12

zuzuschreiben und natürlich nicht durch Zu-

fall entstanden. ABER! Wir sind diesen Zustand 

mittlerweile gewöhnt und haben ihn in unsere 

DNA übernommen. „Wir erleben jeden Tag diese 

Sicherheit, genießen jeden Tag diesen Wohlstand 

und dabei haben wir verlernt, auch nach außen zu 

gehen und die Komfortzone zu verlassen. Echtes 

Learning und echte Entwicklung findet aber nur 

außerhalb der Komfortzone statt“, so Scherntha-

ner. Seiner Ansicht nach ist Österreich dadurch 

über Dekaden hinweg gutes Unternehmertum 

verloren gegangen. Es fehlen weitläufig Prinzipien 

wie eine fachmännische Trial-and-Error-Methode 

und zukunftsorientiertes Denken: „Aus diesem 

Wohlstand und dieser Sicherheit heraus sind wir 

extrem vorsichtig geworden. Anstatt Dinge auch 

einfach einmal zu versuchen, hat sich bei uns eine 

Mentalität des ‚Hoffentlich passiert nichts!‘ und 

‚Was sagen denn die anderen dazu?‘ entwickelt.“ 

Dabei darf man die Schuld für diese Mentalität 

nicht einmal bei den Unternehmen suchen, so 

Schernthaner: „Diese Vorsicht hat sich bis in die 

gesetzlichen Regularien vorgearbeitet. Wenn man 

in Österreich als Unternehmer einmal fällt, be-

kommt man ein Stigma. Wer in Konkurs geht, 

wird in diverse Register eingetragen und hat es 

in der Folge schwer, noch einmal den Schritt 

in die Selbstständigkeit zu machen. Dabei hat 

eigentlich bloß eine Idee nicht funktioniert! So 

fördert man insgesamt ein sehr innovationshem-

mendes Umfeld. Österreich ist definitiv über- 

reglementiert.“

BÜROKRATIE AHOI!

In den Regularien sieht auch Industrievertreter 

Haindl-Grutsch eine Beschränkung der österrei-

chischen Innovationskraft und damit verlorene 

Chancen auf Wertschöpfung für den Standort: 

„In Österreich wurde über die Jahre ein umfassen-

des Transfersystem aufgebaut. Der Staat nimmt 

Bürgern und Unternehmen durch hohe Steuern 

und hohe Lohnnebenkosten zuerst sehr viel Geld 

weg, um es dann generös wieder auszuschütten –  

insbesondere vor Wahlen. Dieses Geld wird in 

diversesten Transferleistungen ohne Mehrwert 

für den Standort verkonsumiert. Es wäre jedoch 

viel besser, den Menschen und den Unternehmen 

erst gar nicht etwas in diesen Dimensionen weg-

zunehmen und dafür keine so breite Förderland-

schaft zu haben.“ Man bedenke: Ein Standort, 

der nicht so stark reglementiert ist und den Un-

ternehmen nicht die Last übermäßiger Bürokratie 

auferlegt, kann sich wirtschaftlich wesentlich bes-

ser entwickeln und stärker wachsen. Im europäi-

schen Vergleich sind insbesondere Schweden, die 

Niederlande und die Schweiz Vorbilder für Öster-

reich. „Diese Länder haben uns voraus, dass sie 

einen gesunden Haushalt sowie gesunde Finanzen 

haben und aus dieser finanziellen Stärke heraus 

investieren können. Unternehmertum wird groß-

geschrieben, es ist auch einfacher, Unternehmen 

zu gründen“, so der oberösterreichische IV-Chef. 

„Von der Brutto-Netto-Schere ganz zu schweigen. 

Welches Interesse hat denn jemand, in Österreich 

beruflich richtig aufzusteigen, wenn von dem zu-

sätzlichen Gehalt hauptsächlich der Finanzminis-

ter profitiert?“

REGLEMENTIERUNG AN 
DEN FALSCHEN STELLEN

Wo an manchen Stellen überreglementiert wird, 

gibt es an anderen Stellen zu wenig Beschränkun-

gen. Die Rede ist vom Bildungssystem. Der Fach-

kräftemangel ist längst am Arbeitsmarkt ange-

kommen – und er ist gekommen, um zu bleiben. 

Die demographische Entwicklung zeigt, dass wir 

Echte Entwicklung  
findet nur

  

außerhalb der  
Komfortzone 
statt.

 

Michael Schernthaner 

 

Geschäftsführer,

Schur Flexibles