Page 18 - DIE MACHER_Sommer 2022_Druck_converted
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Make love,
not waste
Die britische Designerin Ilse Crawford sagte einmal, dass nicht der Konsum allein das Problem sei,
sondern dass man Dinge, die man kaufe, nicht genug liebe. Eine Folge davon ist Müll. Die neue
„Generation Kreislauf“ hat von der Geschichte gelernt und will alles – einen modernen Lebensstil
und eine abfallfreie Welt. Doch wie wird man zum „Homo Circularis“, der beides im Blick hat?
Eine Annäherung.
Die Atacamawüste im Westen Chiles ist ein Natur- der in der Regel keinen zweiten oder gar dritten
juwel, bekannt für ihre Geysire, sonnengegerbten Frühling mehr. Sie landen als Kleiderballen auf
Landschaften und den gigantischem, zum Greifen einem Wochenmarkt in Übersee, als zerschred-
nahen Sternenhimmel. Und wenn endlich Regen derte Fasern in billigen Textilmatten – oder
fällt, verwandelt sich die karge Wüste für eine kost- auf illegalen Deponien. Doch die Zeiten ändern
bar kurze Zeit in ein farbenprächtiges Blütenmeer. sich gerade.
Dass heute LKW an die zwanzig Tonnen Altklei-
der pro Tag in die karge Idylle kippen, wirkt nahe- Das Bild des Homo Circularis
zu surreal.
Seit einigen Jahren wächst das Mosaik der Kreis-
Jährlich verursachen Österreicher:innen pro laufwirtschaft bunter denn je. Innovative Köpfe
Text Sonja Wöhrenschimmel-
Wahl Kopf etwa 590 Kilo Müll, sechs Prozent davon tüfteln an Kunststoffen, die unendlich wiederver-
Foto Nicolas Gutierrez; entfallen auf Textilien. Zu Großmutters Zei- wendbar sind, bauen alte Firmengebäude zu Co-
Huber: Dasha Kucher;
We Dress Collective: ten wurde das selbstgenähte „Pfoad“ des Haus- Working-Zentren um oder verwandeln Reststoffe
franzbecker; Vervaat: herrn zum Kinderhemd – und irgendwann zu in grüne Energie. Was sehen die Kreativen, was
Constantia Flexibles;
Stadler: Wolf Systembau Putzlappen geschnitten. Heute erleben Klei- andere nicht sehen?
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