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Vorbereitung ist alles

Wo ist bitte die Finanzabteilung? Und wo das Marketing? Das Sekretariat? Alles hier drüben – bei mir. Ein-Personen-Unternehmen stehen vor einer großen Herausforderung. Dennoch sei es sinnvoll, sich in dieses Abenteuer zu stürzen, ist Gariele Kössler, Unternehmerin und Mentorin beim EPU-Mentoring-Programm der Jungen Wirtschaft, überzeugt. Sie steht gemeinsam mit Thomas Böhm Greta und Gregor Gründer Rede und Antwort.

Greta: Ich möchte mich gern selbständig machen - alleine. Aber kann ich das überhaupt? Muss man als Ein-Personen-Unternehmer nicht Experte für alles sein? Wie schaffe ich das?

Gabriele KösslerJa, selbstverständlich können Sie das! Natürlich muss jemand, der sich selbständig macht, vieles selbst machen. Für viele Bereiche gibt es aber auch wertvolle Unterstützung – ohne dass Sie gleich Mitarbeiter einstellen müssen. Für die fehlende Finanzabteilung gibt es die Unterstützung durch selbständige Steuerberater, für die fehlende Marketingabteilung gibt es Kooperationspartner. Zuerst aber sollten Sie die Gründungsberatung durch die Wirtschaftskammer Oberösterreich in Anspruch nehmen. Dort gibt es kostenlos oder sehr kostengünstig Beratung für die unterschiedlichen Fragen, die Sie haben.

Greta: So viele Ideen im Kopf – wie kann ich wissen, ob sie auch genügend Potenzial haben, um erfolgreich zu sein?

Gabriele KösslerGut, wenn Sie Ideen im Kopf haben! Jetzt geht es darum, diese zu ordnen und abzuchecken. Auch dazu gibt es Möglichkeiten. Eine ganz hervorragende ist das EPU-Mentoring-Programm der WKOÖ. Dabei können junge Unternehmer ihre Ideen mit erfahrenen Unternehmern austauschen und auch in kleinen Teams mit anderen Jung-Unternehmen diskutieren und auf ihre Realisierbarkeit abklopfen. Sie bekommen wertvolle Rückmeldungen einerseits und ein Netzwerk andererseits.

Thomas BöhmMeistens haben Unternehmensgründer mit einer vielversprechenden Geschäftsidee die Kernkompetenz in ihrem operativen Geschäft und sind vom Gelingen der Unternehmensidee total überzeugt. Die Gefahr besteht oft darin, dass der Jungunternehmer die Unternehmenssituation und Zukunft zu sehr durch die rosarote Brille betrachtet. Der Steuerberater als Gegenpol muss die Planungen des Jungunternehmers kritisch hinterfragen, denn die anstehenden Entscheidungen sollten auf Basis einer realistischen Einschätzung der Chancen und Risiken der Geschäftsidee getroffen werden.

Gregor: Ich bin absolut überzeugt von meiner Geschäftsidee. Dennoch die Frage: Sollte ich es vermeiden, mit meinem Privatvermögen zu haften?

Thomas BöhmDa gibt es kein klares Ja oder Nein, das ist von der Situation und Branche abhängig. Zuerst müssen Sie sich die Frage stellen: Welche Vermögenswerte sind überhaupt vorhanden und sollten vor einem allfälligen Zugriff durch Gläubiger geschützt werden. Außerdem sind mit jeder Geschäftstätigkeit andere Risiken verbunden. Das Risiko wird ungleich höher, wenn Sie massives Wachstum anstreben oder das Produkt massive Gewährleistungsrisiken mit sich bringt. Ist schützenswertes Vermögen vorhanden und gehen mit der unternehmerischen Tätigkeit nicht kalkulierbare Risiken einher, dann ist die Haftungsvermeidung wichtig. Die damit verbundenen höheren Kosten sind dann sinnvoll investiert. In der Praxis knüpfen Fremdkapitalgeber die Finanzierungszusage oft an Sicherheiten, sodass in der Regel der Unternehmer mit einem Teil des Vermögens haften muss. Durch die Sicherheitengewährung belegt der Unternehmer gegenüber dem Fremdkapitalgeber auch, dass er an die Geschäftsidee glaubt. Es geht deshalb meistens um eine Haftungsbegrenzung.

