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Linzer Revolutionär in Berlin

Berlin gilt aus Europas Startup-Hauptstadt, nirgendwo sonst am Kontinent findet man eine so hohe Konzentration von Jungunternehmern. Auch einige Oberösterreicher mischen in der dortigen Gründer-Szene mit. Der Linzer Oliver Lukesch will als CO-Founder und CPO von Avuba nichts geringeres, als das Girokonto revolutionieren. Wir haben ihn im Co-Working-Space des Berliner Startup-Bootcamps besucht - und uns auf die Suche nach weiteren oberösterreichischen Spuren in der Start-Up-Szene gemacht.

Das Gebäude in Berlin-Mitte wirkt unscheinbar, fast abweisend. Von außen lässt sich nicht erahnen, dass in der ehemaligen Fabrik-Halle ausgewählte StartUps in gemeinsamen Büros von Mentoren ausgebildet und beraten werden und an ihren Produkten arbeiten, mit denen sie den Markt verändern wollen. Vor mehr als einem Jahr landete Lukesch im StartUp-Bootcamp: Damals als CEO der Web-App Weavly. Die Website ermöglicht es Benutzern, bequem YouTube-Videos zusammenzuschneiden, mit Musik der Online-Plattform Soundcloud zu hinterlegen, oder animierte Grafiken zu erstellen. Als es nicht gelang, eine große Basis von Benutzern von der Seite zu überzeugen, gab er das Projekt auf. Doch mit seiner Arbeit überzeugte der Linzer Jonas Piela, einen seiner ehemaligen Mentoren, der ihn dann als CO-Founder zu Avuba holte. Das Unternehmen hat sich kein geringeres Ziel gesetzt, als das Girokonto völlig neu zu erfinden, zu revolutionieren. Wir sitzen im Co-Working-Space, rund um uns wird getippt, diskutiert und auf Bildschirme gestarrt. „Was mich dazu bewegt hat, mitzumachen, war: Das Konto steht zentral im Leben“, erinnert sich Lukesch. Eine alte Ingenieurs-Weisheit lautet: Baue nur Sachen, die Menschen mindestens zwei Mal am Tag verwenden. Lukesch: „Ein Ding zu bauen, das so wichtig ist, dass Menschen tagtäglich damit agieren – das treibt an.“ In Deutschland gibt es zwei große Bankomatverbände. Als Kunde kann man sich nie ganz sicher sein, ob man gerade gratis Geld abheben kann – oder ob beim Vorgang Gebühren von bis zu fünf Euro anfallen. Auch das soll sich mit Avuba ändern. „Insgesamt fragen wir uns: Wie würde ein Konto aussehen, wenn es mit dem aktuellen Stand der Technologie völlig neu erfunden wird?“, sagt Lukesch.

Die Ablenkungen der Hauptstadt

Seit mittlerweile mehr als einem Jahr lebt Lukesch in Berlin, er kennt die Vorzüge der deutschen Hauptstadt für Gründer genau. Jeden Tag können Jungunternehmer ihre Ideen oder Produkte einem interessierten Publikum präsentieren oder auf verschiedenen Events netzwerken. Dieses Angebot birgt auch Gefahren. „Man muss aufpassen, dass man sich nicht in den Events verliert – letztendlich geht es vor allem darum, etwas voranzutreiben“, sagt Lu- kesch. Die Herausforderung sei es, sich auf relevante Sachen zu konzentrieren – und nicht auf jeder Party mitzumischen. Trotz allem sieht Lukesch die Startup-Szene in Berlin noch in der Ent- wicklungsphase, die Strukturen würden sich noch herausbilden. „Als Facebook vor drei bis vier Jahren in Europa richtig bekannt und erfolgreich geworden ist, wurde auch das Start-up-Thema so wirklich heiß“, erinnert er sich. Auch in Berlin gab es damals junge Unter- nehmen, die gehyped wurden, etwa die Bewertungs-Plattform Amen und Gidsy, ein Marktplatz für Aktivitäten und Kur- se. Beide machten den Standort Berlin bekannt, scheiterten aber schließlich. Nach einer ersten Blase von überbewerteten, gehypten Start-ups würden nun aber Unternehmen in Berlin entstehen, bei denen das Geschäftsmodell auch funktioniert, sagt Lukesch.

