Eluminocity
Bisher gab es für potentielle Käufer von Elektroautos vor allem zwei große Hürden: geringe Reichweite und fehlende Verfügbarkeit der Nachladeinfrastruktur. Für beides hat Eluminocity eine Lösung.
Das Unternehmen mit Sitz in München kann bestehende Lichtmasten zu Auflade-Stationen für Elektroautos umrüsten – im Optimalfall in nur zwei Stunden. Der 33-jährige Sebastian Jagsch gründete das Unternehmen 2014 und beschäftigt heute fünfzehn Mitarbeiter. Eluminocity ist nicht sein erstes Unternehmen: Gemeinsam mit Mitstreitern baute er ein Dienstleistungsunternehmen für die Automobilindustrie auf, das heute mehr als 100 Mitarbeiter und mehrere Standorte in Deutschland hat. „Meine guten Kontakte in der Branche habe ich dann auch als Gründer von Eluminocity genutzt und die Idee bei verschiedenen Automobilherstellern gepitcht“, sagt Jagsch, der am Wochenende von München in seine Heimatstadt Ried im Innkreis pendelt.
„Wir sind im Vergleich zu konventionellen Produkten halb so teuer und nutzen die bereits vorhandene Infrastruktur. So entstehen keine neuen Hindernisse in den Städten“, erklärt Jagsch. Nicht alle Straßenlaternen lassen sich zu Ladestationen aufrüsten. „Das funktioniert aber theoretisch bei 20 bis 30 Prozent aller Lichtpunkte in europäischen Städten“, sagt der Gründer. Mehr als genug für eine intensive Durchdringung. In Europa modifizierte das Unternehmen bereits Straßenlaternen in Städten wie Eindhoven, München oder Oxford, in den USA in Chicago, Los Angeles und Seattle.
Die langfristigen Ziele von Eluminocity sind aber noch ambitionierter und gehen über Ladestationen hinaus. „Straßenbeleuchtung deckt zu 100 Prozent den öffentlichen Raum ab und ist immer dort, wo Menschen sind“, sagt Jagsch, „damit sind sie die perfekten Träger für smarte Technologie, die wir implementieren können.“ Mit Sensoren können die umgerüsteten Lichtquellen dann auch etwa freie Parkplätze erkennen und Autofahrer dorthin navigieren oder das Licht dimmen, wenn niemand in der Nähe ist. „Im Bereich Internet der Dinge passiert extrem viel, unsere Schätzungen sind, dass der Bereich 2019 ein gewaltiger Faktor im öffentlichen Raum sein wird.“ Eluminocity will also nichts Geringeres als den Weg für Smart Citys mitbereiten. Dazu übernahm man auch das oberösterreichische Unternehmen Lixtec mit Sitz in Regau, das auf Sensorik spezialisiert ist. Eluminocity selbst will 2017 die Zahl der Mitarbeiter verdoppeln und sich von einem Start-up zu einem etablierten Unternehmen entwickeln.
mittag.at
Für manche eine lästige Notwendigkeit, für andere der Höhepunkt des Tages: das Mittagessen.
Lange Zeit ernährten sich die beiden Linzer Manuel Berger und Stephan Schober in ihrer Pause von Leberkäsesemmeln und – passend zum IT-Klischee – von Pizza vom Lieferservice. „Wir wollten dann aber Abwechslung und haben die Online-Menüs von Restaurants in der Umgebung nach Mittagsmenüs durchsucht und aufgelistet“, sagt Berger, „schon bald wollten auch unsere Freunde diese Liste haben.“ Die Idee für mittag.at war geboren. Die App listet alle verfügbaren Mittagsmenüs in der Umgebung auf und navigiert die Benutzer gleichzeitig dort hin. Möglich ist das durch einen Algorithmus, der die Daten automatisch ausliest. Mehr als 24.000 Testbenutzer verwenden die App bereits. „Sie wird gut angenommen, die Rückmeldungen waren sehr positiv“, sagt Schober. Erreicht wurde die hohe Zahl von Benutzern durch gezielte Suchmaschinenoptimierung.
Derzeit konzentriert sich Mittag.at auf die Landeshauptstädte, Mittagsmenüs in ländlichen Regionen sind zwar genauso erfassbar, werden aber erst später implementiert. Berger: „Im urbanen Raum sehen wir besonderes Potential.“ Überhaupt wollen die beiden Gründer ihr Produkt im kommenden Jahr noch deutlich erweitern. „Interessant wäre zum Beispiel ein Bewertungssystem für die Restaurants, derzeit konzentrieren wir uns aber nur auf die Sichtbarmachung von Locations“, sagt Schober. Für die Gründung nahmen die beiden Gründer keine Fremdfinanzierung in Anspruch. Berger ist Geschäftsführer und hauptberuflich für das Unternehmen tätig, programmierte die Suchmaschine und iOS-Version. Derzeit noch von Schweden aus, wo er gemeinsam mit seiner Freundin lebt. „Ich pendle zu wichtigen Terminen nach Linz“, erzählt er. Schober kümmert sich für die Android-App und arbeitet nebenberuflich in einem anderen Betrieb.
Etwa 200 verschiedene Restaurants, die Mittagsmenüs anbieten, erfasst die App derzeit alleine in Linz. Für die Benutzer ist dieses Angebot gratis. Mittag.at will sich über eine Premium-Mitgliedschaft von Gastronomen finanzieren, für die es zusätzliche Funktionen und mehr Sichtbarkeit gibt. Das könnte sich durchaus auszahlen. „Bei unserer Testphase in Hagenberg wurden wir schnell marktrelevant. Eine Wirtin hat uns erzählt, dass seit der Listung jeden Tag deutlich mehr Menschen kommen“, sagt Berger.
