Karl Hasenöhrl war 21 Jahre alt, hatte die HTL für Tiefbau abgeschlossen und den Bundesheerdienst gerade hinter sich gebracht. Dann wollte er eigentlich ein Studium beginnen. Statik und Bauingenieurwesen hätten ihn interessiert. Doch dafür war plötzlich keine Zeit mehr: Sein Vater wurde schwer krank und Hasenöhrl stieg auf Wunsch der Eltern als jüngster Mitarbeiter in das gleichnamige Familienunternehmen ein. „Ich habe mit 21 Jahren eine Firma mit 80 Mitarbeitern ohne Vorwissen geleitet“, sagt Karl Hasenöhrl. Es war ein Vollzeitjob von Montag bis Sonntag mit bis zu vierzehn Stunden täglich. Die eigenen Mitarbeiter sorgten sich um ihren Arbeitsplatz und waren dementsprechend froh über den jungen Chef. „Aber in der Baubranche bei den Kunden mit 21 akzeptiert zu werden, war nicht ganz einfach“, erinnert sich der mittlerweile 52-jährige Unternehmer an seine Anfangszeit.
Viele Geschäftsbereiche
Seit dem Einstieg von Karl Hasenöhrl im Jahr 1981 in das Unternehmen mit Firmensitzen in Enns und St. Pantaleon im BezirkAmstetten,nahederDonauander oberösterreichischen-niederösterreichischen Grenze, hat sich viel getan. 1962 fing sein Vater Otto Hasenöhrl mit der Kieserzeugung in St. Pantaleon an und errichtete ein Betonwerk. Aktuell gibt es drei weitere Standorte in Linz, Freistadt und Sierning mit jeweils einem Betonwerk, außerdem sieben Schottergruben, einen Steinbruch und eine Asphaltmischanlage. „Wir sind Zulieferer im Hochbau und mittlerweile selbst im Tiefbau tätig.“ Weiters macht Hasenöhrl Erdbau- und Abbrucharbeiten, besitzt eine Baureststoff-Aufbereitungsanlage und ist in der kommunalen Müllentsorgung aktiv. Hasenöhrl übernahm 1992 die Mehrheit der Firmenanteile von seinen Eltern, 1996 stieg seine Schwester Ulrike in das Unternehmen ein. Karl ist zuständig für Verkauf, Entwicklung und Technik, während Ulrike für den kaufmännischen Bereich verantwortlich ist. Streitpunkte gebe es keine. „Jeder hat genug Arbeit, niemand braucht dem anderen etwas wegzunehmen“, erklärt Hasenöhrl lachend.
Herausforderung Familienbetrieb
Die Anzahl der Mitarbeiter hat sich seit Hasenöhrls Einstieg in das Unternehmen verfünffacht, auf aktuell rund 400. Das Unternehmen macht jährlich rund 70 Millionen Euro Umsatz in Oberösterreich und dem westlichen Niederösterreich. Es sind 160 LKWs und rund 100 Baumaschinen im Einsatz. Nicht großartig verändert hingegen hat sich der Arbeitseinsatz, die Stunden sind nicht weniger geworden. Es habe sich die Arbeit nur insofern verändert, als viele Repräsentationsaufgaben dazugekommen seien. Aktuell sorge aber auch die schwierige Wirtschaftslage in der Baubranche dafür, dass sich Unternehmer nicht zurücklehnen können: „Da versucht man Arbeiten zu lukrieren und man muss die Mitarbeiter mehr als sonst motivieren.“ Das Privatleben vereint man mit solch einem Arbeitspensum, indem „die Familie genauso involviert ist“. Die Ehegattin arbeitet im Büro und die nächste Generation zeigt bereits Interesse an der Baubranche: Der 21-jährige Sohn studiert Bauingenieurwesen und die 22-jährige Tochter Internationale Betriebswirtschaftslehre. Der Vater ist 2009 gestorben, die Mutter hilft auch mit 79 Jahren noch täglich am Vormittag in der Firma. Für Hasenöhrl war es von klein auf ganz selbstverständlich, dass von Früh bis am Abend von der Firma gesprochen wurde: „Das war nicht störend, es war einfach das tägliche Leben.“ Es sei allgemein in Familienbetrieben so, dass sehr viel auch im Privaten über die Firma gesprochen werde. Hinzu komme, dass viele Freunde ebenso in der Branche tätig seien.
Richtiger Ausgleich
Das Wohnhaus steht neben der Firmenzentrale. „Wir haben das Bauernhaus meiner Mutter umgebaut“, erklärt Hasenöhrl in seinem Büro und zeigt auf einen Vierkanter. Neben dem Wohnhaus hat Hasenöhrl in seinem Büro auch seinen zweiten Rückzugsort im Blickfeld: Hinter seinem Schreibtisch hängt ein großes Bild eines Waldgebietes in den Donauauen.
"Ich habe mit 21 Jahren eine Firma mit 80 Mitarbeitern ohne Vorwissen geleitet."
Karl HasenöhrlGeschäftsführer der Firma Hasenöhrl
„Es ist wichtig, zwischendurch auch wieder vom Gas runterzukommen und für sich selbst einen Ausgleich neben der Arbeit zu finden“, spricht Hasenöhrl über seine große Leidenschaft – der Jagd. Hasenöhrl hat 1980 die Jagdprüfung gemacht und 2007 hatte er die Gelegenheit ein 600 Hektar großes Waldstück, das er zuvor gepachtet hatte, zu kaufen. Der Wald liegt nur zwei Kilometer vom Firmensitz in St. Pantaleon entfernt und dementsprechend oft ist der Geschäftsführer dort anzutreffen. Man kann dort zu jeder Jahreszeit andere Tiere beobachten, es gibt kleine und große Gewässer als Nebenarme der Donau, schwärmt Hasenöhrl über sein Waldstück. „Bei
Rückschlägen oder unfairer Behandlung kann ich im Wald abschalten“, erklärt der Unternehmer wie sich Schotter und Wald optimal verbinden lassen. Den Schotter baut die Firma Hasenöhrl in sieben Schottergruben ab. Im eigenen Wald ist der Geschäftsführer Hasenöhrl zum Ausgleich in der Freizeit anzutreffen.
GEDANKEN
Selbstbeschreibung zumeist ruhig und abwartend, manchmal auch sehr emotional, wenn Unrecht passiert.
Darauf baue ich auf den Rückhalt meiner Familie und die Loyalität meiner Mitarbeiter.
Steine, die mir in den Weg gelegt werden müssen rasch, aber überlegt aus dem Weg geräumt werden.
Natur Ausgleich zum Berufsalltag.
Führungsstil streng mit weichem Herz, manchmal korrigierend
eingreifend.
Werte, die ich meinen Kindern vermitteln möchte einen geradlinigen und ehrlichen Weg gehen, die Herausforderungen des Lebens annehmen und sich nicht unterkriegen lassen.
Mein Erfolgsrezept die eigenen Ziele verfolgen, ständig neue Visionen und Träume haben.
Steckbrief
Geboren 25. August 1962
Familie Gattin Elfi (48), Tochter Stefanie (22) und Sohn Wolfgang (21)
Ausbildung HTL für Tiefbau