Kritische Blicke nach OÖ

Bei Amen finden sich oberösterreichische Spuren. Der Nürnberger Johannes Stühler forschte für BMW in Oberösterreich, studierte später in Hagenberg Mobile Computing. Für Amen entwickelte er die Iphone-Application. Seit das StartUp vom Internet-Fernseh- sender tape.tv aufgekauft wurde, leitet er dort die mobile Entwicklung auf IOS und Android. Für ihn ist ein Hype das Mittel zum Zweck: „Kann man als Start-up keinen Hype erzielen, hat man zu niedrig gezielt“, erzählt uns der Ex-Hagenberger in einem kleinen Berliner Cafe. Als Gründer wolle man schließlich nicht ein bestehendes Produkt einfach nur besser machen, man wolle es viel, viel, viel besser machen, sagt Stühler. Gibt es ein enormes Medienecho, helfe das, an Investoren zu kommen. Fragt man ihn nach seinen Eindrücken der oberösterreichischen StartUp-Szene, äußert er sich kritisch. „Als ich in Oberösterreich gelebt habe, war Runtastic gerade in den Startlöchern. Ansonsten gab es zu dieser Zeit in Oberösterreich aber hauptsächlich mittelständische Unternehmen mit konservativen Jobmöglichkeiten und kaum StartUps“, erinnert sich Stühler.

Drei Jahre ist das jetzt her, seitdem hat sich im heimischen Start-up-Umfeld einiges getan. „Nicht nur die Szene, auch die Medien haben sich weiterentwickelt – allein der Begriff Start-up ist mittlerweile vielen ein Begriff“ sagt Florian Gschwandtner von Runtastic. Sein Unternehmen ist jedenfalls nicht nur durch die Übernahme des deutschen Medienkonzerns in der Hauptstadt angekommen. Als wir durch den Berliner Modebezirk Kreuzberg spazieren, joggt ein junger Mann an uns vorbei – aus dem Handy dröhnen Anfeuerungsrufe der Runtastic-App.

"Das Produkt mit den besten Inhalten wird sich durchsetzen - und das werden wir sein."

Oliver Lukesch

Ein weiteres Beispiel für so eine heimische Erfolgsgeschichte ist ReqPOOL. Das Unternehmen aus Hagenberg ist das derzeit am schnellsten organisch wachsende StartUp Österreichs, man bietet seinen Kunden ein Managementsystem, das Anforderungen an IT-Systeme dokumentiert. Entwickeln konnte sich das Unternehmen im Co-Working- Space von akostart oö in Linz, wo das Projekt von der Stunde Null weg betreut wurde. Vier der insgesamt vierzehn Mitarbeiter arbeiten mittlerweile in einer Berliner Außenstelle, von dort kommt auch der Investor. „Oberösterreichische Geldgeber waren nicht bereit, die Innovation von ReqPOOL finanziell zu unterstützen“, sagt CEO und Gründer Florian Schnitzhofer. Investoren hierzulande würden sich eher auf den Business-to- Consumer-Bereich konzentrieren, der Business-to-Business-Bereich würde vernachlässigt werden. Auch in Berlin ist das Unternehmen bereits erfolgreich: Man arbeitet für eine große deutsche Behörde, mit einem dort ansässigen StartUp wurde eine Kooperation geschlossen.

Revolution im April?

Vom Markteintritt ist Avuba noch ein Stück entfernt: Derzeit testet ein aus- gewähltes Publikum mit einer Partner- bank das neue Girokonto. Regelmäßig werden die Rückmeldungen der Tester ausgewertet. Der Co-Founder zeigt uns mehrere Tabellen, in denen Punkte aufgelistet sind, die Kunden bei der Registrierung und beim Zahlen erledigen müssen. Mühsame oder komplizierte Schritte könnten den Benutzer davon abhalten, Avuba weiter zu nutzen – sie sind am Papier rot markiert. „Wir müssen noch möglichst alle rot markierten Bereiche wegbekommen, damit es kaum Hürden gibt“, erzählt Lukesch. Er schätzt, dass das revolutionäre Girokonto etwa im April 2014 auf den Markt kommen wird.

„Das Produkt mit den besten Inhalten wird sich durchsetzen – und das werden wir sein.“

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