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SCHULE
IST GEIL
Text Daniela Ullrich
Foto DigitalCampus,
Fischer/Graz
Es klingt ja alles wahnsinnig cool: Laptop statt
Schulheft, USB-Stick statt Schultasche und inter-
aktives Whiteboard statt Schultafel. Dabei ist es so
viel mehr: Digitaler Unterricht bedeutet, den Kin-
dern Kompetenzen zu vermitteln, wie sie Arbeits-
programme anwenden und technische Abläufe
verstehen können. Darüber hinaus geht es darum,
den jungen Menschen bewusst zu machen, welche
Datenspuren das Surfen im Netz hinterlässt, was
diverse Apps oder Programme alles über einen wis-
sen, was Unternehmen mit hinterlassenen Daten
anfangen oder was eine seriöse Quelle ausmacht. Es
geht also nicht nur um das Erlernen einzelner Fak-
ten, sondern vor allem um das Verständnis für große
Strukturen und Zusammenhänge.
Das alles steht am Stundenplan der Digital Mittel-
schule Graz, dem ehemaligen „Ferdinandeum“. Das
eigens installierte Klassenzimmer für Lernen 2.0
läuft unter dem klingenden Namen „Digital Lear-
ning Lab“. Hier geht es weg vom Frontalunterricht
hin zum individualisierten Unterricht. Die Schüler
entscheiden selbst, sich zum Lesen zurückzuziehen,
am Computerarbeitsplatz im eigenen Tempo auf
individuelle Art und Weise zu lernen, alleine oder
in der Gruppe zu experimentieren und zu forschen
oder die neugewonnenen Erkenntnisse auf der Büh-
ne zu präsentieren und mit den anderen zu diskutie-
ren. Und, geht da auch was weiter? „Die Gestaltung
und Größe des Labs wirken sich auf den Unterricht
und das Lernen positiv aus“, sagt Sigrid Wozonig,
Leiterin des Digital Learning Lab, „es bietet Schü-
lern den Bewegungsraum, den sie brauchen, und
steigert ihr soziales Wohlbefinden. Das Aggressions-
potential ist deutlich niedriger. Die Kinder verges-
sen hier die Zeit, sie fühlen sich wohl, sind konzent-
riert, motiviert und aktiviert. Es ist ein Ort, an dem
die Schüler kaum Pausen machen wollen und wün-
schen, die Schulstunden dauern länger.“
BILDUNG 2.0
Innovativ war das Ferdinandeum immer schon. Wir
blättern etwas zurück im Geschichtsbuch, genauer
gesagt ins Jahr 1602, das Gründungsjahr der Schule.
Der damalige Erzherzog Ferdinand II., der ab 1619
römisch-deutscher Kaiser war, gibt den Startschuss
zur Schule. Fast 400 Jahre später lässt die Schule
aufhorchen: 1992, zu einer Zeit, in der Computer,
besonders in der Schullandschaft, noch eine absolu-
te Rarität waren, wird vom frisch versetzten Lehrer
Manfred Wacker der Pflichtgegenstand Informa-
tik für alle Schüler eingeführt. Das Resultat? „Die
Schülerzahlen schossen im wahrsten Sinn des Wor-
tes in die Höhe. Im Schuljahr 2005/06 saßen 236
Kinder in neun Klassen. Wir platzten aus allen Näh-
ten, darum verließ nun das EDV-Ferdinandeum aus
Platzmangel seinen Standort am Färberplatz und
übersiedelte mit Beginn des Schuljahres 2019/20
nach St. Leonhard“, sagt der heutige Schuldirektor
Manfred Wacker, der seit Ende 2011 die Schule
leitet.
Hier ist das Ferdinandeum als die neue Digital Mit-
telschule die tragende Säule des „Digital Campus“
der Stadt Graz und kann sich sehen lassen: Eine
deutlich verbesserte IT-Ausstattung ist zusammen
mit dem „Lego Education Innovation Studio“ die
Basis für eine moderne digitale Bildung für Kinder.
Zusätzlich aufgewertet wird der Standort durch eine
Kooperation mit der Firma Microsoft. „Wir sind
eine von 21 weltweiten Bildungseinrichtungen,
die im ‚Flagship Schools Program‘ aufgenommen
wurde. Das Programm arbeitet mit gleichgesinnten
Führungskräften aus der ganzen Welt zusammen,
um über mehrere Jahre hinweg neue Lernorte zu
entwerfen, zu entwickeln und bereitzustellen“, so
der Direktor.
Wenn Schüler gerne in den Unterricht kommen, dabei
die Zeit vergessen, motiviert sind und obendrein noch
Spaß haben, dann klingt das … fast zu schön, um wahr
zu sein. Der Einsatz von digitalen Medien macht’s
möglich. „Das macht freilich niemanden schlauer,
aber konzentrierter und wissbegieriger“, wie Manfred
Wacker, der Direktor der Digital Mittelschule Graz, sagt.