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hat das Arbeitsleben maßgeblich verändert – es 

ist viel automatisierter und effizienter geworden. 

Das wirft natürlich auch neue Fragen auf: Wel-

che Rolle spielt der Mensch eigentlich heute im 

Arbeitsleben? Und welcher Teil der menschlichen 

Arbeit ist in Zukunft wichtig? Die Antworten 

darauf sind laut Kühmayer sehr einfach: „Alles, 

was uns Menschen von der Maschine unterschei-

det, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unsere 

Stärken sind unsere schöpferischen und sozialen 

Fähigkeiten. Vor allem soziale Komponenten wie 

Empathie und Emotionen werden immer wich-

tiger. Also Dinge, die nicht unbedingt im Kopf 

angesiedelt sind, sondern im Herz.“ Durch diesen 

Wertewandel müssen auch Unternehmen neu ge-

dacht werden. In der Vergangenheit hat sich das 

Bild gefestigt, dass Entscheidungen an hierarchi-

sche Strukturen gebunden sind. Die großen und 

schwierigen Entscheidungen über langfristige 

Entwicklungen müssen also an der Spitze eines 

Unternehmens getroffen werden, während auf 

den unteren Ebenen nur wenig weitreichende 

Entscheidungen stattfinden sollen. Diese Sicht-

weise erzeugt ein sehr heroisches Führungsbild, 

das jedoch nicht mehr zeitgemäß ist. „Man muss 

anerkennen, dass es in der heutigen Welt, die sich 

so schnell und dynamisch entwickelt, nicht mehr 

möglich ist, dass jemand tatsächlich all das Wis-

sen über die eigene Branche, den eigenen Markt 

und große internationale Entwicklungen in sich 

bündeln kann. So schlau kann niemand sein! Der 

Unternehmensspitze kommt also zunehmend die 

Deutungshoheit über die Welt abhanden“, so 

Kühmayer. „Das ist kein Versagen der Unterneh-

mensspitze, sondern eine natürliche Entwicklung. 

Nur ist diese längst noch nicht in allen Betrieben 

angekommen.“ Diese Entwicklung sollte nämlich 

auch die Rolle der Führungskräfte verändern. Es 

geht nicht mehr darum, den Mitarbeitern vorzu-

schreiben, wie sie zu arbeiten haben. Vielmehr ist 

es wichtig, ihre Eigenverantwortung zu stärken 

und sie zu befähigen, selbst gute Entscheidungen 

treffen zu können. „Die Devise muss lauten: Wir 

suchen intelligente Menschen, die uns erklären, 

was wir tun sollen und nicht um ihnen zu erklä-

ren, was sie tun sollen. Dieser Perspektivenwech-

sel ist ganz wichtig“, erklärt der Zukunftsforscher. 

Ein Perspektivenwechsel, den auch Schernthaner 

bereits wahrgenommen hat: „Dieses adaptive Füh-

rungsmodell wird nahezu für alle Organisationen 

und Unternehmen gelten. Wir bei Schur Flexib-

les bauen darauf, unsere Mitarbeiter aller Ebenen 

in ihrer Verantwortung zu Mit-Unternehmern zu 

entwickeln. Damit geht aber auch eine Sinnfrage 

einher, die nicht nur Unternehmen beantworten 

werden müssen – das betrifft alle Arten der Zu-

sammenarbeit. Um in Zukunft für qualifizierte 

Fachkräfte attraktiv und als Wirtschaftsstandort 

erfolgreich zu sein, muss sich auch Österreich die-

ser Sinnfrage stellen.“

ÖSTERREICH ALS MEKKA FÜR 
UMWELTTECHNOLOGIEN

An dieser Frage scheitert Österreich aber momen-

tan noch. „Warum soll man denn als Fachkraft 

nach Österreich kommen? Ich gehe ins Silicon 

Valley, weil ich dort ein Umfeld von Freiden-

kern habe, die im Bereich der IT die Welt verän-

dern wollen. Ich gehe nach Italien, weil dort der 

Geist der Mode herrscht. Denkt man an Design, 

denkt man automatisch an den Norden Europas. 

Aber wofür steht Österreich eigentlich?“, sucht 

Schernthaner vergeblich nach einer Antwort. 

„Hier hat es Österreich bisher verabsäumt, ein 

internationales Profil zu entwickeln. Das muss 

dringend nachgeholt werden.“

Dabei würden Österreich vor allem aktuell welt-

politisch wichtige Themen enorm in die Karten 

Wir brauchen  
internationale  
Vernetzung
. Wer  
glaubt, dass man  
die Zukunft von  
Österreich in Österreich  
entscheiden kann,  
denkt nicht weit genug. 

Franz Kühmayer

 

Trendforscher am Zukunftsinstitut 

(Schwerpunkt „Zukunft der Arbeit“)