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Wer die besten Köpfe sucht …

… findet diese nicht immer auf Anhieb. Oder anders formuliert: Der Fachkräftemangel zählt zu den größten Gefahren am österreichischen Arbeitsmarkt. Über eine historische Herausforderung für die heimische Wirtschaft.

Wirft man einen Blick in die verschiedenen Branchen des Landes, müsste man vielen von ihnen wohl die Schulnote „Nicht genügend“ ausstellen. Zumindest, wenn es darum geht, die ausreichende Verfügbarkeit an Arbeitskräften zu bewerten. Spätestens durch die Coronakrise wurde uns vor Augen geführt, wie akut der Mangel im Gesundheitswesen ist. Und wer durch die Innenstädte schlendert, den beschleicht geradezu der Eindruck, die zahlreichen „Wir suchen“-Schilder gehörten zur Grundausstattung der Gastronomiebetriebe. Dort und in der Tourismusbranche hinterlässt die Pandemie bleibende Imageschäden – und den faden Beigeschmack, diese Jobs seien nicht sicher, nicht krisenresistent genug.

Doch die Probleme herrschen auch in vermeintlich verlässlicheren Sparten. Schon vor der Pandemie beklagten etwa Industriebetriebe den Mangel und auch im Baugewerbe ist man händeringend auf der Suche. MINT-Fachpersonal ist seit geraumer Zeit ein knappes Gut. Dasselbe gilt mittlerweile für unzählige Unternehmen, die auf so manchen Auftrag verzichten müssen und dauerhaft auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden sind. Die Folgen: Umsatzeinbußen, kürzere Öffnungszeiten, jede Menge ungenutztes Potential. Das Land stößt an die Grenzen des Wachstums – was bleibt, ist eine gewisse Ratlosigkeit.

Eine Bevölkerung im Wandel

Der Fachkräftemangel ist kein gänzlich neues Problem. Diskutiert wurde er bereits, als wir bei Corona noch an ein eisgekühltes Trendgetränk im Sommer und bei der Maskenpflicht an eine Vorgabe im OP-Saal denken mussten. Die Krise kann daher nicht ausschließlich als Ursache, sondern vielmehr als eine Lupe verstanden werden, mit der wir einen genaueren Blick auf gewisse „Baustellen“ im Land werfen mussten. Und je länger dieser andauert, desto stärker wird eine Lupe bekanntlich zum Brennglas.

Eine konkrete und emotionale Vision hilft dabei, Mitarbeitende an Bord zu holen.

Monika Herbstrith-Lappe Unternehmerin und Keynote-Speakerin, ARS Akademie

Da drängt sich die Frage auf: Wo sind die Menschen? Salopp formuliert: Sie sind zu alt, zu „non-existent“. Zugegeben, das mag nun etwas überspitzt klingen. Letztendlich bringt es jedoch genau das auf den Punkt, was der demografische Wandel derzeit bewirkt. Trotz Zuwanderung schrumpft die Zahl der 20- bis 60-Jährigen, also der relevantesten Gruppe unter den Erwerbstätigen, seit Jahren beständig – bis 2033 erreicht sie vermutlich ihren Tiefststand seit Beginn der 2000er Jahre. Gepaart mit weiteren Faktoren, etwa steigenden Pensionsantritten und dem zuletzt bemerkenswerten Wirtschaftswachstum, vervollständigt sich das Bild. „Was daran ungewohnt und neuartig ist, ist die steigende Nachfrage nach Personal in einer Zeit, in der gefühlt eine Krise die nächste jagt“, sagt Christian Hener. Als Geschäftsführer der Personalberatung EO Executives blickt er auf langjährige Expertise im Umgang mit den Höhen und Tiefen am Arbeitsmarkt zurück.

„Unternehmen brauchen einen Coolness-Faktor“

Für gewöhnlich reagieren Unternehmen auf Krisen vorsichtig, treten etwa seltener in neue Märkte ein. „Stattdessen befindet sich Österreich, mitunter durch das derzeitige Wirtschaftswachstum, im akuten Fachkräftemangel und inmitten eines Arbeitnehmermarktes“, so Hener – selbst in den Führungsebenen, auf die sich die Expert:innen von EO spezialisiert haben. „Umso mehr geht es darum, Kandidat:innen aktiv zu motivieren, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie abzuholen“, erklärt Hener.

Klassische Ausschreibungen sind nur noch bedingt zeitgemäß. „Wir betreiben intensive Direktansprache, nutzen digitale Datenbanken, führen teilstrukturierte Interviews und liefern umfassende Persönlichkeitsanalysen zu potentiellen Kandidat:innen“, so Hener über die Vorzüge einer professionellen Herangehensweise. Auch soziale Medien haben Strahlkraft: „Unternehmen sprechen auf Social Media nicht nur ihren Absatzmarkt an, sie richten sich automatisch auch an ihren Arbeitnehmermarkt.“ Ohne eine gewisse Coolness findet sich das perfekte Match nur noch schwer – ein bewusstes Arbeitgeberbranding sowie authentische Einblicke sind heute Must-haves.

Risikobewusst statt angstgetrieben navigieren

Gelingt es einem Unternehmen, neue Arbeitskräfte für sich zu gewinnen, ist es gerade jetzt eine zentrale Aufgabe des Führungspersonals, diese sowie bestehende Mitarbeitende zu halten. Keynote-Speakerin Monika Herbstrith-Lappe rät daher, Teams breit aufzustellen, statt Monokulturen zu schaffen. „Diversität ist eine große Chance. Als Führungskraft kann man zukunftsfitte Teams schaffen, indem man verbindende Gemeinsamkeiten entdeckt und stärkt und bereichernde Ungleichheiten fördert“, so die Referentin der ARS Akademie.

Der Fachkräftemangel zwingt zu einem neuen Führungsstil.

Christian Hener Geschäftsführer, EO Executives

Individuelle Führung lautet hierfür das Zauberwort. „Die Kunst ist es, zwischen den Generationen zu vermitteln, Dialoge zu fördern, Spielregeln für das Miteinander zu definieren und Leistungen zu würdigen“, betont die Expertin. So kann es gelingen, sowohl langjährige als auch neue Mitarbeitende langfristig an sich zu binden und belastbare Teamstrukturen in Krisenzeiten zu schaffen. „Eine konkrete und emotionale Vision hilft dabei, Mitarbeitende an Bord zu holen“, so Herbstrith-Lappe.

Die richtigen Rahmenbedingungen sind entscheidend – und wie die Unternehmen des Landes die Hürden am Arbeitsmarkt bewältigen, wird ausschlaggebend für das Wachstum der kommenden Jahre sein. Auch Hener zeigt sich optimistisch: „Rückblickend ist es bisher immer gelungen, mangelnde und kostenintensive Arbeitskraft durch Produktivitätssteigerungen auszugleichen –

so konnte Österreich am Ende des Tages stets eine hervorragende Leistungsbilanz erzielen. Ich gehe davon aus, dass das auch in Zukunft der Fall sein wird.“_

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