Doch was steckt dahinter? Warum braucht es bei einem Tennisturnier nicht nur einen gelben Ball, sondern auch einen roten Faden? Und was hat Tennis mit Kunst zu tun? Wir treffen den Chef des Veranstalters „Matchmaker“ Peter Michael Reichel gemeinsam mit seiner Tochter Sandra Reichel, Turnier- Direktorin des Generali Ladies, zum Interview. Wo? Natürlich am Tennisplatz.
Was war vor 25 Jahren der Aufschlag für das Generali Ladies?
Peter Michael ReichelDie Motivation, meine Tochter zu unterstützen. Sie war mit 16 eine der besten österreichischen Nachwuchs-Tennisspielerinnen und so haben wir in Wels begonnen, ein 5.000-Dollar-Turnier zu veranstalten, damit sie dort mit einer Wildcard spielen konnte. Dabei haben wir gesehen, dass die Veranstaltung großes Interesse bei den Menschen und Medien weckte und so sind wir dann größer geworden. 1991 sind wir nach Linz übersiedelt.
Wer waren in all den Jahren die Mitspieler? Und gab es auch Gegenspieler?
Peter Michael ReichelAlle haben verstanden, dass es eine große Chance für Linz ist, um sich auf der internationalen Ebene zu präsentieren, die Stadt hat von Anfang an ihre Zustimmung gegeben. Es gab zum Glück keine Gegenspieler.
Sandra ReichelEine wesentliche Rolle haben von Anfang an natürlich auch die Medien und Sponsoren gespielt. Es ist uns gelungen, dass uns unsere Sponsoren fast komplett seit 25 Jahren treu sind. Das ist sehr selten! Die Ausweitung der Medienpräsenz ist auch gigantisch – 2017 erreichen wir wahrscheinlich 200 Länder, die TV-Verträge sind schon abgeschlossen. Wir bringen Linz und Oberösterreich auf die Weltkarte mit einer Sportveranstaltung. Welche andere Sportveranstaltung schafft das? Wir haben regionale, nationale und internationale Präsenz, das heißt, wir decken den Bedarf aller Sponsoren ab und haben damit eine sehr gute Plattform.
Was darf man sich vom Jubiläumsturnier erwarten?
Peter Michael ReichelZum Einen haben wir eine absolute Top-Spielerin verpflichtet, sie war 67 Wochen die Nummer Eins, sie war noch nie in Linz – mit der 24-jährigen Dänin Caroline Wozniacki kommt ein ganz frisches Gesicht.
Sandra ReichelWir wollen das Turnier mit diesem Jubiläum auf eine neue Stufe heben – es soll ein regelrechtes Upgrade sein. Und das wird das Publikum eindrucksvoll merken – vom Eingangs- bis zum VIP-Bereich. Alles ist aus einem Guss, durch die ganze Veranstaltung zieht sich ein roter Faden – es gibt ein völlig neues Design von Steininger Designers. Außerdem wird Judy Murray das Turnier besuchen und einen Vortrag halten.
Reicht Tennis allein heute nicht mehr, um das Publikum zu begeistern?
Peter Michael ReichelWir werden nie die bestbesetzte Veranstaltung der Welt sein, das geht nicht. Und wir werden auch nie das größte Budget haben. Der Markt ist zu klein, es gibt so viele Top-Veranstaltungen. Deshalb brauchen wir einen USP hier in Linz – das Drumherum, die Ausstattung, das Design machen uns einmalig. So wie man es beim Beach-Volleyball am Wörthersee geschafft hat, einen USP zu entwickeln, so wollen wir das hier auch im Bereich Indoor-Turnier in Kombination mit Lifestyle.
Sandra ReichelDas passt perfekt zur Entwicklung der Stadt Linz. Und genau darum geht’s – es soll stimmig sein mit dem Umfeld.
Deshalb ab sofort auch die Verbindung zu Kunst und Kultur?
Sandra ReichelGenau. Wir rufen Künstler aus Oberösterreich oder mit Oberösterreich-Bezug dazu auf, unser Jubiläum mit uns zu feiern. Die Biographien der Siegerinnen der Generali Ladies der vergangenen 24 Jahre sollen Grundlage sein für 24 Kunstobjekte, die von den Künstlern gestaltet werden. Dazu gibt es eine Ausschreibung. Und das 25. Werk kommt von Gunter Damisch – das ist dann der Siegerpokal für dieses Turnier. Das Thema Kunst und Sport möchten wir auch in Zukunft verbinden, es soll heuer keine Eintagsfliege sein.
Wie bringt man Tennis-Größen wie Caroline Wozniacki nach Linz?
Peter Michael ReichelIndem man die Lizenz für ein internationales Turnier hat, indem man einen gewissen Stellenwert hat und, das ist natürlich kein Geheimnis, indem auch Startgelder bezahlt werden.
