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#Infrastruktur und Forschung

 Siemens.

„Die EU ist mit nur sieben Prozent der 

Weltbevölkerung für 20 Prozent der glo-

balen Forschungs- und Entwicklungsin-

vestitionen verantwortlich. Das ist ein 

Spitzenwert. Wir gestalten mit unserem 

Wissen über Künstliche Intelligenz, In-

ternet of Things und Edge Computing 

die industrielle Produktion neu. Die 

Chancen in diesem Bereich sind riesig, 

in den nächsten Jahren wird noch ganz 

viel passieren“, sagt Wolfgang Hesoun, 

Vorstandsvorsitzender von Siemens in 

Österreich. In neuen Technologien ste-

cke die große Chance, vielleicht sogar 

abgewanderte Industrien nach Europa 

zurückzuholen. Die Zukunft der Indus-

trie liege in der durchgängigen Digitali-

sierung der gesamten Produktionskette –  

vom Design über die Herstellung von 

Gütern bis zur Wartung und Optimie-

rung. Hesoun gibt ein Beispiel: „Die 

Entwicklung neuer Arzneimittel und 

Wirkstoffe ist kostenintensiv und zeit-

aufwendig. Ob ein Medikament mit den 

zuvor definierten Produktmerkmalen 

übereinstimmt, wird üblicherweise erst 

am Ende der Produktion überprüft. Tre-

ten Abweichungen auf, wird die Charge 

nicht freigegeben. Die Lösung dieses 

Problems liegt in der Digitalisierung der 

Produktionsanlage – und zwar über den 

gesamten Anlagenzyklus: vom Enginee-

ring und Betrieb bis hin zur laufenden 

Optimierung. Daher arbeiten wir in 

Wien in einer Bioprozess-Pilotanlage 

an innovativen Methoden, um Biopro-

zesse im Pharmabereich und in der Le-

bensmittelindustrie zu optimieren. Wir 

sind eine Topforschungsnation, die den 

internationalen Vergleich mit Innova-

tionsnationen wie Korea nicht scheuen 

muss.“ Aber eine gute Ausgangslage 

reicht nicht, „so wie man ohne Eisen-

bahnanschluss kein Stahlwerk betrei-

ben kann, ist ohne Breitbandanschluss 

keine digitale Produktion möglich. Da 

sehe ich einen ganz klaren Aufholbe-

darf. Dass wir in Österreich es dennoch 

schaffen, produktiver zu sein als andere, 

liegt an der Leistungsfähigkeit der Be-

triebe.“ Von der Qualität der Infrastruk-

tur hänge es ab, ob es gelingt, Jobs zu 

schaffen und zu sichern. „Auf europäi-

scher Ebene sollten wir uns in Zukunft 

Gedanken darüber machen, wie die 

Entscheidungsfindung der EU ausse-

hen wird. Nationale Interessen dürfen 

dringend notwendigen Maßnahmen in 

der gemeinsamen Industrie- und Wirt-

schaftspolitik nicht mehr im Weg stehen. 

Sollte sich hier nicht etwas ändern, wird 

Europa künftig Probleme haben, sich 

im globalen Wettbewerb behaupten zu  

können.“

Viel zu teuer und dann auch noch die ganze Bürokratie. Wohl die zwei größten Kritikpunkte, 

die gegen den Produktionsstandort Österreich sprechen. 

Aber was spricht dafür?

WAS WOLLT IHR NOCH HIER?

Redaktion_Sebastian Wallner

Fotografie_Siemens: Andi Bruckner; 

Fill; Eurofoam; Trücher: Magna Steyr; 

Rübig: Stixenberger

Illustration_Alexandra Auböck

Produktions-

standort

Wir sind eine 

Topforschungsnation, 

die den internationalen 

Vergleich mit 

Innovationsnationen 

nicht scheuen muss. 

Wolfgang Hesoun 

Vorstandsvorsitzender,  

Siemens Österreich