Sie arbeiten seit 38 Jahren in unterschiedlichen Positionen beim AMS. Wie sind Sie zum AMS gekommen?
STRASSERDurch einen Zufall. Ich bin bereits mit 18 Jahren Vater geworden. Daraufhin habe ich das Thema Studium verworfen und mich um einen Job umgesehen. Beim damaligen Arbeitsamt in Ried war gerade eine Stelle frei, um die ich mich beworben habe.
Wie hat Sie dieser Job geprägt?
STRASSERDazu will ich ein kurzes Beispiel geben: In einer so kleinen Stadt wie Ried ist man bekannt wie ein bunter Hund. So ist es schon vorgekommen, dass mich am Würstelstand ein Arbeitsloser angesprochen hat und im nächsten Augenblick der Vorstand eines Großunternehmens, der meinte: „Ich wollte Sie schon anrufen, gut, dass ich Sie hier jetzt treffe.“ Lässig, oder? (lacht).
Die Bestellung zum Landesgeschäftsführer durch den Verwaltungsrat erfolgte einstimmig. Wie wichtig war das für Sie?
STRASSERDer einstimmige Beschluss war sehr erfreulich. Ich habe mir einen einstimmigen Beschluss gewünscht, denn für die neue Aufgabe habe ich nun das uneingeschränkte Vertrauen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen sowie der Regierungsvertreter. Das ist ein gutes Gefühl.
Es ist immer wieder die Rede davon, dass das AMS wieder zur Benchmark und auch effizienter werden muss. Vor welchen Herausforderungen steht man damit?
STRASSERBeim Thema Benchmark muss man sich vor Augen führen, dass wir in Oberösterreich immer die niedrigste Arbeitslosigkeit Österreichs gehabt haben. Das ist seit einem Jahr nicht mehr so. Im Jahresdurchschnitt werden wir uns vermutlich an dritter Stelle einpendeln, mit einer Arbeitslosenquote von etwas über sechs Prozent. Das sind wir nicht gewohnt und das wollen wir auch nicht. Das sehe ich als eine Herausforderung für mich. Unter das Thema Effizienz fällt, dass wir schnell und qualitativ richtig vermitteln. Es kommt auf den Spagat an, die richtigen Menschen in die richtigen Jobs zu vermitteln und das möglichst schnell. Dort, wo ich nicht den Richtigen habe, muss ich Alternativen anbieten können.
Stichwort „arbeitsmarktpolitische Herausforderungen“: In Oberösterreich steigt trotz Rekordbeschäftigung auch die Arbeitslosigkeit. Wie ist das zu erklären?
STRASSEROberösterreich hat ein positives Problem, denn die Einheimischen bleiben und ausländische Arbeitskräfte kommen zu uns. Es steigt dadurch zwar die Gruppe der Beschäftigten, also derjenigen, die sofort einen Job finden, aber viele Arbeitslose – besonders jene, die aufgrund von Alter, geringer Qualifikation, Migrationshintergrund oder gesundheitlichen Problemen gehandicapt sind – können nur schwer wieder Fuß fassen. Damit steigt im Durchschnitt die Vormerkdauer und der Bestand an Arbeitslosen.
Was sind Ihre langfristigen Visionen und Ziele für das AMS?
STRASSEREin wichtiges Ziel ist, dass die Arbeitslosenquote zu den niedrigsten in Österreich zählt. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Kundenzufriedenheit. Wir wollen so arbeiten, dass uns die Betriebe weiterempfehlen und auch ihren Personalbedarf über uns abdecken. Unsere Arbeit soll auch dazu führen, dass die Arbeitssuchenden mit unseren Beratungsleistungen zufrieden sind.
Das Innere nach außen gekehrt
Was motiviert Sie? Der Gestaltungswille. Ich will gestalten, gute Ideen umsetzen, für Arbeitssuchende und Unternehmen gleichermaßen etwas erreichen. Zusätzlich motiviert mich, dass wir eine Tätigkeit haben, bei der sich die Sinnfrage nicht stellt. Jeder der bei uns arbeitet, macht einen sinnvollen Job.
Was ist ein guter Ausgleich zur Arbeit? Ein besonderes Hobby sind meine drei Enkelkinder, mit denen ich Passiv-Sport betreibe und Sportevents anschaue. Aber mit ihnen mache ich nur Sachen, die mir selber auch gefallen (lacht).
Was inspiriert Sie? Ich lese viel und führe auch sehr gerne Gespräche über das Gelesene.
Angenommen, Sie würden heute wieder am Anfang Ihrer Karriere stehen, was würden Sie anders machen? Wenn ich mir das Ergebnis meiner Laufbahn ansehe, würde ich nichts anders machen, weil es ja geklappt hat (zwinkert).
Worauf sind Sie besonders stolz? Auf meine Kinder.
Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Kommunikativ, interessiert, gesellig, flexibel
Werte, die Sie Ihren Kindern vermittelt haben? Respekt, Freundlichkeit und Höflichkeit. Ich bin zum Beispiel ein Händeschüttler, egal ob beim Generaldirektor oder bei der Reinigungskraft.
Erfolgsrezept? Eine Mischung aus klaren Positionen und einem Harmoniebedürfnis. Am Ende des Tages muss ich meinem Gegenüber in die Augen schauen können. Auch wenn man unterschiedlicher Meinung ist, muss man sagen können: Wir einigen uns darauf, uns nicht einig zu sein.
Zur Person
Geboren am_ 3. März 1958
Familie_ Fixe Partnerschaft; Patchworkfamilie, drei Enkerl
Ausbildung_ Handelsakademie Ried im Innkreis
Karriere_
seit 2016 Landesgeschäftsführer des AMS Oberösterreich
2010 stellvertretender Landesgeschäftsführer des AMS Oberösterreich
1994 Geschäftsstellenleitung
1985 Abteilungsleiter in Ried im Innkreis