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 „Du lebst ja noch in der Steinzeit.“ Klingt nicht 

gerade nach Kompliment. Es sei denn, es hat etwas 

mit Ernährung zu tun. Mediziner Günther Beck und 

Diätologin Daniela Heinzl über unsere Vorfahren als 

Vorbilder für gesundes Essen und warum parallel mit 

dem Boom der Zucker- und Kohlenhydratindustrie 

sämtliche Volkskrankheiten angestiegen sind.

DIE BESTEN 

ERNÄHRUNGSBERATER

UNSERE VORFAHREN!

 Text Susanna Wurm

 Foto Gettyimages, Johanna  
 

 Schlosser, Matthias 

 

 Klugsberger

 Illu Gettyimages

Eigentlich wäre es so einfach. Unser Körper weiß 

ganz genau, was wir brauchen. Hunger, Sättigung, 

Abneigung, Gusto – zu all dem sendet er Signale. 

Blöd nur, dass wir längst verlernt haben, diese In- 

stinkte zu deuten. Währenddessen hat die Lebens-

mittelindustrie gelernt, welche Zusatzstoffe das 

Verlangen nach mehr auslösen. Fett und Zucker 

(natürlich mit wohlklingenden Namen auf der Lis-

te der Inhaltsstoffe vermerkt) erzeugen nicht nur 

Glücksgefühle, sondern können auch süchtig ma-

chen. „Vom Verdauungssystem und vom bioche-

mischen Grundstoffwechsel her sind wir noch nä-

her bei der Steinzeit“, erklärt Mediziner Günther 

Beck vom Villa Vitalis Medical Health Resort. Es 

dauert Tausende Generationen, bis sich der Kör-

per an tiefgreifende Veränderungen anpasst. In der 

Steinzeit gab es viel Gemüse, Fisch, Fleisch, Nüs-

se und Beeren. „Erst viel später wurden die Men-

schen sesshaft, Ackerbau und Viehzucht sorgten 

dafür, dass täglich Fleisch, Kuhmilchprodukte und 

Getreide am Speiseplan standen. Und in den 50er 

Jahren kam schließlich mit der Kohlenhydratin-

dustrie der Überkonsum an Zucker“, erklärt Beck. 

Diese Entwicklung gehe ganz klar einher mit der 

Zunahme an Herz-Kreislauf- und Tumorerkran-

kungen. Die Statistiken seien so eindeutig, dass die 

Gesellschaften für Ernährung jetzt schon offiziell 

empfehlen, den täglichen Zuckerkonsum auf 25 

Gramm zu reduzieren. Je größer das Bewusstsein 

der Konsumenten dafür wird, desto mehr reagiert 

zumindest ein Teil der Lebensmittelindustrie dar-

auf. Allerdings nicht immer auf ehrliche Art und 

Weise. „Es gibt so viel versteckten Zucker. Nur 

weil man vielleicht den Zucker durch Zucker-

ersatzstoffe austauscht, um weniger Kalorien zu 

sich zu nehmen, ernährt man sich nicht gesünder“, 

macht Beck aufmerksam.

WAS DARF MAN ÜBERHAUPT 
NOCH ESSEN?

Dass Zucker und Zuckeraustauschstoffe also nicht 

das weiße Gold für unsere Gesundheit sind, scheint 

klar zu sein. Weniger klar hingegen ist, welche Er-

nährung nun überhaupt gesund ist. Der Stand der 

Wissenschaft ändert sich dazu in regelmäßigen Ab-

ständen. Wer das Internet befragt, bekommt un-

zählige Informationen, die sich gegenseitig wider-

sprechen. Wer blickt da noch durch? Diätologin