Sandra ReichelAber auch die Vernetzung spielt eine große Rolle. Wir sind seit 24 Jahren in dieser Branche, mein Vater ist der höchste Vertreter Europas der WTA – da hat man ein gutes Netzwerk, man kennt die Manager der Spielerinnen, man weiß, wer auf sie Einfluss hat. Und dann versucht man, den Kontakt zu halten.
Herr Reichel, Ihre Tochter hat es gerade angesprochen: Sie wurden heuer für drei weitere Jahre als Europa-Vertreter ins achtköpfige Board of Directors der WTA-Tour gewählt. Welche Aufgaben haben Sie hier?

Peter Michael ReichelDiese acht Personen treffen weltweite Entscheidungen – das heißt, es gibt keine dieser Entscheidungen, welche nicht über meinen Schreibtisch geht. Wir diskutieren die Regeln der Turniere, wie die Turniere dotiert sind, welche Spieler welche Rechte für welches Turnier haben, treffen Entscheidungen zur Vermarktung und den Verkauf der Medienrechte. Zum Beispiel haben wir gerade den historisch größten Mediendeal über 525 Millionen Dollar abgeschlossen. Das unterstreicht, dass Tennis die wichtigste Sportart der Frauen überhaupt ist. Es gibt weltweit keine Sportart, die so bedeutend ist. Das geht in Österreich immer ein wenig unter, weil hier der Frauensport keinen so hohen Stellenwert hat.
Wie funktioniert das Zusammenspiel Vater und Tochter?
Peter Michael ReichelEin Familienbetrieb kennt keine Arbeitszeit. Das heißt, wir sind nicht nur acht Stunden im Büro, sondern diskutieren, analysieren und arbeiten privat weiter. Wir haben ein blindes Verständnis füreinander.
Sandra ReichelNach einem Termin sind wir uns eigentlich immer zu 99
Prozent einig. Schwieriger ist hingegen das Thema Umsetzung ... mein Vater hat definitiv mehr Ideen, als abgearbeitet werden können (lacht). Dann muss ich schon manchmal sagen, es geht einfach nicht mehr. Aber das Wichtigste ist das blinde Vertrauen – das gibt mir schon eine irrsinnige Kraft und Selbstvertrauen. Auch wenn ich mal einen Fehler gemacht habe, mein Vater hat mich nie getadelt, sondern immer motiviert, es das nächste Mal besser zu machen. Ich habe meinen eigenen Weg finden und gehen dürfen.
Peter Michael ReichelMan muss natürlich schon sagen, dass sich unsere Wege in den letzten zwei, drei Jahren insofern geteilt haben, weil ich andere Aufgaben übernommen habe. Sandra ist der Tennisboss, sie macht alles. Und ich komme dann wieder heim von China, England oder Amerika und nehme Ideen mit. So ergänzen wir uns gut.
Sie haben vieles erreicht. Hat man da nicht irgendwann genug?
Peter Michael ReichelOh, ich habe noch viele Ziele! Linz zu festigen und über Innovationen noch besser zu machen zählt sicher dazu. Auch die Internationalisierung unseres Unternehmens im Fachbereich Tennissport ist sehr interessant, da gibt’s noch viele Möglichkeiten in anderen Ländern. Andererseits bin ich auch Partner und Investor in einem Fonds in London, der im Sportbereich investiert. Da bin ich jede Woche drei Tage in London und vernetze mich noch internationaler. Der Verkauf von Runtastic an Adidas ist so ein Beispiel. Wir investieren in Start-up-Unternehmen – das ist meine Hauptaufgabe in den nächsten zehn bis 20 Jahren. Es ist wahnsinnig spannend, weil ich jede Woche einige Präsentationen sehe – unglaublich, welche Ideen da daherkommen. Die Kunst ist dann immer, diese zu finanzieren und auf den Markt zu bringen.
Sandra ReichelBei meinen Zielen spielt das Turnier in Linz eine ganz wesentliche Rolle – ich möchte die Veranstaltung heuer wie gesagt auf eine nächste Stufe heben. Linz ist unser Steckenpferd, damit haben wir begonnen, damit bin ich aufgewachsen. Auch die anderen Turniere möchte ich weiterentwickeln und einfach einen guten Job machen. Obwohl das Tennisbusiness mit der Konkurrenz der Asiatischen Turniere nicht leichter wird, macht es Spaß, sich immer wieder zu beweisen.
JUBILÄUMSTURNIER
25 Jahre Weltklasse Damentennis in Linz
TV Übertragungen in über 100 Länder
10. bis 18. Oktober 2015 in der TIPS Arena.
www.generali-ladies.at