Beerjet
Egal ob bei Fußballspielen, bei Zeltfesten oder Konzerten: Oft bilden sich lange Schlangen an der Bar und die Servicekräfte kommen nicht mehr hinterher mit dem Bierzapfen. Ein Problem, wohl so alt wie das hopfenhaltige Getränk selbst.
Das Unternehmen Beerjet mit Sitz in Waidhofen/Ybbs hat eine Anlage entwickelt, mit der in einer Stunde etwa 1.000 Bier gezapft werden können. „Für Gastronomen bedeutet das einen Mehrumsatz von bis zu 25 Prozent, für die Gäste eine deutlich reduzierte Wartezeit“, sagt Gesellschafter Max Weigl, der Beerjet gemeinsam mit drei anderen Gesellschaftern gegründet hat. Heute trinken die Fans des Hamburger Kultklubs St. Pauli im legendären Millerntor-Stadion Bier, das von Beerjet gezapft wurde, auch in den Stadien von Borussia Dortmund oder Rapid setzt man auf die Technik des Start-ups. „Wir sind mittlerweile in acht Ländern vertreten“, sagt Weigl.
Erfolg hatten die Unternehmer mit ihrem Produkt aber nicht sofort. „Vom Prototypen bis zur Serienreife sind leider zwei Jahre vergangen“, erinnert sich der Gründer. In dieser Phase wurde das Start-up vom Hightech-Inkubator Tech2b unterstützt. Als die Unternehmer dann denken, endlich ein fertiges Modell entwickelt zu haben, werden sie eines Besseren belehrt. „Das funktioniert zwar wirklich perfekt, aber wo soll ich das riesige Ding bitte hinstellen?“, wollte ein potentieller Kunde wissen. „Mit einem Satz hat er unsere Arbeit zunichte gemacht“, erzählt Weigl. Doch die Gründer geben nicht auf, überarbeiten den Beerjet, bis er seine heutige Form erreicht. Nach den ersten prominenten Kunden werden zahlreiche Unternehmen auf das Start-up aufmerksam. Derzeit arbeiten acht Mitarbeiter für Beerjet. Im vergangenen Jahr legte man ein Wachstum von 260 Prozent hin, 2017 soll das so weitergehen. „Die Märkte verlangen dieses Wachstum auch, die Nachfrage ist groß. Wir wollen etwa 250 Stück verkaufen“, sagt Weigl. Auch das Mietgeschäft sei spannend. Für Veranstalter gibt es den mobilen Beerjet. Dieser kostet etwa 25.000, die Fixinstallation circa 18.000 Euro.
Vorsicht statt Nachsicht
Mit seiner Kanzlei SWS Scheed Wöss Rechsanwälte hat sich Michael Scheed auf Unternehmens- und Gesellschaftsrecht spezialisiert. Mittlerweile hat er schon zahlreiche Start-ups beraten. „Die kommen aber meist erst zu uns, wenn wirklich Feuer am Dach ist und massive rechtliche oder wirtschaftliche Probleme aufgetreten sind“, sagt er. Mit frühzeitiger rechtlicher Beratung könne man später Überraschungen vermeiden und Kosten sparen. Gründern empfiehlt er, verschiedene Szenarien durchzudenken und sich auch abzusichern. „Am Anfang verstehen sich alle Unternehmer meist gut und haben dieselben Ziele, das kann sich mit der Zeit ändern“, erklärt Scheed. Oft legen Gründer nicht genau fest, was passiert, wenn jemand aus dem Team austreten will – oder gar verstirbt.
Auch bei der Rechtsform käme es häufig zu Missverständnissen. „Seit 2014 gibt es die Möglichkeit der gründungsprivilegierten GmbH, wo nur 10.000 Euro Stammkapital benötigt werden – viele wissen nicht, dass dieses Kapital nach zehn Jahren auf 35.000 Euro aufgestockt werden muss“, erklärt er. Klassische Fehler seien auch das Steuerrecht und die Sozialversicherung. „Wenn man die Einkommenssteuer am Anfang gering einstufen lässt, kommen im Jahr zwei und drei meist Nachforderungen. Manche Jungunternehmer sind darauf nicht vorbereitet, ihnen ist nicht klar, in welchem Ausmaß sie tatsächlich versteuern müssen.“
Unterstützung für Hightech-Gründungen
Der OÖ. Hightechfonds unterstützt aufstrebende Hightech-Unternehmen bei der Gründung und danach. Weil sie reguläre Sicherheiten oft nicht anbieten können, fällt es ihnen schwerer, an Kapital zu kommen. Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen mit Hauptsitz in Oberösterreich können auf die Förderungen zurückgreifen, die Mittel stammen von EU, Land Oberösterreich und oberösterreichischen Banken.
Die Beteiligungen des Hightechfonds reichen von mindestens 250.000 Euro bis zu 1,5 Millionen Euro und dauern maximal zehn Jahre. Die Beteiligung ist kombinierbar mit anderen Finanzierungen und Förderungen, wie etwa durch die OÖ. Kreditgarantiegesellschaft und die OÖ. Unternehmens-beteiligungsgesellschaft (KGG/UBG). Der Fonds bietet nicht nur finanzielle Unterstützung: Gemeinsam mit dem Inkubator Tech2b werden innovative Start-ups auch gezielt betreut. „Die Firmen sollen ihr zukunftsweisendes Potenzial voll entfalten und sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können“, sagt Geschäftsführer Konrad Remplbauer.