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Italien mit dem Prosciutto. In Oberösterreich ist es
vielleicht nicht ein einzelnes Produkt.
Ist es in Oberösterreich auch die
Wirtshauskultur an sich, die diese
Visitenkarte sein kann?
HIEGELSBERGER
_Ja, genau, dazu gibt es die Kuli-
narikstrategie in Oberösterreich, bei der man genau
das zusammenführt.
BAUMSCHLAGER
_Diese Wirtshauskultur ist ja et-
was Einzigartiges in Oberösterreich. Wenn ich inter-
nationale Seminargäste im Haus habe, dann sind die
ganz fasziniert von der Stammtischkultur bei uns,
die kennen sie so gar nicht.
„Frühstück an ungewöhnlichen
Plätzen“ nennt sich der Wettbewerb
der Gastronomiebetriebe, den das
Genussland Oberösterreich ins
Leben gerufen hat. Was war denn Ihr
ungewöhnlichster Platz, wo Sie schon
gefrühstückt haben?
BAUMSCHLAGER
_Beim Jagern!
HIEGELSBERGER
_Auf einer Hütte in Ebensee.
An einem Montag in der Früh, so wie heute, aber
im April. Ein Frühstück auf 1.000 Metern, das ist
schon was Besonderes.
Sie setzen mit dem regionalen Frühstück
einen Schwerpunkt auf die vermeintlich
wichtigste Mahlzeit des Tages. Aber
verliert in Zeiten von Intervallfasten,
bei dem viele das Frühstück komplett
auslassen, eben diese Mahlzeit nicht an
Bedeutung?
HIEGELSBERGER
_Super Thema, ich bin froh, dass
Sie das ansprechen. Nach dem Zwiebackfasten und
dem Kohlenhydratefasten ist jetzt das 16-Stunden-
Fasten in aller Munde. Vergessen wird dabei aber,
dass man Ernährung nicht über alle überstülpen
kann, sondern dass sie etwas ganz Individuelles ist.
Wir beschäftigen uns gerade intensiv mit dem The-
ma personifizierte Ernährung mit der HTL Wels. Es
geht vielmehr darum, dass man wieder lernt, in sich
hineinzuhorchen, was einem gut tut, wie viel man
braucht, und nicht nachzumachen, was vielleicht
für gewisse Personen passen kann. Dann kauft man
auch wieder bewusster ein, muss nicht so viel weg-
schmeißen – denn Fakt ist, dass circa 370 Euro im
Jahr pro Haushalt in Oberösterreich an Lebensmit-
teln weggeschmissen werden.
Wie könnte denn schon Kindern ein
bewussterer Umgang mit Lebensmitteln
und Ernährung beigebracht werden?
Bräuchte es dazu ein Schulfach?
HIEGELSBERGER
_Ich glaube, der wichtigste Punkt
bei der Ernährung ist das Vorbild der Eltern. Ernäh-
rungsbildung ist zwar ein großer Wunsch von uns,
aber ich würde es fast besser finden, wenn das in den
anderen Unterrichtsfächern automatisch mitlaufen
würde. Wenn man in Mathematik zum Beispiel eine
Kohlenhydratberechnung macht, wenn man in Na-
turkunde lernt, welche Inhaltsstoffe in den Lebens-
mitteln enthalten sind, und in Wirtschaftskunde,
wie eine Haushaltsliste aussehen kann.
BAUMSCHLAGER
_Wichtig wäre auch, dass die
Schüler lernen, welche Sorten wann Saison haben,
welches Gemüse jetzt eingelagert zur Verfügung
steht, was jetzt gerade am Feld wächst.
HIEGELSBERGER
_Das ist ein wichtiges Thema,
das du ansprichst. Ich erinnere mich an eine Pres-
sekonferenz, die wir vor zwei Jahren zum Kirsch-
blütenfest in Scharten abgehalten haben. Noch am
selben Nachmittag bekam einer der Kirschbauern
einen Anruf: „Bitte tun’S mir fünf Kilo auf die Sei-
te.“ Das Bewusstsein, was gerade im Garten oder
am Feld passiert, ist oft überhaupt nicht mehr vor-
handen.
Naja, wenn man in den Supermarkt
einkaufen geht, könnte man tatsächlich
meinen, jede Obst- und Gemüsesorte
habe ein ganzes Jahr Saison.
BAUMSCHLAGER
_Genau das ist der Punkt. Es ist
immer alles verfügbar, eine Bewusstseinsbildung in
der Schule wäre da absolut wünschenswert. Wir in
der Gastronomie versuchen stark, mit saisonalen
Themen zu arbeiten, um auf die verfügbaren Pro-
dukte einzugehen.
HIEGELSBERGER
_Auf saisonale Ernährung zu
achten, hat ja auch den Effekt, dass du deinem
Körper genau jene Nährstoffe zuführst, die er jetzt
braucht. Im Winter brauchen wir zum Beispiel ge-
nau so Vitamine – die kann uns das Wintergemüse
liefern. Leider haben wir verlernt, darauf zu achten,
weil wir nicht mehr darüber nachdenken müssen,
ob der Tisch gedeckt ist oder nicht – was natürlich
auch gut ist. Aber damit gerät in Vergessenheit, was
wir wirklich brauchen._
Woher kommt denn das?
Regional aufgetischt: Bei unserem Frühstückinterview kamen
tatsächlich ausschließlich oberösterreichische Produkte auf den Tisch.
Wurst, Speck, Grammelschmalz von Familie Rogl, Neuzeug
Schafkäse, Kräuterschafkäse von Familie Leimhofer, Waldneukirchen
Topfen, Bircher Müsli Joghurt, Milch von Familie Holzner, Aschach
Ziegen-Bällchen, Ziegenkäse von Familie Weinzierl, Adlwang
Brot von der Zöhrmühle, Bad Hall
Hasen-Fit-Säfte von Voglsam, Hofkirchen
Aroniagelee von Strasser, Schiedlberg
Eier von Familie Mayerhofer, Nußbach
Weckerl von der Bäckerei Leitner, Neuzeug
Semmerl von der Bäckerei Schnadenauer, Aschach
Kürbiskernöl von Familie Pfistermüller, Sierning
Hametwald Honig von Familie Wolfschwenger, Waldneukirchen
Nicht nur der Genuss kam
definitiv nicht zu kurz. Auch
das Gespräch war noch viel
länger als hier Platz ist.
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