Gregor: Welche Möglichkeiten habe ich, wenn ich nicht genügend Eigenkapital zur Verfügung habe?

Thomas BöhmDer häufigste Weg bei nicht ausreichendem Eigenkapital ist in Österreich nach wie vor die klassische Fremdfinanzierung über die Bank, sei es ein Investitionskredit oder ein Kontokorrentkredit. Für innovative Unternehmensideen gibt es Alternativen über Beteiligungsformen von Risikokapitalgebern (sogenannte Venture Captital – Geber oder Business Angels). Es gibt auch zahlreiche Fördermodelle für Jungunternehmer, wobei es sich oft nicht um direkte Zuschüsse, sondern um günstige Kredite und/oder Haftungsübernahmen handelt. Oft besteht der Vorteil einer Förderung damit in der Erlangung einer Fremdfinanzierung, die man ohne die Förderung nicht bekommen hätte.

Greta: Eigentlich bin ich ja gar kein Unternehmertyp – Sicherheit ist mir extrem wichtig. Hab ich dann überhaupt das Zeug dazu, mich selbständig zu machen?

Gabriele KösslerNichts soll Sie daran hindern! Schon gar nicht das Gefühl der Unsicherheit. Wir gehen in unserem Leben laufend Risiken ein. Wichtig dabei ist, sich rundherum gut vorzubereiten: die Risiken abschätzen, Gefahren erkennen und darauf reagieren – dann sind es nämlich keine Gefahren mehr. Ein Unternehmertyp sind Sie, wenn Sie etwas unternehmen wollen und Lust darauf haben. Es ist gut und wertvoll, wenn Sie sicherheitsbewusst sind und nicht „ins kalte Wasser springen“. Bereiten Sie sich sorgfältig vor: Wenn Sie Beratungsangebote annehmen, wenn Sie offensiv mit anderen Jungunternehmern in Kontakt treten, Netzwerke bilden und sich Rat von erfahrenen Unternehmen holen. Mit diesem Sicherheitsnetz haben Sie das Zeug dazu!


gefragt.

KATRIN MAYRHOFER-SCHMIRL

Eigentlich hat Katrin Mayrhofer-Schmirl Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Kepler Uni in Linz und am Trinity College in Dublin studiert. Aber ihre größte Leidenschaft war immer schon das Kochen. Und so legte sie eine Kochausbildung gleich noch obendrauf. Im Juli 2012 gründete die zweifache Mutter das EPU „Katrins Kulinarik“ und kocht seitdem nicht nur für ihre Familie, sondern auch für andere groß auf.

Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Gründung Ihres EPUs?

Sämtliche Strukturen aufzubauen und Ideen zu entwickeln. Man ist für alles ganz alleine verantwortlich. Aber wenn mir etwas Freude macht, dann stecke ich gerne viel Energie in ein Projekt. Außerdem bin ich jetzt meine eigene Chefin!

Vermissen Sie manchmal Mitarbeiter?

Ja, weil ich es schön finde, in einem Team zu arbeiten. Dadurch können vielfältige Ideen und tolle Synergien entstehen. Es wird einfach lebendiger!

Was sind die Vorteile eines Ein-Personen-Unternehmens?

Aus meiner Sicht ist das Ein-Personen-Unternehmen ein guter Start in die Selbständigkeit. Man kann mit der eigenen Arbeitskraft viel bewegen und trägt nicht gleich Verantwortung für Mitarbeiter.

Soll „Katrins Kulinarik“ immer ein Ein-Personen-Unternehmen bleiben?

Mittelfristig ja, denn als Jungunternehmerin ist das ganz einfach eine Frage der Personalkosten. Aber ich bin sehr optimistisch, denn es kommen immer wieder neue spannende Projekte und Herausforderungen auf mich zu. Daher wünsche ich mir langfristig, dass mein Unternehmen wächst.

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