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Eine einvernehmliche Scheidung 

ist immer mein Ziel.

Helmut Kunz

Scheidungs- und Familienrechtsanwalt

#Szenario 3

 

Adam ist Gesellschafter im 

 

Familienunternehmen, 

 

Eva arbeitet mit

„In Familienunternehmen spielen Ehe- und 

Gesellschaftsverträge eine große Rolle, weil 
damit das Familienvermögen gesichert 
werden soll und die Unternehmensanteile 
im Besitz der Kernfamilie bleiben sollen“, 
sagt Gesswein-Spiessberger. Für einen 
Partner, der im Unternehmen mitarbeitet, 
sei besondere Vorsicht geboten: „Wenn 
eine Gesellschafterstellung übernommen 
wird, dann sollte man darauf achten, auch 
wirklich die angemessene Beteiligung zu 
bekommen, da sonst ein bestehendes und 
noch dazu altes Familienvermögen nicht den 

Aufteilungsregelungen unterliegt.“ Oft würden 

Partner, die im Betrieb mitarbeiten, den 
Fehler machen, aus steuerlichen Gründen kein 
angemessenes Gehalt zu beziehen. „Manche 
stecken sogar ihre gesamten Ersparnisse in 
das Unternehmen des Partners ohne daran 
beteiligt zu sein.“ Im schlimmsten Fall würde 
der Partner dann nach der Scheidung leer 
ausgehen und nur eine Minipension erhalten. 

Einmal einvernehmlich, bitte! 

„Mit einer Scheidung geht ein Lebensabschnitt in einer Art 
und Weise zu Ende, wie er überhaupt nicht vorausgeplant 
war. Das ist etwas extrem Einschneidendes“, sagt Scheidungs- 
und Familienrechtsanwalt Helmut Kunz. Seit fast 20 Jahren 
begleitet er seine Mandanten in Scheidungsverfahren, 2002 
publizierte er das Buch „Der Scheidungsvergleich“ zur 
einvernehmlichen Scheidung. „Es ist immer mein Ziel, eine 
Scheidung einvernehmlich zu regeln.“ Doch wie vermeidet man 
einen Rosenkrieg?

# TRENNUNG VON SACHEBENE UND EMOTIONEN

„Ein zentraler Fehler bei Scheidungsverfahren ist, dass die 
Betroffenen anfangs die emotionale Ebene nicht von der 
Sachebene trennen können“, erklärt Kunz. „Emotionen brau-
chen andere Aufarbeitungsmechanismen. Sie sind streng von 
den wirtschaftlichen Gegebenheiten zu trennen.“ Den meis-
ten Mandanten sei das aber bereits nach der ersten Sitzung 
bewusst. „Ich bin hier sehr konsequent und mache ihnen klar, 
dass wir sonst nicht weiterkommen werden.“ Einen Konnex von 
Sachebene und Emotionen gibt es nur beim Ehegattenunter-
halt, weil dieser vom Verschulden abhängig ist. „Die Verschul-
densfrage ist sehr emotional, das ist klar. Sie muss aber für die 
Unterhaltsverpflichtung geklärt werden.“ 

# REFLEKTIEREN UND SORTIEREN

Für das Scheidungsverfahren bittet Kunz seine Mandanten, ei-
nen Ehebericht zu schreiben. „Damit bekomme ich ein besseres 
Verständnis für die Beziehung und kann eine gute Lösung für 
beide erarbeiten“, begründet Kunz. Der Ehebericht helfe seinen 
Mandanten, die Ehe zu reflektieren und Emotionen zu sortieren. 
„In dieser Streitphase zieht man sich gegenseitig nach unten. 
Wenn man alles emotional Revue passieren lässt, dann kommt 
man aus dieser Spirale heraus und kann sich auf alle Scheiduns-
folgen konzentrieren.“

# EIN WECHSELSEITIGES VERSTÄNDNIS ENTWICKELN

„Das Wichtigste ist, dass ein wechselseitiges Verständnis der 
Noch-Ehepartner entwickelt wird“, meint Kunz. Dafür müsse 
jeder seinen Standpunkt exakt definieren. „Bei manchen Ge-
sprächen sitzt mein Mandant neben mir und ich rede mit dem 
Ehegatten. Das entspannt die Situation.“ Viele Paare hätten ver-
lernt, sich gegenseitig zuzuhören. Spätestens beim Scheidungs-
verfahren müsse man eine Kommunikation in Gang bringen, die 
schon über einen längeren Zeitraum nicht stattgefunden habe. 
„Nur dann schafft man einen Neubeginn für alle: Denn Schei-
dung ist nicht nur ein Ende, sondern auch ein Anfang.“