,
die Selbstbestimmung und Handlungs-
fähigkeit im Krankheitsfall der Patien-
ten bestmöglich zu erhalten. Spitzenme-
dizin braucht eben auch Spitzenpflege.“
Der Check-up im Krankenhaus zeigt:
Stefan ist kerngesund. Erleichtert fährt
er mit dem Aufzug zwei Stockwerke
nach oben, um seine Großmutter zu
besuchen, die ein neues Kniegelenk
bekommen wird. Besorgt wendet sich
Stefan an das Pflegepersonal. Welche
Operationsmethode wird angewandt?
Wer wird sich um seine Oma kümmern?
Wie lange wird die Reha dauern?
#Generation betagt
und hochbetagt
„Der demografische Wandel führt zu viel
mehr betagten und hochbetagten Men-
schen, die gleiche medizinische Leistun-
gen erhalten wie junge Patienten. Das ist
für die Pflege die größte Herausforde-
rung“, sagt Voraberger. „Früher hat man
überlegt, ob man bei einem 85-jährigen
Patienten noch eine Herz- oder Knie-
operation durchführen soll. Heute ist
das normal.“ Bei vielen älteren Patien-
ten ist die Versorgung nach einer Ope-
ration oder Erkrankung schwierig, da sie
alleine leben und das Familiennetz wie
früher nicht mehr vorhanden ist. „Viele
Menschen sind einsam. Pflegekräfte und
Ärzte werden mit vielen Problemen und
Sorgen von Patienten und Angehörigen
konfrontiert. Sich Zeit zu nehmen, um
zuzuhören und Informationen verständ-
lich zu formulieren, ist sehr wichtig“,
weiß Schütz.
Zeit bedeutet jedoch gleichzeitig aus-
reichend Personal. Schon jetzt gibt es
Engpässe. Vor allem bei Pflegeberufen.
2016 wurde das Gesundheits- und Kran-
kenpflegegesetz geändert. Die Ausbil-
dung für und das Kompetenzprofil von
Pflegekräften wurden an die aktuellen
Herausforderungen des Gesundheits-
systems angepasst. Neben der sechsse-
mestrigen Ausbildung zur diplomierten
Gesundheits- und Krankenpflegerin an
Fachhochschulen wird die einjährige
Ausbildung zur Pflegeassistenz und eine
zweijährige Ausbildung zur Pflegefachas-
sistenz angeboten. „Vor allem auch der
neue Beruf Pflegefachassistenz wird we-
sentlich für unseren Berufsalltag, da die-
se Berufsgruppe eigenverantwortlicher
in der Pflege arbeiten darf“, erklärt Vor-
aberger. Die Kliniken Diakonissen, das
Klinikum Wels und die Fachhochschule
Wiener Neustadt sind allesamt Ausbil-
dungsstätten für Pflegekräfte. In Wels
wird ab März 2020 ein zusätzlicher Lehr-
gang für die Pflegefachassistenz angebo-
ten, der nächste Bachelorstudiengang
für Gesundheits- und Krankenpflege
beginnt im September 2020.
In der Ausbildung wird neben Fachwis-
sen die Empathiefähigkeit geschult und
soziale Kompetenzen werden trainiert:
„Neben Theorie und Praktika wird bei
uns Learning-Training-Transfer (LTT)
angewandt, wo in einem Simulationsla-
bor mit einer Puppe verschiedene Fertig-
keiten und Fähigkeiten und der richtige
Umgang mit den Patienten in heiklen Si-
tuationen geübt werden können“, erklärt
Voraberger. Und Schweighofer ergänzt:
„Soziale Kompetenzen werden von An-
fang an vermittelt. In Kommunikations-
veranstaltungen werden Reflexionstech-
niken erlernt, bei den Praktika müssen
Fälle notiert und dann besprochen wer-
den. Es gibt Ethiklehrveranstaltungen
und Trainings mit Schauspielern, wo die
Auszubildenden auch in die Patienten-
rolle hineinschlüpfen müssen.“
Doch wie bleibt man auch nach der
Ausbildung am letzten Stand? „Bei uns
am Klinikum Wels fördern wir die
Kompetenzen unserer Pflegekräfte und
bieten viele Fort- und Weiterbildungs-
programme für Mitarbeiter an. Über die
Fachhochschule können weitere Sonder-
ausbildungen absolviert werden“, sagt
Voraberger und betont: „Wenn wir es
schaffen, Patienten und Angehörige in
alle Prozesse einzubinden und sie in ihrer
Krankheits- und Gesundheitsfindung zu
unterstützen, dann sind wir auf einem
guten Weg.“_
„Gesundheitssysteme, Therapien
und Angebote sind vielfältig und
komplex geworden.
“
Maria Schweighofer
Studiengangsl
eiterin für allgemeine
Gesundheits- und Kr
ankenpflege,
Fachhochschul
e Wiener Neus
tadt
Packliste
Pflegekraft
#Fachliche, methodische,
soziale und wissenschaftliche
Kompetenz
und Intelligenz
#Verlässlichkeit
, Belastbarkeit
und Selbstständigkeit
#Empathie
und Problemlö
-
sungs- und Teamfähigkeit
#Ruhiges und besonnenes
Arbeiten
unter Zeitdruck
#Humor und guter Umgang
mit eigenen Gefühlen